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Gedenkfeiern am Volkstrauertag in Leutkirch und Isny

Leutkirch / Lesedauer: 3 min

Beim Volkstrauertag wird den Opfern von Krieg und Verfolgung gedacht. In Isny treffen sich die Menschen am Ölberg, in Leutkirch am Kriegerdenkmal.
Veröffentlicht:20.11.2023, 14:27

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Am Volkstrauertag haben sich Menschen zum Gedenken an die Opfer von Krieg und Verfolgung getroffen ‐ in Leutkirch am Kriegerdenkmal, in Isny am Ölberg.

„Schön, hier soviel junge Gesichter zu sehen, ich freue mich, dass ihr heute da seid“ ‐ so die anerkennende Rückmeldung in der Gedenkrede von Hubert Moosmayer zum Volkstrauertag am Kriegerdenkmal: Hier waren die Jugendabteilungen der Feuerwehr und des Roten Kreuzes versammelt sowie Schüler der Realschule und Don-Bosco-Schule. Die Acht- und Neuntklässler Manuela Branco, Emily Bischoff und Haval Gharib übergaben die Lolo-Gollowitsch-Patenschaft an die Schülerinnen Lilli Freitag und Arven Altenried aus der neunten Klasse mit dem Wunsch, „dass Lilo und die Ausstellung in der Otl-Aicher-Realschule einen guten Platz bekommen, wo sie gesehen werden und dass man über sie spricht“.

Dies ist für Moosmayer das Weitergeben der Erinnerung an die Jahre der Kriege, an das Leid und Unrecht des Nationalsozialismus von Generation zu Generation als ein zentrales Ziel des Gedenktages. Der Vorsitzende des Vereins „Gegen Vergessen, Für Demokratie“ verschwieg dabei nicht, wie angesichts der Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten der Frieden, Wohlstand und die demokratische Gesellschaft in Deutschland bedroht ist. Moosmayer fordert daher „den aktiven Einsatz für die Demokratie, das auch wehrhafte Mitmachen und Bekennen. Jetzt ist es an uns. Es ist unsere Zeit und Verantwortung. Bleiben wir dabei den Politikern kritisch gegenüber, aber auch respektvoll und anerkennend. Stehen wir auf gegen Rassismus, Antisemitismus und Fremdenfeindlichkeit. Wir können handeln, jeder von uns kann etwas tun“.

Respekt und Beachtung

Im gleichen Sinn sprach Hans-Jörg Henle die Totenehrung, der mit den Schülern einen Kranz und Rosen niederlegte. Für den Oberbürgermeister ist „Frieden nicht die Abwesenheit von Krieg, er ist ein Zustand des Geistes, eine Neigung zu Güte, Vertrauen und Gerechtigkeit. Unsere Verantwortung gilt dem Frieden unter den Menschen zu Hause und in der ganzen Welt“. An der Feier beim Kriegerdenkmal nahmen neben zahlreichen Bürgern der Krieger- und Kameradenverein, die Reservistenkameradschaft, die Feuerwehr und das DRK, die Polizei, die TSG, der Gebirgstrachten-, Partnerschafts- und Kolpingverein teil. Für die musikalische Gestaltung sorgten der Sängerkranz und die Stadtkapelle unter Leitung von Anne-Regina Sieber und Emma Geser.

In Isny sprach Hannelore Sieling, die Vorsitzende des VdK-Kreisverbands Ravensburg, an der Kriegsopfergedächtnisstätte am Ölberg: „Wir müssen es heute mehr denn je als Auftrag verstehen, dass Gedenktage zur Geschichte und Gedenkkultur jeden Respekt und Beachtung verdienen. Nur, wer bereits in frühen Kindertagen in der Familie, in der Schule, aus der Geschichte und dem vorgelebten Beispiel lernen kann, findet die eigene Orientierung und Festigkeit im Leben. Festigkeit, die ihn immun macht gegen Populismus und Fremdenhass.“ Sieling erinnerte an die Kriege, die aktuell weltweit toben und die durch die Konflikte in der Ukraine und in Israel immer näher zu kommen scheinen. Was jeder Mensch dagegen tun könne, beschrieb sie so: „Gewalt in Worten und Gewalt in Taten gehen oftmals Hand in Hand. Es ist unsere Aufgabe, populistischen Anfeindungen entschieden entgegenzutreten.“

Einen Beitrag zur Gedenkfeier in Isny leistete auch eine Gruppe von Elftklässlern des Gymnasiums. Lea Eisleb, Ronja Trubel, Leonie Leister, Freya Felle, Mika Reubold, Björn Bühler, Elia Bickert, Alexander Kempe, Tim Preut und Samuel Segnitz zitierten die Holocaustüberlebende Margot Friedländer, die sie sich bewusst als Persönlichkeit ausgesucht hatten, „von der wir lernen können und die besondere Krisen ihres Lebens gemeistert hat“. Die Schüler berichteten aus dem Leben der 102-jährigen Jüdin, die viele Familienangehörige in Vernichtungslagern der Nationalsozialisten verlor und danach den letzten Satz ihrer Mutter an sie verinnerlichte: „Versuche, dein Leben zu machen.“ Es sollte „die Hoffnung und der Glaube da sein, dass vielleicht doch noch alles gut wird“, beschrieben die Schüler ihre Gedanken, die die Lebensgeschichte Friedländers in ihnen hervorrief.