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Orgelmatinee

Feinfühlige Töne und furiose Klangwolken

Leutkirch / Lesedauer: 3 min

Bei „Orgelmatinee zur Marktzeit“ erklingt spätromantische Musik für Violine und Orgel
Veröffentlicht:07.05.2018, 15:18

Von:
  • Schwäbische.de
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Die Konzertreihe „Orgelmatinee zur Marktzeit“ ist am vergangenen Samstag mit spätromantischer Musik für Violine und Orgel eröffnet worden.

Interpreten dieses spannungsvollen und begeisternden Konzertes waren die Violinistin Aloisia Dauer, die neben ihrer internationalen Konzerttätigkeit seit 2017 an der Musikschule Württembergisches Allgäu und der Musikschule Grünwald/München unterrichtet. Den Orgelpart übernahm Franz Günthner , seit 2011 Kirchenmusiker an St.Martin und Regionalkantor für die Bezirke Allgäu, Oberschwaben und Bodensee. Umschrieben war das Konzert mit „Ganz in Sehnsucht eingehüllt“, der Gefühlwelt der Spätromantik entsprechend, einer Epoche, in der Komponisten das Seelenleben in ihrer Musik auszudrücken versuchten und sich an der Schwelle zur Moderne mit ersten aufkommenden Experimenten expressionistischer Musik auseinandersetzten.

Drei Teile aus Josef Rheinbergers „Sechs Stücke für Violine und Orgel, op. 150“ standen im Mittelpunkt des Konzerts, begleitet von Werken weiterer spätromantischer Komponisten. Mit „Thema und Variationen, op. 150/1“ von Josef Rheinberger (1839-1901) eröffneten die beiden Instrumentalisten die Matinee. Weicher Streicherklang der Violine legte sich feinfühlig über die Orgeltöne, baute sich energisch mit Solokadenzen auf und klang in einem warmen zarten Tongebilde aus.

Zur Freude der Zuhörer kam auch ein Werk von Georg Schneider (1878-1958) zur Aufführung. Er war Lehrer an der katholischen Volksschule in Leutkirch und virtuoser Organist von St. Martin. Als Komponist schuf er viele bedeutende Werke, darunter die „Introduktion und Fuge über den Namen B-A-C-H“ für Orgel, worin er satztechnische Souveränität mit romantischem Klangsinn verbindet. Ein gehaltvolles und spannendes Werk der deutschen Spätromantik, das kontrapunktisch anspruchvoll gearbeitet ist. Hier konnte Franz Günthner mit meisterlicher Dynamik Tonbögen spannen von zart melodischen und auch dissonanten Anklängen zu furiosen Klangwolken. Mit seinen sechs Sonaten für Solo-Violine schuf der belgische Violinvirtuose Eugène Ysaÿe eine äußerst anspruchsvolle Komposition.

Aloisia Dauer interpretierte die 4. Solosonate für Violine e-Moll, op. 27. Mit ihrer Virtuosität, den ganzen Facetten der Violinspieltechnik, der Beherrschung von Läufen und Kadenzen fand sich die Virtuosin dynamisch und empfindsam in die stilistischen Eigenheiten dieses besonderen Werkes ein. Kraftvoll und ausladend konnte Franz Günthner beim“ Marche héroique“ für Orgel solo des englischen Komponisten Herbert Brewer, in die Tasten greifen und spannende Wechsel von sanfter Melodieführung mit recht kühnen Harmonien zu einem markanten Finale verbinden. In Josef Rheinbergers Abendlied, op. 150/ 2 für Orgel und Violine erzeugten die Interpreten mit wunderbar fließenden Tonfolgen die dem Thema entsprechende romantisch träumerische Stimmung und in der sich anschließenden „Elegie, op. 150/ 5“, die zur Freude der Zuhörer als Zugabe dargeboten wurde, konnte sich im Zusammenspiel die ganze Virtuosität der beiden Musiker noch einmal schwelgend entfalten. Der begeisterte und dankbare Beifall der zahlreichen Besucher galt den beiden Interpreten und wohl auch dem Förderverein Kirchenmusik für den gelungenen Auftakt dieser besonderen Konzertreihe.