Die Finanzmisere der Oberschwabenklinik l(OSK) lässt sich nach Auffassung des FDP-Vorsitzenden im Ravensburger Kreistag, Daniel Gallasch, nicht so einfach durch Standortschließungen im Allgäu lösen. Der Kommunalpolitiker aus Leutkirch erhofft sich von dem mit Spannung erwarteten Gutachten, das am 17. September erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird, vielmehr Sparvorschläge und Rationalisierungsmaßnahmen in der betrieblichen Organisation. „Eine reine Strukturdebatte greift zu kurz“, meint Gallasch.
Was in der Diskussion laut Gallasch bislang immer unterschlagen worden ist, sind die Kosten von Klinik-Schließungen. Beispiel Leutkirch : Das Allgäu-Krankenhaus ist mit Landesmitteln modernisiert worden, die OP-Säle etwa sind auf modernstem medizinischem Stand. Würde die Klinik schließen, müssten die Investitionszuschüsse wohl ans Land zurückgezahlt werden. Zudem braucht das Allgäu nach wie vor einen Notarztstandort, der jetzt an die Krankenhäuser gebunden ist. Würde man diesen Standort loslösen von der (dichtgemachten) Klinik, kostet das angeblich 700 000 Euro im Jahr. Diese Zahl habe die frühere OSK-Geschäftsführerin Dr. Elizabeth Harrison in einer Kreistagssitzung 2010 genannt.
Im Großraum Leutkirch - dazu zählt Gallasch neben Isny und Wurzach auch Aitrach und Aichstetten - lebten 55 000 Menschen, so viele wie in Ravensburg. Es sei nicht zu erwarten, dass die Patienten aus diesen Gemeinden nach Klinikschließungen zwingend nach Wangen oder Ravensburg fahren würden. Die OSK könnte diese Patienten an Kliniken im bayerischen Allgäu verlieren. Zudem hätten alle Menschen im Kreis das Recht auf annähernd gleichwertige Lebensbedingungen, sprich: medizinische Versorgung.
Obwohl die FDP normalerweise das Hohelied der Privatisierungen singt, kommt das im Fall der OSK für die Liberalen nicht in Frage. Bei einem Verkauf der OSK-Kliniken an Helios oder einen anderen privaten Krankenhauskonzern sei (wie im Kreis Biberach geschehen) mit Schließungen zu rechnen. Dann würde der Landkreis keine wohnortnahe Gesundheitsvorsorge mehr bieten können. „Wir halten nichts von Vollprivatisierungen, wenn der Landkreis kein Mitspracherecht mehr hätte.“