Getrommel
Ein emotionaler und würdiger Abschluss
Leutkirch / Lesedauer: 4 min

Typisch afrikanisch und mit lautem Getrommel - so hat am Freitag die Abschlussveranstaltung der Interkulturellen Woche im Cubus begonnen. Drei bewegende Schicksale aus Nigeria, Somalia und Syrien standen dabei im Vordergrund.
Jugendhausleiter Dietmar Müller bedankte der sich im Namen seines Teams bei allen Beteiligten für das gute Gelingen der Interkulturellen Woche, die unter dem Motto „Die Welt ist willkommen im Jugendhaus“ gestanden hatte. „Ich bin sehr dankbar, dass es in Leutkirch Initiativen zur Unterstützung von Flüchtlingen gibt, denn wir sind alle gemeinsam gefordert, für ein gutes Zusammenleben in unserem Land zu sorgen“, sagte Müller. Oberbürgermeister Hans-Jörg Henle sagte: „Wir schaffen das und ich finde es bemerkenswert, dass wir das schaffen.“ Er fügte hinzu: „Man kann durchaus über das Thema Flüchtlinge kontrovers diskutieren - dabei muss man aber offen bleiben sowie fair und menschlich diskutieren“. Außerdem ging Henle in seiner Ansprache auf die Ängste in der Bevölkerung ein. „Da kommen Menschen zu uns wie Du und Ich – Menschen, die unsere Kultur bereichern.“ Elisabeth Sauterleute, die sich mit ihrer Kunstschule und mit einem Asyl-Fashion-Projekt an der Interkulturellen Woche beteiligte, forderte ein lösungsorientiertes ethnisches Denken und Handeln.
Den Höhepunkt des Abends bildete eine Gesprächsrunde mit Flüchtlingen aus Somalia, Syrien sowie aus Nigeria, die über ihre bewegenden Lebensgeschichten erzählten. Geleitet wurden die Gesprächsrunden von Andreas Greiffenegger, Robert Prison und Nico Ullrich, die zunächst mit einer Bildpräsentation die jeweiligen Länder ihrer Gesprächspartner vorstellten, bevor sie ihr Gegenüber unter anderem über ihre Herkunft, Fluchtgründe, Erlebnisse sowie zu deren Zukunftsziele befragten.
Was täglich in den Medien berichtet wird, war plötzlich so nah - Krieg, Korruption, Gräueltaten sowie keine Zukunftschancen in der eigenen Heimat. So berichtete zunächst Abdu Warsame aus Somalia von einer zunächst friedlichen Kindheit in Mogadischu, bevor er wegen des Terrors, nach Afghanistan und von dort aus weiter nach Libyen geflogen sei. „Wer hier keine Papiere hatte, der wurde einfach erschossen“, erzählte der Flüchtling. Von Libyen aus sei er dann in den Sudan geflohen und von dort aus mit einem Boot nach Italien gelangt, bevor es ihn letztendlich nach Leutkirch verschlagen habe. Als Zukunftsziel nannte Warsame einen Schulabschluss mit einer anschließenden Ausbildung. „Ich hoffe, dass ich dann hier bleiben kann“, so Warsame.
Dramatische Erzählungen von Flüchtlingen
Ahmed Althammoud aus Syrien führte als Fluchtgründe in erster Linie den Bürgerkrieg in seinem Land an, aber auch die Angst vor dem IS sowie die große Arbeitslosigkeit im Land, die trotz guter Bildung herrschen würde. Sein Weg von Syrien aus führte ihn über die Türkei, die griechischen Inseln, Athen bis nach Karlsruhe und anschließend nach Leutkirch. Als Zukunftsziel habe sich der 19-Jährige das Abitur gesetzt, da er hinterher ein Studium zum Ingenieur absolvieren wolle. Des Weiteren würde er sich eine Familie sowie ein Haus in Deutschland wünschen.
Als besonders dramatisch gestalteten sich die Erzählungen von Adeley Idowu aus Nigeria, der ohne das Wissen seiner Familie seine Heimat verlassen habe und über Syrien, Libyen zunächst mit einem Boot, schwerverletzt nach einem Unfall auf seiner Flucht, in Italien angekommen sei. Dort habe ihn ein Mann aufgenommen, gepflegt und ihm letztendlich Geld für eine Fahrkarte nach Deutschland gegeben. Von dort aus sei er nach Leutkirch geleitet worden. Trotz der schlimmen Erlebnisse auf seiner Odyssee zeigte sich der 34-Jährige ziemlich zukunftsorientiert. So wolle er in Deutschland arbeiten, um Geld zu verdienen, damit er dem Deutschen Staat das zurückgeben könne, was dieser ihm bisher Gutes getan habe.
Die Erlöse aus dem Verkauf von 50 T-Shirts, die in einem Projekt der Kunstschule Sauterleute und unter der Leitung von Dagmar Weber entstanden sind sowie der Erlös aus dem Verkauf von „Flucht-Motiv-Karten“, entworfen durch die HMG-Schülerin Nora Streit, kommt dem Arbeitskreis Asyl in Leutkirch zugute. Ebenso der Erlös aus der Versteigerung eines unikaten T-Shirts, welches durch Marla Fischinger gestaltet wurde. Vorgenommen wurde die Versteigerung durch Christian Netti.