StartseiteRegionalRegion AllgäuLeutkirchBio-Imker aus Schmidsfelden erhält Naturschutzpreis des BUND

Umweltschutz

Bio-Imker aus Schmidsfelden erhält Naturschutzpreis des BUND

Schmidsfelden / Lesedauer: 4 min

Imkermeister David Gerstmeier: „Mein Anspruch ist, den Honig mit den Bienen zu teilen.“ Warum seine Bienen im Allgäu immer wieder nur wenig Nahrung finden.
Veröffentlicht:22.01.2023, 16:00

Artikel teilen:

Wenn er von ihnen spricht, klingt es, als ginge es um eine große Liebe, so viel Respekt, Empathie und Leidenschaft schwingen mit. „Mein Anspruch ist, den Honig mit den Bienen zu teilen“, erklärt Imkermeister David Gerstmeier aus Schmidsfelden, der sich schon zu seinem zwölften Geburtstag ein eigenes Bienenvolk wünschte und damit ganz in der Tradition der Familie blieb. Im Gespräch mit der „Schwäbischen Zeitung“ erklärt der BUND-Preisträger unter anderem, dass es für Bienen im Allgäu weniger Futter gebe als in einer Großstadt.

Imkermeister David Gerstmeier zeigt auf einem Seminar, was es im Bienenvolk alles zu entdecken gibt.
Imkermeister David Gerstmeier zeigt auf einem Seminar, was es im Bienenvolk alles zu entdecken gibt. (Foto: Benedikt Adler)

Gerstmeier absolvierte eine Ausbildung zum Imker und Waldorflehrer im Gartenbau. 2015 gründete er zusammen mit seinem damaligen Geschäftspartner Tobias Miltenberger eine eigene Demeter-Imkerei in Stuttgart mit dem Namen „Summtgart“. „Wir wollten Stuttgart zum Summen bringen“, erklärt der 32-jährige Imkermeister, der vor zwei Jahren mit seinen Bienen ins Allgäu nach Schmidsfelden zog und seither dort seine Imkerei betreibt.

Naturschutzpreis 2023 des BUND

Für seine „herausragenden Verdienste im Rahmen des Volksbegehrens ,Artenschutz – Rettet die Bienen’ sowie für den Natur-und Umweltschutz“ erhielt Gerstmeier zu Jahresbeginn den „Gerhard-Thielcke-Naturschutzpreis 2023 des BUND Baden-Württemberg. „Ich sehe das schon als Lohn für meine Arbeit.“, erklärt der Imkermeister.

Mit dem Volksbegehren, das er 2019 zusammen mit seinem damaligen Geschäftspartner initiierte, steckten sie „existenzielle Ziele für Natur-und Artenschutz“: Bis 2030 sollen bis zu 50 Prozent weniger Pestizide auf landwirtschaftlichen Flächen in Baden-Württemberg ausgebracht werden.

Laut Pestizidbericht seien es „derzeit 1.900.000 Kilogramm“ pro Jahr. „Bleibt immer noch eine knappe Million.“, mahnt Gerstmeier. Statt wie bisher etwa 14,5 Prozent, soll es bis 2030 bis zu 40 Prozent Ökolandbau geben. „Da muss sich die Landesregierung noch anstrengen.“, erklärt Gerstmeier und lobt gleichzeitig, dass sich die konventionelle Landwirtschaft in diesem Punkt durchaus kompromissbereit zeige. Eine dritte Forderung des Volksbegehrens ist das Verbot von „Schottergärten“ an Privathäusern, das seit 2020 in Kraft ist und laut Gerstmeier längst überfällig war.

Mehr Futter in Stuttgart

Meinen Bienen ging es in Stuttgart schon gut,

blickt Gerstmeier zurück.

Paradoxerweise musste er die Feststellung machen, dass die Lebensbedingungen für Bienen in der Großstadt besser sind als auf dem Land. Die in der Stadt zahlreich vorhandenen „Parkanlagen, Friedhöfe, Alleen und Kleingärten“ lassen seiner Erfahrung nach die Bienen mehr Nahrung finden als die „schöne grüne Kulturlandschaft im Allgäu.“

Sobald im Mai der Löwenzahn auf den Wiesen verschwunden ist, finden die Bienen kaum noch Nahrung und er muss „Zucker notfüttern.“, was aber gegen seine Auffassung ist. Die Bienen sollten ohne zusätzliche Zuckerzufuhr leben und Honig produzieren können.

„Mein Ziel ist nicht, Honig raus, Zucker rein.“ Damit verwahrt Gerstmeier sich gegen industrielle Herstellungsmethoden, die in erster Linie auf Profit und nicht auf das Tierwohl ausgerichtet seien. Ein wichtiges Element seiner Imkerei sei die „Vermehrung der Völker durch den natürlichen Schwarmtrieb“, erklärt Gerstmeier.

Geduld und Fingerspitzengefühl

Und wenn er beschreibt, wie die alte Bienenkönigin, die ihrer Nachfolgerin im Bienenvolk Platz macht, mit einem Teil des Volkes auszieht, um für sich und ihre Bienen einen neuen Lebensort zu finden, hört man heraus, wie sehr ihn diese Tiere faszinieren. Auch auf die Tatsache, dass seine Bienen genügend Zeit und eigene Nahrung haben, um ihre Waben selbst zu bauen, ist er stolz. Es brauche Geduld und Fingerspitzengefühl, erklärt der Bienenfreund. Sein Honig wird deshalb schonend geschleudert und ohne weitere Wärmebehandlung direkt ins Glas abgefüllt.

Aufgrund der nachhaltigen Produktionsweise würden sich auch vegetarische und vegane Kunden für seinen Honig interessieren, berichtet Gerstmeier. Das Argument, dass Imker den Bienen ihren Honig wegnehmen und somit unerlaubt in den Naturkreislauf eingreifen würden, lässt Gerstmeier für seine Imkerei nicht gelten. „Wenn die Natur intakt ist, produzieren die Bienen mehr, als sie brauchen.“

2022 ein schlechtes Bienenjahr

Der springende Punkt: Der Imker darf nur etwa 20 Prozent der gesamten Honigmenge aus den Waben entnehmen, damit das Bienenvolk noch genug für sich selbst hat. Da 2022 ein schlechtes Bienenjahr war, fiel auch seine Ernte schlechter aus. Er konnte aus den Waben nur drei Kilogramm Honig entnehmen, ohne den Bienen zu schaden. Der Trend aber gehe auch in der Imkerei zu immer mehr Leistung. „Heute wird in Deutschland etwa drei Mal so viel Honig geerntet als 1960.“

Für dieses Jahr plant er zusätzlich ein Seminar für Hobby-Imker in Schmidsfelden. „Ich zeige meine Arbeit gerne“, erklärt der Imkermeister. Er möchte durch sie „ein Bewusstsein schaffen für gute Lebensmittel und eine intakte Landwirtschaft. Die Biene zeigt uns die Natur, wie ein Seismograph: Geht es der Natur schlecht, leidet auch die Biene.“