Wirtschaft in Kißlegg
Wie sich zwei Kißlegger Firmen für die Zukunft aufstellen
Kißlegg / Lesedauer: 5 min

Ingrid Kraft-Bounin
Wie gehen zwei Kißlegger Firmen mit der Energiewende, dem Ukrainekrieg, den steigenden Preisen und anderen Herausforderungen um?
Antworten hierzu gab es bei einem von der hiesigen CDU organisierten Besuchs von mbk Maschinenbau und edel Energietechnik.
Um welche Kißlegger Unternehmen geht es?
Die mbk Maschinenbau GmbH stellt mit rund 100 Mitarbeitern Schweißmaschinen und Anlagen für die Bau– und Betonindustrie her. Mario Pfenders Großvater hat das Unternehmen 1961 in einer Kißlegger Garage gegründet und es kontinuierlich ausgebaut.
Es befindet sich noch heute zu 100 Prozent in Familienbesitz und stellt für den Weltmarkt Maschinen her, die (voll-)automatisch die Bewehrungen — also Stahlkörbe und Flachgitter — schweißen, die später dem Beton die notwendige Stabilität verleihen.
Gleich nebenan befindet sich die edel Energietechnik GmbH. Das Unternehmen mit seinen 16 Beschäftigten baut Stromerzeuger, Notstromaggregate und Blockheizkraftwerke.
Diese haben in Zeiten von drohenden Stromausfällen in kritischer Infrastruktur wie Krankenhäusern oder Energieversorgern große Bedeutung. Die Firma entstand 1979 aus edel Tankbau, damals noch in Wangen ansässig.
Wie ist die aktuelle Situation der beiden Firmen?
„Hinter uns liegen zwei, drei sehr spannende Jahre“, sagt mbk–Eigentümer und Geschäftsführer Mario Pfender, der die Firma nun in dritter Generation führt. Sowohl beim Stahl und der Elektronik als auch bei den Chips und Steuerungselementen gab und gibt es teilweise noch Lieferengpässe.
Das habe die termingerechte Produktion der Mattenschweiß– oder Korbschweißmaschinen mitunter schwierig gemacht.
Mario PfenderDoch die Liefersituation entspannt sich im Moment.
Das Unternehmen liefere wie gewohnt in rund 60 Länder seine komplett in Kißlegg gefertigten Anlagen. Mit die wichtigsten Handelspartner für mbk sind die USA und Kanada.
„Unsere Exportquote liegt bei 90 Prozent“, so der mbk–Geschäftsführer. Mit rund 30 Millionen Euro Umsatz im Jahr stehe das Unternehmen wirtschaftlich gut da.
Bei edel Energietechnik produziert man hingegen hauptsächlich für den süddeutschen und nahegelegenen österreichischen und schweizerischen Raum. So sind die Wege bei Wartungsarbeiten kurz.
„Wir sind für dieses Jahr ausgebucht“, berichtet Ulrich Wörz, der die Firma im Oktober 2022 vom langjährigen Geschäftsführer Franz–Xaver Aichele übernommen hat. Die Netzersatzanlagen gehen an Krankenhäuser, Wasserwerke oder auch auf die Zugspitze. Auch der Campus des FC Bayern ist mit einem Notstromaggregat aus Kißlegg ausgestattet. Der Umsatz der Kißlegger Firma liegt bei etwa drei Millionen Euro im Jahr.
Wie kann man sich die Produktion vorstellen?
Bei mbk gibt es mehrere riesige Produktionshallen, in denen die Maschinenteile erst gefertigt werden. Dann bauen die Mitarbeiter die bis zu 30 Meter langen Maschinen einmal komplett in einer Werkshalle auf und testen sie auf Herz und Nieren.
Sie produzieren dann im Testlauf selbst Stahlkörbe, Flachgitter oder Bewehrungen, die für Betonbauten benötigt werden.
MArio PfenderDas ist zwar ein großer Aufwand, aber die Auftraggeber bekommen mit größtmöglicher Sicherheit eine funktionierende Maschine.
Von der Entwicklung über die Produktion inklusive Steuerungssoftware bis hin zum Probebetrieb findet alles am Standort Kißlegg statt.
Ähnlich sieht es bei edel Energietechnik aus. Nach dem Motto „Alles aus einer Hand“ werden in der Produktionshalle die Notstromaggregate zusammengesetzt, es wird geschweißt und geschraubt, Elektronik und Steuerung eingebaut. Wenn ein Aggregat in einen Container für den Aufbau im Außenbereich eingebaut werden muss, findet das Zusammensetzen der Einzelteile auf dem Hof direkt im vorgesehenen gedämmten Gehäuse statt.
Welche Herausforderungen sehen die Firmeninhaber?
Bei mbk stehen die weitere Digitalisierung und eine kontinuierliche Verbesserung der Produktionsprozesse im Vordergrund. „Wenn ich bestehen will, muss ich laufend optimieren“, sagt Mario Pfender.
So werden etwa die CAD–Zeichnungen vom Computer inzwischen direkt an die Maschine gesendet, ein automatisiertes Hochregallager soll demnächst für einen reibungslosen und vor allem viel schnelleren Zugriff auf die benötigten Materialien und Bauteile sorgen. „Auch die Daten, die bei der Produktion anfallen, wollen wir künftig für noch besseren Service für unsere Kunden nutzen“, so der Inhaber.
Außerdem stellt der Ukrainekrieg wegen der Sanktionen gegen Russland für den Maschinenbauer eine gewisse Herausforderung dar. Denn auch dort stehen Maschinen von mbk aus Kißlegg und müssen hin und wieder gewartet werden. Ganze Maschinen darf mbk auf Grund der EU–Sanktionen dorthin nicht mehr liefern.
Die Energiewende sorgt bei edel Energietechnik für viel Kopfzerbrechen, denn die Notstromaggregate werden mit Diesel beziehungsweise Heizöl betrieben und die Blockheizkraftwerke laufen mit Gas. Alternative Energiequellen für die Geräte, die ja gerade dann sofort in die Bresche springen müssen, wenn der Strom ausfällt, gibt es derzeit kaum.
„Wir werden noch lange Diesel und Gas für Notstrom oder Netzstabilisierung brauchen“, prophezeit Ulrich Wörz. „Aber klar, auch wir sind dabei, Alternativen zu entwickeln“. Beim Gas denkt man bei edel etwa an Biogas beziehungsweise Gas aus einem Klärwerk, wo es ohnehin anfällt. Diesel und Heizöl könnten perspektivisch durch Wasserstoff ersetzt werden. „Das wird kommen und da sehe ich Möglichkeiten für uns auch ohne Gas und Öl“, so Wörz.