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Ulrichspark

Humorvolle Begegnungen mit dem Clown

Kißlegg / Lesedauer: 3 min

Im Ulrichspark suchen die Clowns die Begegnung mit pflegebedürftigen Menschen
Veröffentlicht:30.08.2015, 17:33

Von:
  • Schwäbische.de
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Rote Nase, gestreiftes Hemd, schiefe Krawatte: Alle zwei Wochen sind Clowns im Ulrichspark (Heilig Geist – Leben im Alter) unterwegs. Sie suchen die persönliche, meist leise Begegnung mit den älteren, pflegebedürftigen Menschen. Durch sprachliche, gestische, mimische oder musikalische Interaktionen wecken sie Gefühle und ernten ein Lächeln oder Staunen, berichtet die Stiftung Liebenau.

So etwa bei Frau S.: Aufgrund ihrer schweren Demenz spricht Frau S. nicht mehr. Doch als August, der Clown, sich neben sie setzt und ein Lied auf seiner kleinen Gitarre anstimmt, da klopft sie den Rhythmus mit der Hand auf dem Tisch mit. Und als ihm der Hosenträger von der Schulter rutscht, zupft sie diesen unwillkürlich wieder hoch. Bei August darf sie das. Er freut sich sogar darüber und bedankt sich bei ihr.

„Wir machen keine Show“

„Die älteren Menschen sollen spüren, dass auch andere nicht perfekt sind, dass es in Ordnung ist, ein wenig ungeschickt oder vergesslich zu sein, so wie der August eben“, sagt August, der eigentlich Andreas Weisser heißt und die Ravensburger Clownschule leitet. „Wir haben keine Vorlage, machen keine Show. Unser Ziel ist es, den Menschen zu begegnen.“

Vor jedem Besuch in einem Wohnbereich des Ulrichsparks besprechen sich August und seine Partnerin Babette, eine Clown-Schülerin, mit Pflegedienstleiterin Hannelore Riedel und der Sozialbetreuerin Petra Riedesser. Von ihnen erfahren sie das eine oder andere Detail über die einzelnen Bewohner, ihr Alter, woher sie kommen, wer neu eingezogen ist, wer wo Schmerzen hat oder etwas zu feiern hat. So können sie individuell auf jeden Bewohner zugehen, sich auf ihn und seine Welt einlassen.

Schmerzen wegzaubern?

„Hast’ Schmerzen, Erich?“, fragt August einfühlsam. „Jo“, stöhnt dieser beim Setzen. Der Clown überlegt mit gerunzelter Stirn. Plötzlich hellt sich sein Gesicht auf: „Soll ich sie dir wegzaubern?“, fragt er begeistert und kommt geschäftig näher. Überrascht von so viel Naivität winkt der ältere Herr lachend ab.

Die beiden Clowns haben nicht nur biografische und aktuelle Informationen über die einzelnen Bewohner, sondern auch Zeit, deren jeweilige Stimmung aufzunehmen. So kommt es, dass sie mit Frau M. im Kreis tanzen, die Hand von Frau J. Hand streicheln oder mit Herrn F. auf Schweizerdeutsch über das Nachbarland fachsimpeln.

Funktioniert auch bei Bettlägerigen

„August und Babette spiegeln den jeweiligen Bewohner, lassen ihn aber gleichzeitig eine große Wertschätzung spüren“, erklärt die Pflegedienstleiterin. Diese Art der Begegnung funktioniert natürlich auch mit den bettlägerigen Bewohnern: Die Clowns besuchen sie einfach in ihren Zimmern, begrüßen sie im Bett. Frau K., zum Beispiel, spricht sehr leise und so spricht auch August leise mit ihr, und als sie gedehnt atmet, atmet er mit ihr. Schließlich stimmt er ein Lied an. Frau K. wird ruhig, macht die Augen zu und aus Augusts Lied wird ein Schlaflied.

Seit eine Angehörige, damals selbst Clown-Schülerin, den ersten Besuch der Clowns im Januar initiierte, kommen August und Babette, über Spenden finanziert, regelmäßig alle 14 Tage. „Anfangs war bei dem einen oder anderen eine vorsichtige Neugier zu spüren. Inzwischen sind die Clowns aber ein Riesenerfolg. Die älteren Menschen fühlen sich einfach angenommen und genießen die Unterhaltung“, resümiert Hannelore Riedel.