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Eiserne Hochzeit 

Hans und Fini Bodenmüller blicken dankbar auf 65 Ehejahre zurück

Isny-Neutrauchburg / Lesedauer: 3 min

Nach einem zufälligen Treffen im Wald wird bei der damaligen Erzieherin und dem jungen Jäger aus einer Freundschaft schließlich Liebe und Zuneigung.
Veröffentlicht:31.05.2023, 12:00

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Ihre „eiserne Hochzeit“ feiern durften am 29. Mai Hans und Fini Bodenmüller aus Neutrauchburg.

Ortsvorsteher Claus Zengerle überbrachte dem rüstigen Paar die Glückwünsche des Ortschaftsrates mit Geschenkkorb, außerdem eine Kopie des Trauprotokolls, unterschrieben von Bürgermeister König, dem ersten nach dem Krieg von der französischen Besatzungsmacht in Neutrauchburg eingesetzten Bürgermeister.

Zengerle überbrachte auch die Grüße des Isnyer Bürgermeisters Rainer Magenreuter mit Blumenstrauß sowie die Urkunde des Ministerpräsidenten mit Segenswünschen.

Urkunde vom Bundespräsidenten

Zum 65. Hochzeitstag gibt es oben drauf noch eine Urkunde von Bundespräsident Frank Walter Steinmeier — bei Bodenmüllers sogar mit einem persönlichen Gruß. Fini (92 Jahre) und Hans (90) Bodenmüller ist neben der Freude über die Fülle der Glückwünsche auch die Vorfreude auf den Dankgottesdienst am Pfingstsonntag in der Schlosskapelle anzumerken.

„Wir haben unserem Herrgott miteinander viel zu danken, für das Erreichte, für unsere Gesundheit bis ins hohe Alter, ebenso für unsere Kinder und Enkelkinder und einem ersten Urenkel.“ Mit ein wenig Unterstützung der Töchter seien sie noch weitgehend selbständig und unabhängig, freut sich Ehefrau Fini.

Die beiden Bodenmüllers schöpfen aus reichen, schönen und auch schweren Lebenserfahrungen. Sie stammt aus Oberthalhofen bei Stiefenhofen. „Wer dort nicht leben muss, wenn die Obere Argen über die Ufer tritt, der kann froh sein. Da war man früher über Tage von der Außenwelt abgeschnitten.“

Nach der Schule lernte sie Kindergärtnerin in Nördlingen. Nach ihrem Anerkennungsjahr holte man sie ab 1952 ins Kindererholungsheim Neutrauchburg im Schloss.

Zufällige Begegnung im Wald

Drei Gruppen je 35 Kinder je sechs Wochen am Stück, verschickt aus den großen zerbombten Städten aus ganz Deutschland — Schwerstarbeit für Erzieherinnen. Sieben–Tage–Woche, sechs Wochen hintereinander ohne Pause und dann nur zwei Tage frei — das sei auf Dauer nicht zu verkraften gewesen, schildert Fini Bodenmüller. Nach zwei Jahren sei sie weg, als Kindergartenleiterin nach Heimenkirch.

Das für sie persönlich Wichtigste habe sie jedoch mitgenommen, die Freundschaft zum jungen Jäger Hans Bodenmüller, dem sie bei einem Spaziergang abends im Wald zufällig begegnet sei. Aus dem Zufall sei Freundschaft geworden, Liebe und Zuneigung — und die Heirat am 26. Mai 1958.

Hans Bodenmüller ist ein Neutrauchburger Urgestein. Nach der Schule übernahm ihn Fürst Georg von Waldburg Zeil und Trauchburg in seine Forstarbeitertruppe und wollte den rührigen jungen Mann fördern bis zur Ausbildung als Förster. Es sei jedoch anders gekommen: Der fürstliche Gutshofverwalter Hans Hermann Rösner begann im kleinen Stil nebenher mit dem Aufbau des Kurbetriebs und nahm Hans Bodenmüller an seine Seite als vertrauten Mitarbeiter.

Über 30 Jahre Gasthaus betrieben

Das Ehepaar baute 1960 zusammen mit Finis Eltern ein Haus und zehn Jahre später das Gasthaus Waldburgstube mit Kegelbahn. Bodenmüllers betrieben das Gasthaus über 30 Jahre, weit über das normale Rentenalter hinaus. Nebenher wurden sechs Kinder großgezogen — fünf Mädchen und ein Junge — eine sehr arbeitsintensive, ruhelose Zeit.

Nebenher war er auch Mitglied des Ortschaftsrates und auch eine Periode Gemeinderat in Isny. Der schlimmste Schicksalsschlag war der tödliche Unfall des Sohnes, bei der Heimfahrt von seiner Lehrstelle als Koch in Bad Wurzach. „So einen Schmerz nimmt man mit ins eigene Grab“, müssen die beiden zugeben. Da sei das Gottvertrauen arg auf die Probe gestellt worden.

Was ihnen in arbeitsreichen Jahren nicht möglich war, haben die Bodenmüllers im Alter noch ein wenig nachgeholt und immer wieder eine Tagesfahrt mit dem Bus unternommen. Was den beiden an ihrem seltenen Ehejubiläum noch wichtig ist weiterzugeben: Liebe und Zuneigung bedürfen der Pflege, dann tragen sie auch durch, ein langes Leben lang.