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Salvatorkolleg

„Niemand wird zu muslimischen Gebeten gezwungen“

Bad Wurzach / Lesedauer: 3 min

Im Internet kursieren Behauptungen, Schüler des katholischen Gymnasium Salvatorkolleg würden zu muslimischen Morgengebeten verpflichtet. Was ist dran?
Veröffentlicht:19.03.2018, 16:53

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Das morgendliche Gebet in jeder Klasse gehört am katholischen Gymnasium Salvatorkolleg zum festen Bestandteil des Schulalltags. In diesem Januar sind in das Schulgebetsbuch auch muslimische Gebete in deutscher Sprache aufgenommen worden. Daran aufkommende Kritik weist Schulleiter Pater Friedrich Emde vom Orden der Salvatorianer entschieden zurück.

Kritisch damit setzt sich vor allem ein Artikel des Online-Blogs „Die Freie Welt“ auseinander. Deren Herausgeber ist Sven von Storch , Ehemann der AfD-Spitzenpolitikerin Beatrix von Storch. Im Artikel wird dem Salvatorkolleg vorgeworfen, es verpflichte seine Schüler „zu einer Teilnahme an Elementen der islamischen Religionsausübung“. Es stelle sich daher die Frage, ob diese Verpflichtung sich „mit den Aufgaben und Pflichten einer christlichen Bekenntnisschule rechtlich vereinbaren lässt“.

Aufstehen, um „dem Beten des Anderen Respekt erweisen“

„Es ist einfach nicht richtig, dass Kinder muslimische Gebete sprechen müssen“, stellt Pater Friedrich klar. Das traditionelle Morgengebet werden in jeder Klasse von einem Jugendlichen oder dem Lehrer gesprochen. Dabei sei es dem an diesem Tag Betenden stets freigestellt, welches Gebet gesprochen wird. „Niemand wird gezwungen mitzubeten“, so der Schulleiter. „Was wir aber von unseren Schülern erwarten, ist, dem Beten des Anderen Respekt zu erweisen. Deswegen stehen alle dabei auf.“

Beim Morgengebet aufzustehen, sei seit vielen Jahren gängige Praxis in dem Gymnasium, das unter katholischer Trägerschaft geführt wird, in dem aber etwa jeder fünfte Schüler nicht katholischen Glaubens ist. „Wir befinden uns da auch in guter Tradition“, sagt Pater Friedrich. Und er bezieht das sowohl auf das Schulprofil des Salvatorkollegs als auch auf Grundsätze der römisch-katholischen Kirche.

Einer der vier Pfeiler des Salvatorkollegs ist die Universalität als gelebte Weltoffenheit. „Schülerinnen und Schüler anderer Glaubensrichtungen empfinden wir als Bereicherung“, sagt der Schulleiter. „Daher wollen wir auch diesen jungen Leuten mit dem Morgengebet einen kleinen Platz für ihre Religiosität bieten.“

So berichtet die Seite "Die Freie Welt" über das Salvatorkolleg. (Foto: Screenshot SZ)

Dieses Empfinden der Bereicherung sei ebenso im 2004 verfassten Schulprofil festgehalten, wie die grundsätzliche Ausrichtung des Salvatorkollegs als katholischer Schule, betont Pater Friedrich. „Religion und Glaube sind wichtig. An Gott zu glauben und aus der Beziehung zu Christus zu leben, gibt Sinn, Orientierung und Lebensqualität.“ Auch deswegen hängt in jedem Klassenzimmer der Schule ein Kreuz.

Pater Friedrich verweist zudem auf die Weltgebetstreffen für den Frieden, die Johannes Paul II. 1986 ins Leben rief. „Vertreter vieler Religionen kommen zusammen. Man betet nicht miteinander, erweist aber dem Betenden Respekt.“

Speziell auf den islamischen Glauben bezogen ruft der Salvatorianer das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) in Erinnerung. In der Erklärung „Nostra aetate“ („in unserer Zeit“) wird auf die Ähnlichkeit der beiden Religionen Christentum und Islam verwiesen: „Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten.“

Das Salvatorkolleg sieht sich mit dem Angebot muslimischer Gebete auch im Einklang mit der Diözese Rottenburg-Stuttgart und dem Dachverband der katholischen Schulen. „Auch Kinder aus anderen Religionen haben an katholischen freien Schulen die Chance, ihre eigene Religion kennenzulernen und zu reflektieren“, heißt es in den Leitlinien des Verbands.

Drei bis vier Beschwerden

„Drei oder vier Eltern“ hätten sich bislang über die neue Praxis bei ihm beschwert, sagt Pater Friedrich. Zudem habe es aufgrund des Onlineartikels einige E-Mails und Anrufe von außerhalb gegeben, deren unflätigen Inhalt Pater Friedrich nicht zitieren mag.

Noch in dieser Woche wird sich der Schulleiter mit dem Elternbeirat der Schule treffen. Nach Ostern werde es auch einen Elternbrief zu diesem Thema geben, kündigt er an. Dabei werde die Schulleitung informieren, gerne auch diskutieren. Eines aber werde sie nicht, stellt Pater Friedrich klar: „Wir werden diese neue Regelung nicht zurücknehmen.“