Bad Wurzach

Vom Erdwerfer zur Schermaus

Bad Wurzach / Lesedauer: 3 min

(sz) - Nach einem ersten Aufblitzen des Frühlings ist der Winter noch einmal zurückgekehrt. Nur zaghaft erscheinen die ersten Frühblüher und Frühsänger.
Veröffentlicht:17.03.2023, 12:22

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(sz) - Nach einem ersten Aufblitzen des Frühlings ist der Winter noch einmal zurückgekehrt. Nur zaghaft erscheinen die ersten Frühblüher und Frühsänger. Dies gilt besonders im Wurzacher Ried, wo die Temperaturen gewöhnlich noch etwas niedriger sind. Unter der Erde aber ist bereits einiges los. Zu erkennen ist dies an den schwarz–braunen Erdhügeln, die nun vielerorts regelrecht aus dem Boden schießen, teilt das Naturschutzzentrum Wurzacher Ried mit.

Ein Verursacher dieser Auswürfe ist der Europäische Maulwurf. Im Winter hatte er sich in tiefere Bodenschichten zurückgezogen und von einem angelegten Vorrat an Regenwürmern ernährt. Mit steigenden Temperaturen wird er nun zunehmend aktiver. Der Begriff Maulwurf ist eine Umgestaltung vom althochdeutschen Wort „muwerf“, wobei der erste Wortteil mu identisch ist mit dem altenglischen „muga“ oder „muwa“ für Hügel. Der „muwerf“ ist also ein Hügelwerfer. Im Laufe der Zeit wurde mu durch „molt“ ersetzt, ein Begriff für Erde, so dass aus dem Hügelwerfer der „moltwerf“, also der Erdwerfer wurde. „Molt“ wiederum wurde dann durch „Maul“ ersetzt und ergab die heute gängige Bezeichnung.

Im Schwäbischen gibt es jedoch zahlreiche Variationen wie Schermaus, abgeleitet vom schwäbischen Wort scherren, was so viel wie scharren oder graben bedeutet. Bei den Biologen hingegen ist Schermaus ein anderer Name für die Wühlmaus, die mit dem Maulwurf nicht verwandt ist, aber ebenfalls in unterirdischen Gängen lebt. Auch sie lagert beim Graben Erdhaufen an der Oberfläche ab.

Wer von beiden den Hügel verursacht hat, kann man mit einer einfachen Methode herausfinden. Dazu schiebt man mit einem Spaten vorsichtig den Erdhaufen direkt über der Grasnarbe ab und sucht das Eingangsloch zum unterirdischen Gangsystem. Befindet es sich genau in der Mitte, handelt es sich um einen Maulwurf, der zudem nahezu symmetrische, vulkanartige Haufen auswirft, die häufig in regelmäßigen Abständen angelegt werden. Ist das Loch seitlich am Rande eines eher flacheren Erdhügels, der in unregelmäßigen Abständen zu weiteren Haufen auftritt, handelt es sich um eine Wühlmaus.

Ob vulkanförmig oder länglich — die Erdhügel erregen bisweilen unseren Unmut, wenn sie im sorgsam angelegten Garten auftauchen. Nicht selten kommen dann Fallen, Ultraschall–Geräte oder so fantasievolle Hausmittel wie Buttermilch–Knoblauch–Mischungen oder tote Heringe zum Einsatz, deren Wirksamkeit unterschiedlich bewertet wird. Zu beachten ist dabei, dass der Maulwurf nach Bundesartenschutzverordnung und Bundesnaturschutzgesetz geschützt ist und weder gefangen, getötet noch gestört werden darf. Im Unterschied zur Wühlmaus hat der Maulwurf als Insektenfresser auch keinen Appetit auf Pflanzenwurzeln. Obendrein kann der aufgelockerte Erdhaufen gut an anderer Stelle im Garten eingesetzt werden.

Auch bei der Wühlmaus muss man nicht gleich zu drastischen Maßnahmen greifen. Das Naturschutzzentrum empfiehlt, es doch mal mit Tanzen zu probieren, denn regelmäßige Erschütterungen mögen die Tiere nicht. Tanzen bewirke zudem Freude und vielleicht auch etwas mehr Gelassenheit im Umgang mit der Tierwelt — und überzeugt möglicherweise die Tiere, es mal nebenan zu versuchen.