StartseiteRegionalRegion AllgäuBad WurzachSchluss nach 40 Jahren: Peter Schad gibt Abschiedskonzerte

Musiker sagt Adé 

Schluss nach 40 Jahren: Peter Schad gibt Abschiedskonzerte

Bad Wurzach / Lesedauer: 5 min

Musiker, Dirigent, Komponist, Chorleiter, Moderator und Buchautor: Der Bad Wurzacher hat viele Talente — und keine guten Erinnerungen an den Cannstatter Wasen.
Veröffentlicht:09.03.2023, 15:00

Von:
  • Schwäbische.de
Artikel teilen:

Nach 40 Jahren ist Schluss. An diesem Wochenende gibt Peter Schad zusammen mit seinen „Oberschwäbischen Dorfmusikanten“ seine letzten Konzerte in Bad Wurzach.

Es tut zwar jetzt schon weh, aber wenn das nicht so wäre, dann hätte ich was falsch gemacht.

 Peter Schad lächelt verschmitzt und wirkt nachdenklich zugleich. Vor 40 Jahren hat der Bad Wurzacher Musik–und Geschichtslehrer, der am Salvatorkolleg unterrichtete, die „Oberschwäbischen Dorfmusikanten“ gegründet. Aus einer kleinen Formation von Blasmusikern, die gelegentlich auf Hochzeiten spielte, wurde bald eine feste Größe in der oberschwäbischen Musikszene und darüber hinaus. 20 bis 30 Auftritte pro Jahr, alle zwei Jahre eine CD, Konzertreisen in den Schwarzwald oder ins Frankenland gehören bis heute zum Standardprogramm der Gruppe.

Ein Polizist und eine Apothekerin

Mehr als 1000 Mal, so schätzt Peter Schad, sei er wohl als Dirigent aufgetreten. Mehr als 100 Mal allein im Kursaal seiner Heimatstadt Bad Wurzach. Von den damaligen Gründungsmitgliedern sind heute außer ihrem Dirigenten nur noch drei weitere Musiker dabei. Die anderen Musiker der 20–köpfigen Formation sind jünger und kommen aus den unterschiedlichsten Berufen. Außer zwei, drei Musiklehrern sind auch ein Polizist, ein Elektrochemiker, ein Ingenieur, ein Landwirt oder eine Apothekerin dabei.

Nun also der Schnitt: An diesem Wochenende geben die „Oberschwäbischen Dorfmusikanten“ ihre letzten Konzerte unter Leitung von Dirigent Peter Schad im Bad Wurzacher Kursaal. Das finale Abschiedskonzert findet am 9.September dieses Jahres in der Ravensburger Oberschwabenhalle statt.

Vielfältige Talente

„Es ist besser, zu einem Zeitpunkt aufzuhören, wenn dir mancher noch eine Träne nachweint, als wenn alle Leute sagen, ,jetzt reicht’s aber’“, erklärt der 70–Jährige, der mit 58 Jahren seinen Dienst als Lehrer quittierte, um sich ganz der Musik widmen zu können. Und er hat seine vielfältigen Talente wahrhaftig genutzt — als Musiker, Dirigent, Komponist, Chorleiter, Moderator und Buchautor. Die Posaune war sein Fachgebiet an der Musikhochschule Stuttgart. Aus gesundheitlichen Gründen musste er jedoch das Instrument aufgeben — dafür bringt er sich als Sänger ein, wenn er nicht gerade dirigiert.

Musik mit Anspruch

„Wir hatten viel Freude und Spaß miteinander“, blickt Peter Schad zurück auf die zahlreichen gemeinsamen Auftritte der „Oberschwäbischen Dorfmusikanten“. „Aber wir wollten nie eine reine Stimmungskapelle sein.“ Ihre Musik, die geprägt sei vom „Stil der Egerländer und Burgenländer Blasmusik — Polkas, Walzer und Märsche, temperamentvoll, aber mit viel Gefühl“, passe denn auch besser in festliche Säle als in laute Bierzelte.

Ihm und seinen Musikern sei es ein Anliegen, „Musik zum Zuhören und Genießen“ zu machen. „Anders als im Bierzelt stehen unsere Zuhörer nicht auf Tischen, sondern spitzen die Ohren“, um auch Klängen von Verdi, Strauß oder Dvořák zu lauschen.

Die Erinnerung an den Wasen

Welche Musikrichtung die seine oder eben gerade nicht die seine war, ist Peter Schad schon früh klar geworden. Als junger Musikstudent verdiente er sich etwas dazu, indem auf dem Cannstatter Wasen mit einer Kapelle im Bierzelt auftrat. „Wir mussten zwei Wochen lang täglich von 11 Uhr bis 23 Uhr spielen.“, erinnert er sich und rollt belustigt mit den Augen. „Um 11 Uhr in der Früh sah es im Bierzelt noch aus wie im Hotel, die Tische schön gedeckt und mit Blumen geschmückt.“ Ab Mittag heizte sich die Stimmung dann immer mehr auf. Nach der zweiten Maß Bier wurden zu „La Paloma“ dann schon die „Krawatten gelockert“. Am späteren Nachmittag gab es schließlich mit Ohrwürmern wie „Theo, wir fahrn nach Lodz“ kein Halten mehr, erinnert sich Peter Schad.

Die Mimik erkennen

Überhaupt, zu große Events liegen ihm nicht. Er erinnert sich an ein großes Bezirksmusikfest im Bregenzerwald, als die „Oberschwäbischen Dorfmusikanten“ vor 7000 Zuhörern in einem Zelt aufgetreten sind. „Das ist nicht schön, weil das Publikum fast anonym ist.“ Wenn er als Moderator bei einem Konzert einen Witz erzähle und der „Zuhörer ganz hinten kann meine Mimik gar nicht erkennen, fehlt einfach was.“

Ganz anders dagegen die Erinnerung an ein Weihnachtskonzert in der Klosterkirche Ochsenhausen. In festlicher Atmosphäre spielten sie Stücke wie „Die Nacht“ von Franz Schubert — Musik, die „richtig unter die Haut geht“. Am Ende eines solchen Konzerts spüre man: „Heute hast du jemanden erreicht. Der stille Applaus ist oft noch viel schöner.“

So beschreibt er sich selbst

„Ein einfaches Lied kann man so spielen, dass es unter die Haut geht“, erklärt Peter Schad. „Wenn es nur noch darum geht, dass möglichst laut und schnell gespielt wird, dann hat die Musik eine sehr fragwürdige Funktion erreicht.“ Er beschreibt sich als Musiker, der für viele unterschiedliche Stilrichtungen offen ist. Für Bläsermusik in allen Formen ebenso wie für Jazz oder Klassik.

Der Musiklehrer ist zwar längst nicht mehr am Salvatorkolleg tätig, aber der Musikunterricht liegt ihm bis heute am Herzen. So fährt er jeweils im Frühjahr und Herbst nach Staufen im Breisgau, wo er zusammen mit seinem Kollegen Berthold Schick, dem Leiter der „Formation Allgäu Six“, an der „Deutschen Bläserakademie“ Workshops für „begeisterte junge Musiker aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz“ gibt.

Gesellschaftlicher Beitrag

Mit dem Begriff „Blasmusik“ verbindet Peter Schad viel mehr als nur eine Musikrichtung. Gerade die Musikkapellen auf dem Land haben seiner Meinung nach eine zentrale soziokulturelle Bedeutung. Das gemeinsame Musizieren und die Freude an der Musik sieht er als wichtigen gesellschaftlichen Beitrag an. Aber auch aufgrund des „hohen musikalischen Niveaus vieler junger Musiker“, zum Beispiel im Landesjugendblasorchester, wünschte er sich, dass das „Phänomen Blasmusik“ heute in den Medien stärker präsent wäre. Früher habe man viel öfter Blasmusikkonzerte im Fernsehen oder im Radio erleben können. „Ewig schad, wo es heute doch so viele hervorragende Musiker und Formationen gibt.“


Konzerttermine: Samstag, 11. März, und Sonntag, 12. März, jeweils 19.30 Uhr im Kursaal Bad Wurzach; Einlass jeweils ab 18.30 Uhr. Tischreservierung ist möglich unter Telefon 07654/1237.