StartseiteRegionalRegion AllgäuBad Wurzach„Mama muss heute witzig sein“

Bühnenprogramm

„Mama muss heute witzig sein“

Bad Wurzach / Lesedauer: 2 min

Die Kölnerin Eva Eiselt präsentiert in Dietmanns ihr neues Bühnenprogramm
Veröffentlicht:01.04.2019, 14:19

Von:
  • Schwäbische.de
Artikel teilen:

Eva Eiselt haut auf den Putz und auf die Pauke, mal brüllend laut und dann wieder scharfsinnig leise. Ihr Bühnenprogramm „Vielleicht wird alles vielleichter“ präsentierte die Vollblut-Kabarettistin am Samstagabend ihrem Publikum beim Kleinkunstverein im Dietmannser Adlersaal. Ihre Themen sind so ausgefeilt wie aktuell, ihre Pointenstärke ist sensationell.

Ihrem Markenzeichen, den „Mann der ersten Reihe“ zu suchen und zu finden, blieb sie auch am Samstag treu. An diesem Abend mussten Michael und seine Frau Claudia dran glauben. Sie wurden immer wieder direkt angesprochen und in die Pointen mit eingebunden.

In ihrer Saunanummer zog die Komödiantin Politiker jeglicher Couleur durch die Aufgüsse und übte Systemkritik mit bissigem Unterton. Als leicht frustrierte und einsame Partytusse nudelte sie sich erst durch den Shabby-Chic: „Wenn die Hose alleine mehr erlebt hat als der Typ, der drin steckt“ und sinnierte anschließend über die Wertigkeit der Äußerlichkeiten. „Botox ist keine Kunst, sondern rein pflanzlich.“

Ihre Nachbarn sind nicht Boateng, sondern Jochen und Jutta, die die deutsche Kultur mit Kartoffelsalat nach Omas Rezept hochhalten, um sich für die bienenlose Zeit vorzubereiten: alle Blüten mit einem Wattestäbchen selbst bestäuben.

Als Opa Udo Fröhlich begab sich die Künstlerin dann in den pädagogischen Todesstreifen eines Kinderspielplatzes. Mit atmungsaktiver Unterwäsche unter Plastikmatschhosen und mit der Notrufnummer der Giftzentrale bewaffnet, ergründete Opa Udo die Erziehungsmethoden der Neuzeit und klärte überfürsorgliche Mütter darüber auf, dass Klein Wilhelm niemals England erobern könne, wenn er nicht mal mit einem Stöckchen stochern darf.

Eva Eiselt schlüpfte vollkommen authentisch und unprätenziös in die unterschiedlichsten Rollen und verkörperte diese mit Humor und Tiefgang. Ob als schlonzig-unsympathischer Manager mit albernen Plattitüden in gewinnoptimierendem It-Englisch, oder als gestresste Mutter, die ihren Kindern erklärte: „Mama arbeitet, Mama muss heute witzig sein.“ Sie beherrschte den Lach-Yoga-Workshop bis in die höchste Liga, dem hysterischen Frauenlachen, auch genannt der oberschwäbische Tantenschrei. Die Künstlerin spielte an diesem Abend für und mit ihrem Publikum und zündete ein humorvolles Rhetorikfeuerwerk.

Beim großen Finale strebte die Kabarettistin nach einer weiblichen Göttlichkeit. Auf Anweisung von oben, saugte sie mit „Gottes Vorwerk“ den Planeten leer. Alles Überflüssige musste weichen „Alles kommt weg, was euch kaputt macht“, lautete Evas Beitrag, denn dann wird alles vielleicht vielleichter.