Existenzangst
Höhere Maut kostet diese Spedition an die 700.000 Euro pro Jahr
Bad Wurzach / Lesedauer: 3 min

Steffen Lang
Der Bund wird die Lkw-Mauttarife zum 1. Dezember dieses Jahres kräftig erhöhen. Die Spediteure trifft das hart. Philipp Zollikofer spricht von einer Katastrophe und kann über eine Hoffnung der Bundesregierung nur lachen.
Zur bisher geltenden Maut für Lastwagen ab 7,5 Tonnen kommt ab Dezember ein CO₂-Aufschlag. Fahrzeuge mit der Abgasnorm Euro VI werden dabei künftig in fünf CO₂-Emissionsklassen eingeteilt. Für Lkw mit einer technisch zulässigen Gesamtmasse von 7,5 bis 11,99 Tonnen mit dem höchsten CO₂-Ausstoß werden zum Beispiel künftig pro Kilometer statt bisher 9,8 Cent 17,8 Cent fällig. Bei einer Gesamtmasse von mehr als 18 Tonnen und mindestens fünf Achsen steigt die Maut von 19 auf 34,8 Cent pro Kilometer. Lkw mit schlechteren Abgasnormen zahlen bis zu 52 Cent (18-Tonner mit fünf oder mehr Achsen und Abgasnorm Euro I oder 0).
Fast doppelte Kosten
85 Prozent mehr muss sein Betrieb ab Dezember monatlich zahlen, hat Philipp Zollikofer, einer der Geschäftsführer des Logistikunternehmens Zollikofer in Bad Wurzach, ausgerechnet. Rund 70 eigene Lkw stehen im Fuhrpark des mittelständischen Unternehmens. Sie sind nach Unternehmensangaben deutschlandweit sowie in den Grenzregionen von Frankreich, Österreich und der Schweiz unterwegs. „Im Moment beläuft sich die Maut bei uns monatlich auf etwa 70.000 Euro. Mit der Erhöhung werden es 120.000 bis 130.000 Euro.“
„Das ist eine Katastrophe. Es wird ein Speditionssterben geben“, wird Philipp Zollikofer deutlich. Denn nicht den gesamten Betrag werde man an die Kunden weitergeben können, befürchtet er. Aber Preiserhöhungen werde es auf jeden Fall geben. „Letztlich werden diese dann die Endkunden der transportierten Waren zahlen.“
Die Pläne des Landes
Und es könnte noch schlimmer für die Speditionen kommen. Denn die baden-württembergische Landesregierung hat in ihrem Koalitionsvertrag die Einführung einer Lkw-Maut auch auf Landes- und Kommunalstraßen vereinbart. Die Grünen drängen auf Umsetzung dieser Vereinbarung, die CDU ist dazu zuletzt allerdings auf Distanz gegangen.
Doch bereits die bundesweite Maut für Autobahnen und Bundesstraßen treffe die Speditionen, die sowieso schon mit Personalmangel arg zu kämpfen haben, hart. „Da werden uns Steine in den Weg gelegt, die nicht mehr hinnehmbar sind“, sagt Zollikofer. Er bedauert, dass die deutschen Speditionsunternehmen nicht so gut organisiert sind wie beispielsweise in Frankreich. „Am 1. Dezember wäre es Zeit, alle Lkw stehen zu lassen“, ist der Bad Wurzacher für einen bundesweiten Streik. „Aber leider halten die Spediteure in Deutschland nicht genug zusammen.“
Die Absichten des Bundes
Nach Ansicht der Bundesregierung ist die Mauterhöhung ein Anreiz für die Unternehmen, ihre Fuhrparks zum Beispiel auf Elektromotoren umzurüsten. „Das ist überhaupt nicht möglich“, entgegnet Zollikofer. „Für die Abertausende Lkw in Deutschland gibt es gar keine Ladeinfrastuktur. Außerdem kostet ein E-Lkw 400.000 Euro im Gegensatz zu 120.000 Euro für einen Diesel. Selbst mit Förderung, so es die denn überhaupt zuverlässig geben würde, ist das nicht machbar.“
„Nur lachen“ kann Philipp Zollikofer auch über die Hoffnung der Verantwortlichen in Berlin, dass Speditionen nun mehr Transporte auf die Schiene verlegen. „Wir machen schon ein bisschen was mit der Bahn. Aber das ist eine Vollkatastrophe. Wenn ich zwei Züge bestelle, muss ich froh sein, wenn einer kommt, und der ist dann meistens nicht pünktlich.“
Nebenstrecken eine Option
Die höhere Maut werde sich wohl auch auf Orte auswirken, die bislang von Schwerlastverkehr verschont sind, glaubt Zollikofer. Denn wo es möglich ist, würden viele Lkw wohl vermehrt auf Nebenstrecken ausweichen, um Geld zu sparen.