Die „Egerländer Musikanten“ hatten keine weite Anreise: Fast alle der rund 20 Musiker kommen aus dem Raum Ochsenhausen-Rottum. Sie haben ihr Herz der böhmischen Blasmusik und ihrem Vorbild Ernst Mosch verschrieben, der mit exzellenter Blasmusik aus Böhmen Weltruhm errang. Ihm zu Ehren, zum 20. Todestag, gab die Kapelle im vollen Kursaal ein Gedenkkonzert machte mit vielen Originaltiteln rund 350 Fans fast vier Stunden lang glücklich.
Dirigent Werner Hutzel ist, wie sein Ensemble, Musiker der Stadtkapelle Ochsenhausen. Seit 2008 erweisen sie Mosch, dem „König der Blasmusik“, ihre Reverenz und geben Konzerte in der Region, nun zum dritten Mal in Bad Wurzach. Dass sie hier in das „Revier von Peter Schad und seinen Dorfmusikanten“ geraten, sei vollkommen in Ordnung, hieß es. Man schätze sich gegenseitig, habe die gleiche „Blutgruppe“, und Musik kenne keine Grenzen.
So spielten die Egerländer Musikanten nicht nur etliche Kompositionen von Mosch, die viele „Ahhs“ und „Ohhs“ beim Publikum hervorriefen, sondern auch Titel von Peter Schad („Ewig Schad“) und von Norbert Gälle die „Jubiläumspolka“ (Scherzachtaler), die mit viel Applaus bedacht wurden.
Perfektion mit Fingerzeig
Im Gegensatz zur Mosch-Besetzung besteht das Klarinetten-Register bei Hutzel aus vier Frauen, die junge Corinna spielt die Posaune. Identisch ist das „Königs-Register“ aus Tenorhörnern und Bariton sowie Tuba, Trompeten; und unverkennbar: das Schlagzeug, das Mosch in die Blasmusik integrierte, mit dem markantem Schluss-Paukenschlag. Identisch zeigte sich auch Hutzel, der die „Dirigats-Choreografie“ vom Idol exakt drauf hat: Er rückt Musiker oder Register ins Rampenlicht, motiviert und perfektioniert oft mit nur kleinsten Fingerbewegungen. Und er spart nicht mit Lobeszeichen für sein Team und strahlt mit erhobenen Händen ins Publikum.
Vom Fuchsgraben zur Vogelwiese
Ernst Mosch hätte dieser Abend wohl gefallen, die Freude am Spielen seiner Titel, die Präsentation seiner Kompositionen und durchschlagenden Erfolge wie „Rauschende Birken“. Die Heimat Böhmen, der Wind, die Eger, die Liebe, der Fuchsgraben – es gab fast nichts, was Mosch nicht in Blasmusik „verpackt“ hätte. Viele Polkas wurden unsterblich wie „Die Vogelwiese“, die bis heute bei keiner Festzeltparty fehlen darf. Melodien zum Schwärmen (wenn auch der weltberühmte „Böhmische Traum“ aus dem Ländle kam, 1997 komponiert von Norbert Gälle).
Gefehlt hat an diesem Abend nichts: Gute Bewirtung durch zwölf Schalmeien-Mitglieder, beste musikalische Unterhaltung inklusive Gesang. Werner Hutzel im Duett mit Margit Schiele, die ihre Klarinette zur Seite legte. Beide sangen mit viel Gefühl wunderbare Lieder, damals arrangiert von Franz Bummerl und Gerald Weinkopf. Ehemann Kurt Schiele gab am Schlagzeug sein Bestes (wobei es ruhig mehr „Schluss-Pauke“ hätte sein dürfen). Sohn Frank hatte neben der Trompete die zwei Suppenlöffel gut im Griff bei der „Löffelpolka“.
Eine Überraschung gab es für Musikant Erwin Weber, der zum Lied „Ich tanz’ so gern mit Dir“ mit seiner Frau Silvia, die im Publikum saß, auf der Bühne tanzen durfte: Denn bei diesem Mosch-Titel hatten sie sich einst kennengelernt.
„Oft kopiert, nie erreicht“, meinte Hutzel. Er und sein Ensemble waren im Kurhaus sehr nah dran und leisteten Großartiges. Überwältigt vom begeisterten und mitsingendem Publikum, dankte der Dirigent seinen Musikern und für die stets gelungene Moderation von „Rich“ Nothelfer mit amüsanten Insider-Infos. Eine Ära wurde durch die authentischen „Egerländer Musikanten“ aus Oberschwaben nochmals sehr lebendig – eine gelungene Hommage an den wohl größten Blasmusik-Komponisten unserer Zeit.