StartseiteRegionalRegion AllgäuBad Wurzach„Banalisiert, ignoriert“: BI kritisiert Vorstellung der Windkraftpläne

Bürgerinitiativen gegen Windkraft

„Banalisiert, ignoriert“: BI kritisiert Vorstellung der Windkraftpläne

Bad Wurzach / Lesedauer: 3 min

Die Projektierer der Anlagen im Hummellucken– und im Alttanner Wald hätten vieles nicht, unzulänglich oder falsch dargestellt, sagen die „Landschaftsschützer“.
Veröffentlicht:01.05.2023, 08:00

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Heftige Kritik an der Präsentation der Pläne der in Humberg und im Alttanner Wald projektierten Windkraftanlagen im Bad Wurzacher Gemeinderat übt der Verein Landschaftsschützer Oberschwaben–Allgäu.

In einer vom Vereinsvorsitzenden Reinhold Mall unterzeichneten Pressemitteilung geht er auf mehrere Punkte ein, die seiner Ansicht nach nicht oder unzulänglich angesprochen wurden beziehungsweise falsch dargestellt würden.

„Das Vogelschutzgebiet Rohrsee und die Vogelzugbeobachtungen örtlicher Ornithologen wurden ignoriert“, beginnt Mall die Aufzählung. Gleiches gelte für die „gerichtlich anerkannte Hochwertigkeit des Wurzacher Beckens und das Europadiplom“.

Dass das Ergebnis des von den Projektierern beauftragten artenschutzrechtlichen Gutachtens nicht dargestellt wurde, kritisieren die Landschaftsschützer ebenfalls. Tatsächlich wurden in der Präsentation keines dieser Themen dargestellt.

Tourismusproblematik banalisiert

„Banalisiert“ worden sei von den Vertretern der Firmen Laoco und Energiequelle die Tourismusproblematik, die für die Kurstadt Bad Wurzach aber „ein zentraler Punkt“ sei, so die Landschaftsschützer.

Stefan Siegmund von der Energiequelle hatte in der Präsentation darauf verwiesen, dass es an der Nordsee „genauso viel Tourismus wie früher“ gebe. In Rheinland–Pfalz und Nordrhein–Westfalen gebe es „eine offene Studienlage“, so Siegmund, „aus der ein leichter Rückgang abgeleitet werden kann“.


Nach Ansicht der Landschaftsschützer geht von Windkraftanlagen zudem eine Gefahr durch Luftdruckimpulse, Infraschall sowie aufwärmende und austrocknende Wirkungen von Großwindanlagen auf die unmittelbare Umgebung aus.

Auch dies sei von den Projektierern nicht angesprochen worden. Gleiches gelte für eventuelle Auswirkungen auf den Wasserhaushalt.

„Problemstoffe mitten im Wald“

Nach Angaben des Vereins besitzen überdies Anlagen dieser Größe „Vorräte von circa 1000 Litern an Schmier– und Kühlstoffen sowie Löschgasen. Die bisher eingesetzten Stoffe gelten bei Austritt als höchst klimagefährdend. Problemstoffe mitten im Wald — kein Thema“, schreiben die Landschaftsschützer dazu.

Erst auf Nachfrage sei auch deutlich geworden, dass die am nächsten gelegene Ortschaft Humberg als Misch– und nicht als reines Wohngebiet gilt und dort damit höhere Grenzwerte beim Lärm gelten, heben die Landschaftsschützer hervor. Stadtrat Ewald Riedl (CDU) hatte danach gefragt.

Falsche Zahlen genannt?

Zweifel äußern die Landschaftsschützer in ihrer Stellungnahme an einigen Angaben der Projektierer. So sei die Anzahl der Lkw–Fahrten zum Bau des Windparks Hummelluckenwald mit 1200 „viel zu gering“ beziffert.

Und für den Bau werde „eine wesentlich größere Fläche als 5000 Quadratmeter pro Anlage“ gerodet. Zudem blieben „nach unseren Erfahrungen“ entlang der Wege dauerhaft eine Breite von bis zu neun Metern baumfrei, was die Projektierer zumindest für Kurvenbereiche auch eingeräumt hatten.

Die Landschaftsschützer kritisieren die vorgestellten Visualisierungen als „mangelhaft“: „Der herrliche Panorama–Blick auf die Alpen mit Wurzacher Ried im Vordergrund wurde nicht verwendet. Stattdessen wurde eine an einem diesigen Tag entstandene Aufnahme zugrunde gelegt, so dass die einmontierten Windkraftanlagen kaum erkennbar waren.“

Nicht erwähnt worden sei zudem, dass zu der Windradhöhe von 261 Meter die Höhe der Beckenränder addiert werden müsse. „Die Flügelspitzen ragen damit mehr als 300 Meter über die Ebene des Wurzacher Beckens.“

Bürgschaft für Rückbau

Des Weiteren hätten die Referenten „nicht namentlich gesagt, wer für den Rückbau bürgt“. Diese Bürgschaft müsse laut Baugesetzbuch von den Betreibern im Genehmigungsverfahren hinterlegt werden, heißt es dazu in einem Papier des Bundesverbands Windenergie.

„Lobend möchten wir anerkennen, dass die Bürgermeisterin eine Diskussionsveranstaltung angeregt hat, an der wir aus unserer Sicht beteiligt sein müssen“, schreiben die Landschaftsschützer abschließend.