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Aichstettener Maschinenbauer dpm erhält großen Auftrag von Porsche

Aichstetten / Lesedauer: 5 min

Der 911er wird in Zuffenhausen auf einer Montagelinie montiert, die von dpm entwickelt und gefertigt wird. Bis zur Hochzeit sorgt sie für die Produktion des Sportwagens.
Veröffentlicht:24.04.2023, 09:00

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Einen sehr guten Namen in der Automobilbranche hat die Firma Daum und Partner Maschinenbau (dpm) aus Aichstetten schon seit vielen Jahren. Nun aber hat das mittelständische Familienunternehmen nach eigener Aussage „einen großen Auftrag“ bekommen.

Noch in diesem Jahr liefert es die neue komplette Montagelinie für den 911er–Porsche, der künftig in Zuffenhausen gebaut wird. Sowohl für Endmontage als auch für die sogenannte Hochzeit dieses Zugpferds des Sportwagenherstellers werde diese Linie dienen, sagt dpm–Geschäftsführer Mark–Oliver Daum.

Geschäftsführer Mark-Oliver Daum steht vor einer Reihe FTS, die für das Elektrowerk VW-Emden entwickelt und gebaut worden sind.
Geschäftsführer Mark-Oliver Daum steht vor einer Reihe FTS, die für das Elektrowerk VW-Emden entwickelt und gebaut worden sind. (Foto: dpm)

Die Anfänge des Unternehmens dpm waren eher bescheiden. 1975 zog die Familie Daum ins Allgäu, weil Hans–Jürgen Daum in Berlin keine Arbeit, aber in Leutkirch eine Anstellung bei Thermopal fand. Diese Arbeitsstelle sei jedoch nicht von langer Dauer gewesen, erzählt sein Sohn Mark–Oliver. Daraufhin gründete sein Vater zusammen mit Partnern das Ingenieurbüro IGF.

Die Firmengeschichte

Zunächst lagen die Schwerpunkte in der Konstruktion, später kam das Fertigungsunternehmen dpm hinzu und die Konstruktionsgesellschaft wurde zur Abteilung der Firma dpm. 1990 benannte man sich in dpm Daum + Partner Maschinenbau GmbH um. Bis dahin sei das kleine Unternehmen vor allem für die Glasfabrik in Bad Wurzach tätig gewesen, erzählt Mark–Oliver Daum.

Als die aber durch den Boom der PET–Flaschen in Schwierigkeiten geriet, brachen für Daum die Aufträge weg. „Gerade in dieser Zeit kam Porsche auf uns zu und fragte an, ob wir Fahrerlose Transportsysteme für die Montage entwickeln und bauen könnten.“ Hans–Jürgen Daum konnte. „Rückblickend war das für uns ein Glücksfall, denn durch diesen prominenten Auftraggeber hatten wir auch sofort eine hervorragende Referenz“, so der heutige dpm–Geschäftsführer Mark–Oliver Daum.

Namhafte Kunden

Die Firma dpm spezialisierte sich fortan auf Entwicklung und Bau von Fahrerlosen Transportsystemen (FTS), nicht nur, aber vor allem für die Automobilbranche. „Wir sind heute ein etablierter Hersteller zur Automatisierung von Montageanlagen“, sagt Mark–Oliver Daum. Neben Porsche zählen zum Beispiel auch Mercedes und BMW zu den dpm–Kunden.

Und was ist ein FTS? „Sie ersetzen die früheren Förderbänder“, erklärt der Experte. Wobei FTS noch viel mehr können. „Sie sind gleichzeitig auch ein fahrender Warenkorb, weil sie alle für die Montageschritte nötigen Teile mit sich führen. Es wird also an ihnen nicht nur montiert, sondern auch kommissioniert. Darüber hinaus werden über die Software der FTS der gesamte Montageprozess und alle Montagedaten digital exakt dokumentiert.“

Am Standort in Aichstetten werden die Mechanik und Elektrik der FTS sowie deren Software entwickelt und die FTS auch komplett produziert.

Alles aus einer Hand, das ist unser großer Wettbewerbsvorteil, gerade heutzutage in Zeiten oft unterbrochener Lieferketten,

sagt Mark–Oliver Daum.

Die zweite Generation

Er und sein Bruder Michael haben 2006 die GmbH komplett vom Vater und dessen Partnern übernommen, Mark–Oliver fungiert als alleiniger Geschäftsführer. 13 Millionen Umsatz macht dpm mittlerweile jährlich, 85 Menschen — „ausnahmslos Fachkräfte“, betont der Firmenchef — beschäftigt er in Aichstetten. In drei Jahren wird im Gewerbegebiet Lauerbühl, wo auf dem 12.000 Quadratmeter großen Firmengelände mittlerweile vier Montagehallen und ein Verwaltungsgebäude stehen, das 50–jährige Bestehen des Betriebs gefeiert. Bis dahin soll auch der gerade in Planung befindliche neue große Kantinenbereich längst fertig sein.

Individuelle Anfertigung

Rund 2500 FTS der Firma dpm seien mittlerweile bei Herstellern in Deutschland, aber auch beispielsweise in Polen, Südafrika, China, Russland und den USA unterwegs. Jede Montagelinie ist nach Daums Worten dabei eine Spezialanfertigung. „Der Kunde kommt mit genauen Vorstellungen, wie die Montage bei ihm im Haus abzulaufen hat, auf uns zu. Und exakt danach richten wir uns bei Konstruktion und Produktion.“

Die FTS werden dabei über in den Hallenboden eingelassene Induktions– oder Magnetschleifen oder über ebenfalls am Boden angebrachte QR–Codes geleitet. Ganz wichtig ist auch die Sicherheit: Jedes einzelne FTS hat einen Laserscanner, der einen Zusammenstoß mit Menschen verhindert.

Nachhaltige Produktion

Seit mehreren Jahren setzt die Aichstettener Firma nach Daums Worten auf Nachhaltigkeit am Firmenstandort, der seit 1991 im Gewerbegebiet Lauerbühl ist. Zur Schonung der Umwelt, aber auch, daraus macht der Geschäftsführer keinen Hehl, um Kosten zu sparen. Drei große PV–Anlagen auf Hallendächern liefern mittlerweile etwa 70 Prozent des benötigten Stroms. Eine vierte PV–Anlage ist bereits in Planung. Die ebenfalls bereits geplante neue Fertigungshalle sowie das 2021 gebaute Verwaltungsgebäude werden über Wärmepumpen beheizt.

Das Aichstettener Unternehmen hat sich auch für die DIN–Normen Iso 9000 und 14001 zertifizieren lassen, die für ein integriertes Umweltmanagement im Betrieb stehen. „Für Iso 14001 müssen wir jährlich den Verbrauch aller Rohstoffe dokumentieren, um rezertifiziert zu werden“, erzählt Mark–Oliver Daum. Und er hebt hervor: „Diesen Weg haben wir schon vor Jahren aus freien Stücken beschritten. Es kommt uns heute zugute, weil immer mehr Kunden diese Nachhaltigkeit von ihren Geschäftspartnern fordern. Eine solche Prozessüberwachung im Betrieb ist heutzutage Voraussetzung für Wachstum.“

Die Firmenphilosophie

Dies ist für Mark–Oliver Daum ebenso Teil einer zeitgemäßen Firmenphilosophie wie diese Aussage: „Das Unternehmen dpm ist keine One–Man–Show. Es ist eine Organisation verschiedener Fachbereiche, die nur funktioniert, wenn alle mit dem Anspruch an sich selbst, Qualität zu produzieren, zusammenarbeiten.“

Am Ende muss noch erzählt werden, was eine Hochzeit in der Automobilherstellung ist. Daum erklärt es: „Das ist der Moment, in der bei der Montage des Autos die Karosserie mit dem Motor verheiratet wird.“ Wie beim Menschen soll nämlich auch das eine Verbindung fürs ganze (Fahrzeug-)Leben sein.