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Brustkrebs

Brustkrebs: Die unterschätzte Gefahr

Panorama / Lesedauer: 6 min

Der Oktober ist Brustkrebs-Monat. Damit soll darauf hingewiesen werden, dass die Gefahr immer noch unterschätzt wird. Viele wissen auch zu wenig darüber. Die wichtigsten Fragen und Antworten.
Veröffentlicht:18.10.2021, 16:30

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Viele Frauen erkranken innerhalb ihres Lebens an Brustkrebs. Früh genug erkannt ist die Krankheit oft heilbar - doch gerade bei jungen Frauen wird Krebs meist erst spät entdeckt. Da die Krankheit häufig erst im Alter auftritt, rechnen viele Frauen nicht damit, auch in jüngeren Jahren zu erkranken. Auch werden bei jüngeren Frauen nur wenige Tests von der Krankenkasse übernommen. Dennoch sollten die Menschen sich schon früh über Brustkrebs und dessen Risiken informieren.

Auf die unterschätzte Gefahr sowie das mangelnde Wissen soll der Oktober als Brustkrebs-Monat der Deutschen Krebshilfe hinweisen. Die wichtigsten Fragen und Antworten sind hier zusammengestellt.

Wie häufig tritt Brustkrebs auf?

Brustkrebs ist die häufigste Krebsart bei Frauen. Eine von acht Frauen erkrankt im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs. Bei rund 70.000 Frauen in Deutschland wird jährlich ein sogenanntes Mamma-Karzinom diagnostiziert - das entspricht ungefähr 30 Prozent aller Krebsdiagnosen bei Frauen. Dazu kommen 6.500 In-situ-Karzinome pro Jahr, die Vorstufe von Brustkrebs.

Auch Männer können an Brustkrebs erkranken, doch machen sie mit 650 bis 750 Fällen nur ein Prozent aller Brustkrebsfälle im Jahr aus. Das mittlere Erkrankungsalter von Frauen liegt bei ungefähr 64 Jahren, von Männern bei circa 72 Jahren. Bei Frauen verläuft rund jede vierte Erkrankung tödlich. Die Zahl der Todesfälle geht dabei jährlich leicht zurück, allerdings steigt die Zahl der Fälle in den letzten Jahren konstant an.

Regelmäßiges Abtasten gehört dazu: Frauen können damit selbst zur Vorsorge beitragen. Lautet die Diagnose trotzdem Brustkrebs, zählen OP, Chemotherapie und Bestrahlung zur Standardtherapie. Neue Medikamente setzen dagegen auch auf immunaktivierende
Regelmäßiges Abtasten gehört dazu: Frauen können damit selbst zur Vorsorge beitragen. Lautet die Diagnose trotzdem Brustkrebs, zählen OP, Chemotherapie und Bestrahlung zur Standardtherapie. Neue Medikamente setzen dagegen auch auf immunaktivierende (Foto: dpa/Schwäbische.de)

Wie gefährlich ist Brustkrebs?

Über 18.000 Frauen in Deutschland sterben jedes Jahr an Brustkrebs. Das mittlere Erkrankungsalter von 64 Jahren liegt allerdings sogar einige Jahre unterhalb des durchschnittlichen Erkrankungsalters der meisten anderen Krebsarten. Auch wenn das Risiko ab dem 50. Lebensjahr deutlich erhöht ist, ist jede vierte Betroffene jünger als 55 Jahre und jede Zehnte sogar jünger als 45 Jahre alt.

Auf einer Magnetresonanz-(MR)-Mammographie ist ein winziger Tumor in der Brust einer Patientin zu sehen. Foto: Jan-Peter Kasper
Auf einer Magnetresonanz-(MR)-Mammographie ist ein winziger Tumor in der Brust einer Patientin zu sehen. Foto: Jan-Peter Kasper (Foto: DPA)

Fortschritte in Medizin und Therapie in den letzten zehn Jahren haben dafür gesorgt, dass Mamma-Karzinome inzwischen immer erfolgreicher behandelt werden können. Auch die Überlebensraten nach fünf und zehn Jahren liegen mit über 80 Prozent recht hoch. Wichtig bleibt allerdings eine gute Früherkennung. Wie bei anderen Krebsarten auch, gilt die Regel, dass die Heilungschancen besser sind, je früher die Krankheit erkannt wird.

Was können Frauen zur Vorsorge tun?

Zur sicheren Früherkennung wird von den Experten je nach Alter dazu geraten, die Brüste regelmäßig untersuchen zu lassen. Im Zentrum steht dabei noch immer das Abtasten durch eine Ärztin oder einen Arzt.

Ebenfalls wird jeder Frau ab dem 30. Lebensjahr empfohlen, einmal im Monat die Brüste selbst abzutasten - idealerweise zwischen dem dritten und siebten Tag der Menstruation. Eine ausführliche Anleitung findet sich hier .

Einmal jährlich bezahlt auch die Krankenkasse eine solche Untersuchung durch eine Ärztin oder einen Arzt. Sollte da ein verdächtiger Knoten entdeckt werden, empfiehlt der Arzt meist eine Mammografie, also eine Röntgenuntersuchung der Brust.

Vor allem ab dem 40. und spätestens dem 50. Lebensjahr bietet diese noch immer sehr verlässliche Diagnose. Auch ein Ultraschall der Brust kommt in speziellen Fällen in Betracht.

Was auch bei der Vorbeugung hilft: viel Bewegung, nicht Rauchen und nicht zu viel Alkohol. Die empfohlene Grenze der Alkoholmenge liegt bei Frauen dabei bereits bei 125ml Wein oder 250ml Bier am Tag.

Welche Faktoren beeinflussen das Brustkrebs-Risiko?

Warum Brustkrebs entsteht, darüber herrscht noch weitgehend Ungewissheit. Aber eine Vielzahl von Faktoren spielt nach aktuellem Stand der Wissenschaft in das Risiko mit hinein. Besonders signifikant ist dabei die erbliche Vorbelastung: Sind bereits Fälle von Brustkrebs in der nahen Familie bekannt, ist das Risiko selbst an Brustkrebs zu erkranken um einiges höher.

Auch klassische Gesundheitsfaktoren steigern das Risiko: Alkohol, Rauchen und Übergewicht. Auch der Hormonspiegel und späte Schwangerschaften beziehungsweise gar keine Schwangerschaften sollen sich auf das Risiko auswirken.

Wichtig: Diese Faktoren bedeuten nicht, dass automatisch eine Erkrankung erfolgt - auch dann nicht, wenn mehrere Faktoren zutreffen. Allerdings sollte dann häufiger und gewissenhafter untersucht werden. Bei Frauen, die genetisch ein nachweislich höheres Risiko haben, empfehlen sich bereits ab dem 25. Lebensjahr halbjährliche Abtastuntersuchungen inklusive Ultraschall. Dazu einmal jährlich eine Kernspintomografie. Ab 30 Jahren empfiehlt sich zudem einmal im Jahr eine Mammografie.

Was ist zu tun, wenn man einen Knoten ertastet?

Den Knoten ernst nehmen, untersuchen lassen, aber auch nicht gleich mit dem Schlimmsten rechnen. Mehr als 80 Prozent der entdeckten Symptome sind harmlos. Für Knötchen kann es viele Gründe geben: Zysten und Lipome beispielsweise, bei Frauen zwischen 20 und 40 sind es auch häufig Knötchen aus Bindegewebs- oder Drüsenzellen, sogenannte Fibroadenome.

Trotzdem gilt: Mit den entdeckten Knoten schnellstmöglich zu Ärztin oder Arzt und diesen gründlich untersuchen lassen. Eine Abtastuntersuchung allein reicht dann nicht mehr aus. Bestehen Sie im Zweifelsfall auch auf der Untersuchung. Ihre Ärztin oder ihr Arzt sollte Ihnen da vertrauen - speziell, wenn es um Krebs geht, ist Vorsicht besser als Nachsicht. Denn je früher ein Tumor entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen.

Wie wahrscheinlich ist eine Brustamputation?

Auch wenn Angelina Jolie sich öffentlichkeitswirksam die Brüste vorsorglich abnehmen ließ, sind Amputationen laut dem aktuellen Stand der Therapien nicht unbedingt geboten. Sollte es dennoch dazu kommen, gibt es inzwischen viele Möglichkeiten der Rekonstruktion, die in Verbindung mit körpereigenem Gewebe oder gesundheitlich unbedenklichen Implantaten sogar in derselben Operation durchgeführt werden können.

Für viele Frauen ist die Brustkrebsdiagnose ein doppeltes Trauma - einerseits durch den lebensgefährlichen Krebs, andererseits durch die Angst davor, die Brust zu verlieren.

Eine vorsorgliche Brustamputation kann bei genetisch vorbelasteten Frauen medizinisch sinnvoll sein, allerdings sind nur fünf bis zehn Prozent der Brustkrebserkrankungen auf defekte und damit vorbelastete Gene zurückzuführen. Und auch die vorsorgliche Amputation reduziert das Krebsrisiko nicht auf null.

Eine Frau, die so einen Eingriff in Betracht zieht, kann sich genetisch testen lassen - allerdings muss sie sich auf längere Wartezeiten gefasst machen. Denn aufgrund der hohen Nachfrage beziffert sich die Wartefrist auf mehrere Monate oder gar ein ganzes Jahr.