Politik
Wie verlockend ist dieses Land?
Ravensburg / Lesedauer: 2 min

Schwäbische.de
Wie wird alles gut mit dem Fachkräftemangel! Meint zumindest Innenministerin Nancy Faeser und verweist auf ihr famoses neues „Fachkräfteeinwanderungsgesetz“. Das werde „ohne Übertreibung eines der modernsten Einwanderungsrechte der Welt“. Wumms! Bis es aber so weit ist und die fleißigen Menschen aller benötigten Qualifikationen in Scharen in das Land strömen, das weltweite Spitzenplätze wenn schon nicht bei den Löhnen, dann aber doch bei Steuern und Abgaben sowie Energiepreisen belegt, versuchen es unsere Regierungsvertreter noch mit der guten alten Werbetrommel vor Ort. So machte es Außenministerin Annalena Baerbock in Indien, Kanzler Olaf Scholz in Kenia und Äthiopien, Entwicklungsministerin Svenja Schulze gemeinsam mit Arbeitsminister Hubertus Heil in Ghana — und jetzt ist also Brasilien dran.
Immerhin: Aus Indien wurden 2022 dann doch zwei Pflegekräfte nach Deutschland vermittelt, das ist deutlich mehr als aus Indonesien, von dem man sich doch so viel versprochen hatte: Da kam niemand. Dafür sind rund zehn Prozent der 660.000 erwerbsfähigen Ukraine–Flüchtlinge bei uns in einem sozialversicherungspflichtigen Job gelandet. Klingt wenig? Stimmt: In den Niederlanden arbeiten 50 Prozent.
Deutschland kommt unter den OECD–Ländern aber immerhin in der Kategorie „Abwanderung von einheimischen Fachkräften“ aufs Siegertreppchen. Rund eine Viertelmillion Deutsche verließ allein 2021 das Land, die meisten im arbeitsfähigen Alter, drei Viertel Akademiker. Betroffen von der Abwanderung sind vor allem Bayern und Baden–Württemberg. Gleichzeitig verlassen jedes Jahr Zehntausende bei uns die Schule ohne einen Abschluss.
Deutschland verliert hier also Steuer– und Beitragszahler, während durch ein weiteres Wachstum des Beamtenapparates und stetig steigende Kosten im Sozialbereich der Finanzbedarf des Staates immer größer wird. Vielleicht hilft da wirklich auch ein neues Einwanderungsrecht dabei, den Laden noch irgendwie über Wasser zu halten. Um eine nachhaltige Trendwende zu erreichen, müssen unsere Polit–Fachkräfte aber ganz andere Reformen anstoßen.