Reflexartige Empörung – klar! Linke, Grüne und muslimische Verbände wittern in der Forderung nach einer staatlichen Überwachung von Moscheen einen schlimmen Angriff auf die grundgesetzlich garantierte Religionsfreiheit. Die Empörten sollten sich stattdessen über den Vorstoß von Unionsfraktionschef Volker Kauder freuen. Man kann es nämlich auch so sehen: Niemand bastelt so eifrig und wirkungsvoll an einem Generalverdacht gegen die in Deutschland lebenden Muslime wie die salafistischen und ihre artverwandten – von Saudi-Arabien finanzierten – wahabitischen Hetzer. Sie sind mal Lautsprecher, mal Einflüsterer eines Islam, der mit dieser Gesellschafts- und Rechtsordnung nicht in Einklang zu bringen ist.
Wenn aber, wie Kauder richtig angemerkt hat, in Deutschland der Staat über der Religion und nicht die Religion über dem Staat steht – was soll dann gegen eine Überwachung einschlägiger Moscheen sprechen? Sie kann den beklagten Generalverdacht gegen Muslime besser ausräumen als viele wortreiche Beteuerungen. Wenn nämlich offiziell festgestellt ist, dass die Hassprediger und ihre Anhänger nur einen Bruchteil des Islam in Deutschland ausmachen, dann ist damit die Mehrheit der Glaubensgemeinschaft auch entlastet.
Erstaunlich, dass sich der Generalsekretär der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib), Bekir Alboga, diese Sichtweise nicht zu eigen machen möchte. Es hat möglicherweise damit zu tun, dass er ein anders gelagertes Problem repräsentiert. Die vom türkischen Staat entsandten Imame stehen nicht im Verdacht islamistischer Umtriebe. Sie stehen aber im Verdacht, als verlängerte Arme des türkischen Staatspräsidenten Erdogan dafür Sorge zu tragen, dass seine früheren Landsleute in erster Linie Landsleute bleiben und sich höchstens zweitrangig als Deutsche fühlen. Der Nationalist in Ankara will so seinen Einfluss in Deutschland zementieren. Deshalb gilt: Die Ditib-Aktivitäten sind ein permanentes Integrationshindernis.
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