Grüner Strom
Trotz riesigen Potenzials: Warum es so wenig schwimmende Solaranlagen gibt
Baden-Württemberg / Lesedauer: 3 min

Ulrich Mendelin
Schwimmende Solaranlagen etwa auf Baggerseen könnten die Energiewende voranbringen. Doch bei der Anwendung dieser noch recht neuen Technologie gibt es gesetzliche Hürden. Aus der CDU kommt nun ein Vorstoß, die Regeln so schnell wie möglich zu lockern. Auch die Ampel-Koalition sieht Handlungsbedarf.
Das Potenzial für Solaranlagen, die auf dem Wasser schwimmen, ist groß: Laut einer Studie des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme in Freiburg könnten diese sogenannten „Floating PV“-Anlagen allein in Baden-Württemberg zusammengenommen auf eine installierte Leistung von 1130 Megawatt kommen, fast so viel wie das inzwischen abgeschaltete Atomkraftwerk Neckarwestheim mit 1400 Megawatt.
Vor allem am Oberrhein, aber auch in Oberschwaben kommen viele Baggerseen dafür infrage. In Ostrach (Landkreis Sigmaringen) ist vor etwa einem Jahr die erste solche Anlage in Südwürttemberg ans Netz gegangen. Der Vorteil: Die Solaranlage verbraucht keine Freiflächen auf Äckern, die ansonsten zur Nahrungsmittelproduktion genutzt werden könnten.
Auswirkungen auf Ökosystem offen
Allerdings gibt es Beschränkungen. Erstens müssen die Solarmodule mindestens 40 Meter Abstand zum Ufer haben. Und zweitens dürfen sie nur 15 Prozent der Wasserfläche bedecken. Bei größeren Anlagen sei die Auswirkung auf das Ökosystem des Sees noch nicht ausreichend erforscht, heißt es zur Begründung.
Die CDU im Bundestag will diese Hemmnisse so schnell wie möglich beseitigen. „Wir dürfen die Ökostrom-Potenziale nicht verschenken“, drängt die CDU-Landesgruppe Baden-Württemberg in einem Positionspapier, das der „Schwäbischen Zeitung“ vorliegt.
Die Vorgaben zu Uferabstand und bedeckter Wasserfläche seien „unnötig restriktiv“ und sollten gestrichen werden, stattdessen sollten die örtlichen Behörden bei den ohnehin nötigen Genehmigungsverfahren naturschutz- und wasserrechtliche Auflagen prüfen.
Andreas JungDie Ampel hat diese Hürden mit dem Osterpaket aufgebaut, mit dem Solarpaket muss sie das jetzt korrigieren.
Damit schließt sich die CDU der Haltung des Bundesverbandes Solarwirtschaft an. Auch der Branchenverband plädiert dafür, die Restriktionen komplett zu streichen.
Solarpaket demnächst im Bundestag
„Schwimmende Photovoltaik auf Baggerseen kann einen wichtigen Beitrag zum Ausbau erneuerbarer Energie leisten ‐ ohne zusätzlichen Flächenverbrauch, ohne Verlust an Ackerböden und im Einklang mit der Natur“, sagt CDU-Energieexperte Andreas Jung aus Konstanz der „Schwäbischen Zeitung“. „Die Ampel hat diese Hürden mit dem Osterpaket aufgebaut, mit dem Solarpaket muss sie das jetzt korrigieren.“
Das erste Solarpaket der Bundesregierung soll noch vor Weihnachten im Bundestag verabschiedet werden. Dieses bündelt verschiedene Vorhaben für den Ausbau der Fotovoltaik, unter anderem Regeln, die mehr Freiflächen für Sonnenkraftwerke nutzbar machen sollen und eine Erleichterung vom Bau von Solarmodulen am Balkon. Schwimmende Solaranlagen behandelt das Paket aber nicht.
Ungeduld auch in der SPD
Dabei heißt es in der Photovoltaik-Strategie von Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne), wegen der strengen Auflagen für schwimmende Solaranlagen sei ein „maßvolles Nachjustieren der Anforderungen“ nötig.
Das Thema will der Wirtschaftsminister in einem zweiten Solarpaket angehen. Mit der Arbeit an diesem wird aber erst begonnen, wenn das erste Solarpaket verabschiedet ist.
Nicht nur dem CDU-Mann Jung dauert das zu lange, auch innerhalb der Ampel gibt es Ungeduld. „Wir müssen Floating PV ausbauen und erleichtern“, sagt der SPD-Abgeordnete Robin Mesarosch aus Sigmaringen, Mitglied im Ausschuss für Energie und Klimaschutz.
Weil es noch umweltpolitische Bedenken gebe, werde zunächst das Ergebnis einer Studie abgewartet, so Mesarosch. „Ich selber teile diese Bedenken aber nicht und mache hier Druck.“