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Social-Media-Experte: „Politiker haben Interesse an Twitter nur vorgegeben“

Ravensburg / Lesedauer: 3 min

Social-Media-Experte: „Politiker haben Interesse an Twitter nur vorgegeben“
Veröffentlicht:02.10.2013, 16:20

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Peer Steinbrück hat zuletzt am 22. September getwittert. Philipp Rösler am 18. September. Sigmar Gabriel hat am 14. September seinen letzten Tweet abgesetzt. Nein: Nachhaltig aktiv ist das sozialdemokratische und liberale Spitzenpersonal auf Twitter nun wirklich nicht. Dabei hatte es vor dem Wahlsonntag doch unisono die hohe Bedeutung dieser neuen Medien hervorgehoben. Waren die Bekenntnisse nur Lippenbekenntnisse? War der Wahlkampf doch das eigentliche Ziel, und nicht der oft gepriesene direkte Dialog? Yannick Dillinger im Gespräch mit Politik- und Digitalberater Martin Fuchs , der das Social-Media-Analyse- und Benchmarking-Portal Pluragraph betreibt.

SZ : Herr Fuchs, in meinem Twitterfeed laufen keine Tweets mehr von @peersteinbrueck und @philipproesler ein. Seit Tagen. Was ist da los?

Fuchs: Das liegt daran, dass die Accounts seit Tagen nicht mehr gepflegt werden. Bei unbekannteren Politikern, die jetzt monatelang im Wahlkampf-Stress waren und nun erst einmal durchschnaufen wollen, fände ich das okay. Bei Spitzenpolitikern nicht. Das jetzige Schweigen erweckt den Eindruck, als sei die Begeisterung für Twitter nicht ernst gemeint gewesen.

SZ: Eigentlich schade, oder?

Fuchs: Auf der einen Seite schon, weil diese Politiker offensichtlich nicht die Chancen erkannt haben, die die digitalen Medien bieten, wie zum Beispiel den direkten Dialog mit den Menschen. Auf der anderen Seite haben die meisten von denen, die jetzt einfach mit dem Twittern aufhören, den Dienst ohnehin von Anfang an falsch genutzt. Bei vielen sieht man das an den Followerzahlen. Bei mieser Pflege braucht sich aber auch keiner darüber beschweren, wenn ihm nur 100 Menschen folgen und kein wirklicher Dialog entsteht.

SZ: Heißt: Ein großer Verlust wäre es für die Twitterwelt nicht, wenn @peersteinbrueck und @philipproesler gar nicht mehr twittern?

Fuchs: Es wäre kein Verlust, wenn sie so weiter twittern würden wie bisher. Nehmen wir aber doch lieber die neu in den Bundestag gewählten Politiker in den Fokus. Da haben viele verstanden, wie wichtig die sozialen Netzwerke für sie sein können, um gerade junge Menschen zu erreichen. Die meisten haben einen Twitteraccount und nehmen das sehr ernst, suchen den Kontakt zu den Followern. Das finde ich toll.

SZ: Aber doch nochmal kurz zu den etablierten Politikern. Ein paar sind ja dann doch auch jetzt noch aktiv. Julia Klöckner (CDU) zum Beispiel. Oder Christian Lindner (FDP). Bringen sich da künftige Hoffnungsträger in Position?

Fuchs: Julia Klöckner hat schon immer viel getwittert. Für sie gehört das quasi schon zum Alltag – selbst wenn sie viel zu tun hat. Sie macht keine Unterscheidung mehr zwischen On- und Offline, wenn Sie offline unterwegs ist Sie gleichzeitig auch online und umgedreht. Christian Lindner kann sich in der Tat mit Tweets direkt an die Parteibasis und das Wahlvolk wenden und sich damit positionieren.

SZ: Wie sieht denn Ihre Prognose aus: Werden künftig alle Politiker auf Twitter aktiv sein?

Fuchs: Alle vielleicht nicht. Aber ich gehe stark davon aus und hoffe, dass die Zahl der von Twitter Angefixten bis zur kommenden Bundestagswahl stark steigen wird. Machen wir uns nichts vor: Es war zu erwarten, dass die Aktivität nach der Wahl runter gehen würde. Aber jetzt liegt es eben auch an den neuen Abgeordneten, die Zeichen der Zeit zu erkennen.

Spannende Links:

http://www.pluragraph.de

http://pluragraph.de/categories/mdb/limited_to/twitter

http://www.hamburger-wahlbeobachter.de