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Neuer Roman des französischen Finanzministers sorgt für Zündstoff

Paris / Lesedauer: 2 min

Der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire hat einen Roman veröffentlicht. Das Buch des ambitionierten 54–Jährigen wird nicht nur wegen seiner Erotik kritisiert.
Veröffentlicht:04.05.2023, 17:02

Von:
  • Christine Longin
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Bruno Le Maire (Foto: Imago) macht bei Interviews immer einen seriösen Eindruck. Dass der Wirtschafts– und Finanzminister, der täglich mit den französischen Rekordschulden jonglieren muss, auch eine literarische Seite hat, ahnen in solchen Momenten die wenigsten.

Und kaum einer kann sich vorstellen, dass im neuen Roman der zweithöchsten Persönlichkeit der Regierung erotische Szenen vorkommen. Zum Beispiel diese: „Sie warf sich aufs Bett. Sie zeigte mir die braune Ausbuchtung ihres Anus. ‚Kommst du, Oskar? Ich bin so weit gedehnt wie noch nie.’“

Worum es im Buch geht

Es fällt schwer, sich Le Maire, der vergangene Woche die Herabstufung Frankreichs durch die Ratingagentur Fitch kommentieren musste, beim Schreiben dieser Worte vorzustellen. Doch der spröde wirkende Politiker verteidigt sein Buch „Fugue américaine“ (amerikanische Fuge), das Ende April erschien, gegen Kritik und Spott.

„Dieser Roman ist ein großes menschliches Abenteuer und ich wünsche mir, dass er als solches gelesen wird“, sagte der 54–Jährige am Mittwoch in einem Radiointerview. Die Erotik mache nur zehn Zeilen der insgesamt 480 Seiten aus.

In „Fugue américaine“ folgt der Autor seiner Passion für klassische Musik. Der Roman handelt von einem Brüderpaar, das sich auf die Spur des Pianisten Wladimir Horowitz begibt und dessen Leben durch eine Reise nach Havanna 1949 aus den Fugen gerät.

Kritik am Buch

„Es geht um Musik, um Städte wie Berlin, New York, Moskau. Es geht um die Schwächen von Menschen“, beschreibt Le Maire sein Buch. „Etwas, das mich zutiefst berührt: Zu sehen, wie Menschen fallen und wieder aufstehen. Andere fallen und stehen nicht mehr auf.“ Ausgerechnet den Schwachen gilt die Sympathie des Politikers.

Nach dem Wahlsieg von Emmanuel Macron schloss er sich mit jungen Staatschef an, dessen Wirtschafts– und Finanzminister er seit 2017 ist. Für 2027, wenn Macron nicht mehr antreten kann, werden seinem wichtigsten Minister Ambitionen auf das höchste Staatsamt nachgesagt.

Ausgleich Literatur

Die Veröffentlichung seines neuen Romans brachte Le Maire nun aber den Vorwurf ein, seine Amtspflichten zu vernachlässigen. „Wie kann man auch nur eine Minute auf ein Buch mit erotischen Passagen verwenden, während die Franzosen sich große Sorgen wegen der Inflation machen“, kritisierte der Linkspolitiker François Ruffin. Doch Le Maire versichert, dass er seine Aufgaben als Minister hundertprozentig erfülle.

Seine insgesamt 14 Bücher sieht der Hobby–Schriftsteller, der sich bereits um fünf Uhr morgens an den Schreibtisch setzt, als Freizeitausgleich wie Gärtnern oder Wandern. „Die Literatur erlaubt mir, mich dem Alltag zu entziehen, Abstand zu gewinnen und anders zu denken“, kommentierte er im Kurznachrichtendienst Twitter.