Die Absage ließ nicht lange auf sich warten. Längere Lebensarbeitszeit, höheres Renteneintrittsalter – der Vorstoß der Jungen Union, dem Nachwuchs der Unionsparteien, stößt auf breite Ablehnung. JU-Chef Paul Ziemiak fordert, das Renteneintrittsalter an die statistische Lebenserwartung zu koppeln.
„Je älter die Menschen werden, desto später müssen sie in Rente gehen“, erklärte der CDU-Politiker. Wenn sich nichts ändere, werde das Rentenniveau künftig immer weiter zurückgehen und in zwei oder drei Jahrzehnten womöglich nur noch bei 30 Prozent des letzten Durchschnittsverdienstes liegen. „Das ist zu wenig zum Leben. Da droht immer mehr Altersarmut“, sagte Ziemiak. Wenn die Lebenserwartung steige, verlängere sich die Bezugsdauer der Rente, ohne dass die Versicherten höhere Beiträge eingezahlt hätten. Während man Griechenland und anderen Krisenstaaten der EU empfehle, das Renteneintrittsalter zu erhöhen, habe man es selbst mit der Rente mit 63 in Deutschland gesenkt.
„Die Einführung der Rente mit 63 der Großen Koalition war ein Riesenfehler. Damit ist ein falsches Signal gesetzt worden“, sagte Ziemiak. Die Menschen müssten wissen, dass sie in Zukunft länger und nicht weniger arbeiten müssten.
Der Koalitionspartner SPD lehnt dies strikt ab: „Einfach die Lebensarbeitszeit immer weiter zu verlängern, ist mit der SPD nicht zu machen“, sagte SPD-Vizechef Thorsten Schäfer-Gümbel. „Diese jung-dynamischen JU-Funktionäre würden den Vorschlag auch nicht machen, wenn sie erstmal ein paar Jahre den Realitätstest langjähriger Arbeit gemacht hätten“, spottete er. Solche einseitigen Vorschläge zeugten von mangelnder Lebenserfahrung und fehlendem Respekt vor jahrzehntelanger Arbeit. Natürlich müsse man weiter über die Zukunft der Rente nachdenken. Nach der Reform sei vor der Reform bei den großen sozialen Sicherungssystemen. Doch könne es nicht darum gehen, „stumpf das Renteneintrittsalter immer weiter zu erhöhen, ohne einen Gedanken daran, ob das auch alle so können“.
Auf der Linie von Ökonomen
Der Vorschlag der Jungen Union: Steigt die durchschnittliche Lebenserwartung, müsste auch das Renteneintrittsalter erhöht werden. Wenn die Lebenserwartung etwa in einer Dekade um zwei Jahre stiege, müssten die Beschäftigten ein Viertel dieser Zeit und damit sechs Monate länger arbeiten. Bei zweieinhalb Jahren höherer Lebenserwartung in einem Jahrzehnt bedeutete dies dementsprechend siebeneinhalb Monate. Ein Automatismus, der über kurz oder lang in Richtung Rente mit 70 führen würde, wie sie Ökonomen und Vertreter der Wirtschaft immer wieder fordern. Aus der CDU-Spitze gab es zunächst keine offiziellen Reaktionen.
Unsozial sei ein solches Modell, „Schuften bis zum Tod“ sei das, kritisierte dagegen die Linke. „Während manche Menschen bis zum Umfallen arbeiten müssen, haben andere wenig oder gar keine Arbeit“, erklärte Linksfraktionsvize Jan Korte. FDP-Vizechefin Marie-Agnes Strack-Zimmermann warf Ziemiak vor, er wolle Alt gegen Jung ausspielen.