Katastrophe
Im Jemen entwickelt sich eine Katastrophe mit Ansage
Politik / Lesedauer: 3 min

Schwäbische.de
Der Kampf um den wichtigen jemenitischen Hafen Hodeida entwickelt sich zu einer Abnutzungsschlacht. Die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) verfolgen eigene strategische Interessen. „Das Dröhnen der Bombenflugzeuge begleitet uns nun Tag und Nacht“, sagt Qaed Jazou , ein in Hodeida lebender Journalist. Aus Furcht vor den Truppen der Arabischen Allianz, die von Offizieren aus Abu Dhabi kommandiert werden, seien die Einwohner der Vororte bereits in das Stadtgebiet geflohen. Besonders heftig werde gegenwärtig um den Flughafen gekämpft, den die Huthi-Rebellen weiterhin verteidigten.
Die Verluste auf beiden Seiten seien hoch. Trotzdem habe die Allianz, in der neben jemenitischen Milizionären auch sudanesische Söldner kämpfen, inzwischen die strategisch wichtige Verbindungsstrasse von Hodeida nach Sana erreicht und versuche diese zu blockieren.
Der Hafen der 600 000-Einwohner-Stadt war am Montag weiterhin geöffnet. Nach UN-Angaben wird dort nur ein Frachtschiff mit Getreide entladen. Lediglich fünf Schiffe mit Lebensmitteln und Treibstoff lägen im Roten Meer auf Reede, 75 Prozent weniger als noch vor einem Monat. Von den Vereinten Nationen in Sana geführte Verhandlungen über eine Internationalisierung des Hafens wurden am Montag abgebrochen.
Die Huthis müssten in diesem Fall nicht nur auf lukrative Zolleinnahmen verzichten. Sie würden auch die Kontrolle über die Verteilung der Waren, mit der ebenfalls sehr viel Geld verdient wird, verlieren. Die VAE versuchen vor diesem Hintergrund die geplante Eroberung des Hafens auch als „humanitäre Aktion“ darzustellen. Das ganze Land könnte dann „rasch und unbürokratisch“ mit Hilfsgütern versorgt werden.
Bevölkerung ist zweitrangig
Tatsächlich spielt das Überleben der 27 Millionen Jemeniten in den Planungen der Allianz keine Rolle. Das hat der Verlauf des Krieges, in dem über 5000 Zivilisten allein bei Bombenangriffen ums Leben kamen, deutlich gezeigt.
Mit der Besetzung von Hodeida und anderen wichtigen Häfen in der Region wollen die VAE die Kontrolle über die strategisch bedeutende Meer enge Bab al Mandeb und den Golf von Aden erlangen, den ein Großteil des Seehandels zwischen Europa und Asien passiert. Unterstützung erhalten die Emirate dabei von den USA. Sie hatten eine Eroberung von Hodeida zunächst abgelehnt, wenig später dann einen Vorstoß „mit Einschränkungen“ gebilligt, angeblich um „die Dynamik des Krieges“ zu verändern. Eine von Abu Dhabi gewünschte direkte Beteiligung an der Offensive hat Washington abgelehnt. „Indirekt“ involviert in den Krieg waren und sind die Amerikaner von Anfang an, indem sie die den Jemen angreifenden Kampfflugzeuge der arabischen Allianz in der Luft betanken. Ohne diese „taktische Unterstützung“ wären die Möglichkeiten der Allianz äußerst begrenzt.
Auch Frankreich will sich – auf Bitten der Emirate – im Jemen engagieren. Laut einem Bericht des Magazins „Figaro“ wurden Spezialeinheiten nach Jemen entsandt. Glaubt man den Huthi-Milizen, dann waren die französischen Kommandos am vergangenen Samstag an einer angeblich gescheiterten Landeoperation unweit des Hafens von Hodeida beteiligt.