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Wehrpflicht

Frauen in die Uniform

Königsbronn / Lesedauer: 3 min

Bei den Königsbronner Gesprächen geht es um die Attraktivität der Bundeswehr
Veröffentlicht:30.03.2014, 21:25

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A n dieser Debatte hätte Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ihre Freude gehabt. Den halben Vormittag lang geht es bei den dritten Königsbronner Gesprächen nur um ein Thema: Frauen. Genau genommen um Frauen in der Sicherheitspolitik. Ein Blick in den Saal lässt erkennen, was für ein Wandel im Gang ist. Dort sitzen Reservisten und Soldaten, viele in Uniform, auch höhere Dienstgrade sind dabei. Aber von einer reinen Männerveranstaltung kann keine Rede sein.

Der zweite Teil der Gespräche dreht sich um die Frage, wie groß die Bedrohung von Bürgern und Staaten durch Cyber-Attacken ist. Während drinnen darüber diskutiert wird, stehen draußen vor der historischen Hammerschmiede zirka 120 Demonstranten und tun lautstark ihren Unmut kund. Durch die dicken Wände des renovierten Gebäudes dringen nur Satzfetzen, aber es hört sich sehr nach „Soldaten sind Mörder“ an.

Familie und Soldatenberuf

Man stelle sich vor: Vor zehn, 15 Jahren hätte der Reservistenverband zu einer Veranstaltung geladen, bei der die Attraktivität der Bundeswehr für Frauen im Mittelpunkt gestanden hätte. Hohn und Spott wären ihm wohl sicher gewesen. Doch mit dem Denken von einst will die Bundeswehr von heute nichts mehr zu tun haben, das wird rasch deutlich an diesem Samstagmorgen. Ob vom Ende der Wehrpflicht, dem demografischen Wandel oder schlicht der Erkenntnis getrieben, dass Frauen Fähigkeiten haben, die der Truppe guttun. Fakt ist, bei diesen sicherheitspolitischen Gesprächen steht die Vereinbarkeit von Familie und Soldatenberuf im Fokus. Die neue Verteidigungsministerin, die am Freitag in Königsbronn zu Gast war, hat das Thema direkt nach ihrem Amtsantritt ja ganz oben auf ihre Agenda gesetzt. Doch wie es praktisch umgesetzt werden soll, ist offensichtlich noch nicht raus.

Mehr Geld müsste in die Truppe und in den Haushalt des Verteidigungsministeriums fließen, um das Soldatenleben familienfreundlicher zu machen, sind sich der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus, und der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, André Wüstner, einig. Königshaus sieht vor allem in den vielen Auslandseinsätzen der Bundeswehr ein Problem – bis zu 150Tage im Jahr, weil es nicht genügend Soldaten gebe. Die Realität zeige, dass es bei einer solchen Einsatzbelastung kaum möglich sei, Familie und soziale Kontakte zu haben. Der Wehrbeauftragte sieht schließlich in der Frauenfrage sogar eine Schlüsselfrage für die Bundeswehr. „Die Streitkräfte sind nur überlebensfähig, wenn Frauen gewonnen werden können“, sagt er.

15 Prozent der Truppe soll weiblich werden, hat sich die Bundeswehr zum Ziel gesetzt. Im Moment liegt der Frauenanteil bei zehn Prozent. Der Verteidigungsministerin liegt sehr daran, dass dieses Vorhaben glückt. „Die sozialen und emotionalen Kompetenzen von Frauen sollen auch der Bundeswehr zugutekommen“, hatte sie am Vortag betont.