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Kommentar

Der Stillstand am Bau muss mit Prio 1 bekämpft werden

Politik / Lesedauer: 2 min

Das Ifo–Institut meldet einen Höchststand an Stornierungen im Wohnungsbau. Die Ampel–Koalition unterschätzt die damit verbundenen Probleme, kommentiert Claudia Kling.
Veröffentlicht:12.09.2023, 19:16

Von:
  • Schwäbische.de
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Es gibt Missstände, die sind so gewaltig, dass jeder Bürger glauben könnte, dieses Problem müsse von der Politik mit Priorität 1 behandelt werden. Der Wohnungsmangel ist in vielen Teilen des Landes ein solches Problem. Die Preise für Mieten und Immobilien sind in den vergangenen Jahren derart durch die Decke gegangen, dass jeder, der irgendwie kann, in seiner jetzigen Bleibe verharrt. Familien in zu kleinen Dreizimmer–Wohnungen, alleinstehende Rentner in Häusern, die ihnen eigentlich zu groß sind.

Erkannt haben die Ampel–Parteien das Problem frühzeitig und in ihrem Koalitionsvertrag 400.000 neue Wohnungen pro Jahr in Aussicht gestellt. Doch gebaut wurden im vergangenen Jahr lediglich 295.300 Wohnungen, bei einem gleichzeitigen Zuzug von rund 1,3 Millionen Menschen.

Dass darin sozialer Sprengstoff steckt, liegt auf der Hand. Aber die Regierungsparteien scheinen die brenzlige Lage zu unterschätzen. Anstatt alle Kraft auf den Neubau möglichst vieler und günstiger Wohnungen zu richten, kleben sie an überzogenen Energieeffizienzstandards und etlichen Tausend Bauvorschriften. Die vor Kurzem beschlossenen verbesserten Abschreibungsmöglichkeiten für den Wohnungsbau wirken deshalb nur wie ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Es wird noch teurer für die Menschen

Wenn die Bundesregierung nicht bald das Ruder herumreißt, sind die Aussichten für Bauunternehmen und Wohnungssuchende gleichermaßen desaströs. Die Firmen, die jetzt pleite gehen, weil die Kosten zu hoch sind und ihnen die Aufträge wegbrechen, werden auch dann keine neue Wohnungen mehr bauen, wenn die Lage am Bau wieder besser ist. Arbeitskräfte sind in Deutschland begehrt, ihre Mitarbeiter werden in anderen Branchen unterkommen.

Was das für den Miet– und Immobilienmarkt bedeuten wird? Man mag es sich nicht vorstellen. Die Ampel–Koalition hat das Bauministerium wiederbelebt, um zu signalisieren, dass Wohnen Prio 1 hat, doch Ministerin Klara Geywitz wird zerrieben zwischen den Klimaambitionen der Grünen und dem Spardrang der FDP. Für die Menschen bedeutet das leider: Sie werden künftig noch viel mehr für ein Dach über dem Kopf bezahlen müssen.