Ferienidyll
Ärger im toskanischen Ferienidyll
Politik / Lesedauer: 2 min

Schwäbische.de
Capalbio an der malerischen Küste der Toskana hat eigentlich nicht viel gemein mit der pittoresken Kleinstadt Como am norditalienischen Comer See. Was sie bis vor kurzem einte, war lediglich der Umstand, dass in beiden Orten viele Gutbetuchte leben – Schriftsteller, Künstler, Politiker und sogar Hollywoodstars wie George Clooney. Como und Capalbio haben seit Kurzem aber eine weitere Gemeinsamkeit: ein Migrantenproblem.
Als „erster Bürger einer kosmopolitischen Ortschaft“ bezeichnet sich Luigi Bellumori, Bürgermeister in Capalbio und Repräsentant einer Bürgerliste. Nach dem Verteilungsplan der Region Toskana sollen im schnieken Städtchen etwa 50 Einwanderer untergebracht werden. Im Verhältnis zu etwa 4200 Einwohnern ist das eine kleine Zahl. „Sollte man meinen“, erklärt Lisa Zavattini , Malerin aus Capalbio. „Die feinen Damen und Herren unserer linken Szene hier“, so Zavattini, „wollen keine Araber und Schwarzen in ihrer direkten Nachbarschaft haben.“
Tür ins Gesicht geschlagen
„Anstatt ihre Türen und Tore zu öffnen“, kommentierte die Tageszeitung „la Repubblica“ den „Fall Capalbio“, „wird den Einwanderern die Tür ins Gesicht geschlagen“. So sprach sich etwa Alberto Asor Rosa, einer der angesehensten Literaturwissenschaftler Italiens mit Ferienresidenz in Capalbio, „gegen zu viele Einwanderer bei uns“ aus. Mehr als 50 Migranten würde seine Stadt nicht verkraften, erklärte Asor Rosa. Die Aufregung im „linken Ferienidyll“ („Il Foglio“) sorgt gerade in den Medien für viel Spott und Kritik.
Im Unterschied zu Capalbio zeigt sich eine Mehrheit der 84 000 Bewohner Comos hilfsbereit. Hier sind bereits mehr als 1100 Einwanderer vor allem aus Nord- und Schwarzafrika untergekommen. Sie hoffen bald schon weiterreisen zu können, am liebsten nach Deutschland. Die Flüchtlinge zelten in den schmucken Parkanlagen der Innenstadt. Bis Mitte September sollen sie alle in einem Containerdorf am Stadtrand untergebracht sein.
Die katholische Caritas versorgt die Menschen mit Lebensmitteln, Kleidung und Medikamenten. Bürger aus der Nachbarschaft helfen den Flüchtlingen mit Informationen zur Weiterreise. Allerdings werden Einwanderer, die die Schweiz durchreisen wollen, um nach Deutschland zu gelangen, von den Behörden oft abgewiesen.
Damit wird Como zunehmend zu einer Endstation für die Flüchtlinge. Sein demokratischer Bürgermeister Mario Lucini befürchtet, dass seine Stadt zu einem zweiten Calais werden könnte. Im französischen Küstenort leben Tausende Flüchtlinge in der Hoffnung, nach Großbritannien gelangen zu können. Como sei eine „aufgeschlossene Stadt“, versichert Lucini. Doch er befürchtet, dass sich das schon bald ändern könnte.