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Empörung im Netz

Aldi blockiert unzählige User auf Social Media - und nennt nun den Grund

Panorama / Lesedauer: 4 min

Auf dem Portal X, ehemals Twitter, werden derzeit zahlreiche User-Profile von Aldi Nord blockiert. Über den Grund gab es reichlich Spekulationen. Nun aber äußert sich der Konzern.
Veröffentlicht:26.10.2023, 12:12

Von:
  • Philippe Debionne
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Der Supermarkt-Riese Aldi Nord sorgt in sozialen Medien für Wirbel. Unzählige User wurden zuletzt bei X (vormals Twitter) geblockt. Sie können in der Folge nicht mehr sehen, was der Konzern schreibt und mit welchen besonderen Angeboten geworben wird. Viele User verstehen die Welt nicht mehr. Was ist der Grund?

Möglicherweise hat ein User mit einem rassistischen Kommentar die Block-Welle losgetreten. Er hatte ein Bild aus einem Werbeprospekt für Bekleidung von Aldi Nord gepostet. Darauf zu sehen ist eine junge weiße Frau, die in einem Waldstück spazieren geht.

Direkt hinter ihr läuft ein sympathisch lächelnder Schwarzer. Der User schreibt dazu: "Was will uns diese Werbung von ALDINord_Presse vermitteln? Ein Bild sagt mehr als tausend Worte."

"Darf ich jetzt nicht mehr zu Aldi gehen?"

Darunter finden sich viele rassistische Kommentare: "Wenn man sich die Kriminalstatistik und Videos dieser Tage anschaut, muss man eine derartige Werbung schon als sehr befremdlich einordnen", heißt es etwa. Und ein anderer User schreibt: "Also das Bild suggeriert, dass es für Frauen ziemlich gefährlich ist, joggen zu gehen."

Zunächst wurden offenbar Personen geblockt, die offen rassistische Tweet weiterverbreiteten oder mit rechtsextremen Kommentaren versahen. Doch nun werden auch zunehmend Personen geblockt, die nachweislich nicht rechts sind und das auch klar zu erkennen geben.

Ein User, der in seinem Profil schreibt, er sei "für echte Rechtsstaatlichkeit" und "gegen Faschismus", wurde nach eigenen Angaben ebenfalls geblockt. Er teilt mit: "Die spinnen doch, ich wusste bis eben nicht einmal, dass die einen Twitter-Account haben! Hatte noch nie hier mit denen zu tun! Heißt das jetzt, dass ich nicht mehr in den Aldi gehen darf?"

Arbeitet Aldi Nord mit Blocklisten?

Unter den blockierten Menschen finden sich zudem auch Journalisten wie Tim Röhn von der "Welt" (gehört zu Axel Springer) oder der Arzt und frühere Gesundheitsamtsleiter Dr. Friedrich Pürner, der viele besonders harsche Corona-Maßnahmen schon früh kritisierte und daraufhin entlassen wurde.

Beide Männer nehmen die Block-Aktion mit Humor. Während Journalist Röhn süffisant schreibt: "Die Recherche hat doch noch gar nicht richtig angefangen", teilt Friedrich Pürner ironisch mit: "Oha. Was ist da los? Das ist jetzt echt schade. Die Hafermilch von Aldi mochte ich echt gerne."

Im Netz vermuten viele Menschen, dass das Social-Media-Team mit sogenannten Blocklisten arbeitet. Das sind von Dritten erstellte Listen, die man im eigenen Account hochlädt. Dadurch werden alle darin aufgeführten Social-Media-Nutzer automatisch geblockt. Auf besagten Listen stehen häufig Tausende Accounts.

Presseteam hüllt sich zunächst in Schweigen

Der Regisseur und Autor Tom Bohn kritisiert Aldi in diesem Zusammenhang nun scharf. Er schreibt: "Wer Menschen nur aufgrund von Listen in den sozialen Medien blockt, sie aber als Kunden weiterhin willkommen heißt, handelt verlogen. Klare Ansage, bitte Aldi-Nord: Wenn alles wollen Sie zukünftig nicht mehr in Ihren Läden sehen?"

Aldi Süd hat mit den aktuellen Vorfällen und der Aufregung im Netz nichts zu tun: Die beiden Supermarktketten sind zwar aus einem gemeinsamen Unternehmen hervorgegangenen, mittlerweile aber rechtlich selbständige Unternehmensgruppen.

ARTIKEL-UPDATE: Donnerstag, 14.15 Uhr

Am Donnerstagnachmittag reagierte der Konzern dann und teilte mit: "Seit Kurzem erhalten wir unter einem ALDI Nord Posting auf X (ehemals Twitter) zahlreiche Kommentare und Erwähnungen, die sich auf die Darstellung unserer Models im aktuellen Prospekt der Kalenderwoche 44 beziehen. Die Tonalität der Äußerungen ist fast ausschließlich diskriminierend und teilweise rassistisch. Solche Kommentare akzeptieren wir nicht und verurteilen sie auf das Schärfste."

Weiter heißt es in dem Statement: "Da seitens der Plattformbetreiber nicht ausreichend gegen solche sogenannte Hate Speech vorgegangen wird, haben wir entschieden, selbst aktiv zu werden. Im Rahmen einer "Blockchain" haben wir das Profil, auf dem der fremdenfeindliche Post initial veröffentlicht wurde, seitens ALDI Nord blockiert. Ebenso alle Profile, die diesem Konto folgen. Sogenannte "Blocklisten" kamen hierbei nicht zum Einsatz. Sollten wir dabei Userinnen und User geblockt haben, die dieses Gedankengut nicht teilen, bedauern wir das sehr und entsperren diese Konten selbstverständlich wieder."

Das gesamte Statement finden Sie hier.