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Schwarzgeld

Uschi Glas: Vom lasziven Schätzchen zur Bilderbuch-Frau

München / Lesedauer: 3 min

Die Schauspielerin schaffte den Durchbruch mit einem Kultfilm der 68er, doch es blieb ihr einziger Ausflug ins Alternative
Veröffentlicht:28.02.2014, 18:55

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Sie war das Schätzchen der Nation und die Bunte machte sie zu „Uschi Nationale“: Heute wird Uschi Gals 70 Jahre alt. Trotz einiger Skandale wahrte sie das Bild der patenten Frau.

Sie zog sich bis aufs Hemdchen aus und schaffte so den Durchbruch: Uschi Glas ’ Auftritt im 68er-Kultfilm „Zur Sache, Schätzchen“ machte sie deutschlandweit zum Star. Der Film wurde von der Kritik gelobt und bannte das lockere Lebensgefühl einer Generation auf die Leinwand. Glas gab die Rolle der braven Bürgerstochter Barbara, die aus dem Spießertum ausbricht. Es blieb der einzige Ausflug ins Alternative. Glas, die am Samstag 70 Jahre alt wird, legte stets Wert darauf, nach außen alles perfekt wirken zu lasen. Allerdings spielte das Leben nicht immer mit.

Immer hatte Glas versucht, mit Mann und den Kindern Benjamin, Alexander und Julia die perfekte Familie zu verkörpern: keine Skandale, keine Allüren. Immer hielt sie ihr Privatleben von der Öffentlichkeit fern – bis 2002 Fotos ihres Mannes Bernd Teewag mit einer fast 30 Jahre jüngeren Frau erschienen. Erstmals zog Uschi Glas öffentlich vom Leder. „Ich steh’ doch nicht daheim wie ein Möbelstück rum, und er geht abends schnackseln“, empörte sie sich mit bajuwarischem Temperament. Inzwischen ist sie wieder glücklich verheiratet, mit dem Unternehmensberater Dieter Hermann.

Unerfreuliche Schlagzeilen machte bereits 2004 ein Skandal um eine Hautcreme, die Glas vermarktete. Vor Gericht verlor sie den Streit mit der Stiftung Warentest. Diese darf die Pflege weiter mangelhaft nennen. Sorgen bereitete ihr lange auch Sohn Benjamin, der eine Haftstrafe absitzen musste.

Uschi Glas wuchs im niederbayerischen Landau als jüngstes von vier Geschwistern auf. Als 20-Jährige zog sie nach München. Sie schlug sich als Sekretärin durch, um in der Großstadt ihr Glück zu machen. Auf einer Premierenfeier empfahl sie sich dem Produzenten Horst Wendtland und bekam die erste Rolle in dem Edgar-Wallace-Film „Der unheimliche Mönch“. Sie nimmt Schauspielunterricht, spielt das Halbblut Apanatschi in Karl-May-Filmen, dann gelingt ihr der Durchbruch mit „Zur Sache, Schätzchen“.

Danach hat die vielfach ausgezeichnete Schauspielerin in Kinofilmen und TV-Serien gespielt, sich im Theater bewiesen. Mit ihren Serienrollen in „Zwei Münchner in Hamburg“ und „Anna Maria“ wird sie Quotenkönigin.

Meistens sind es patente Frauen, die Glas verkörpert. So verrucht wie „Zur Sache, Schätzchen“ wurde es nicht mehr. Auch politisch distanzierte sie sich rasch von ihrer ersten großen Rolle: 1968 musste sie sich als „CSU-Zicke“ beschimpfen lassen, als sie nicht für Willy Brandt votierte. 2002 sprang ddie bekennende CSU-Wählerin Ex-Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) in der Schwarzgeld-Affäre mit einer Spende von 10000 Mark zur Seite. „Das war für mich eine Frage der Courage“, sagte sie.

Heute hat Uschi Glas, ganz sie selbst, eine Antwort auf Irrungen des Lebens – eine sehr patente. „Jede überraschende Wendung verändert einen. Das Leben ist wie eine Pralinenschachtel.“