Washington (dpa) Der große, gelbe Schnabel des Riesentukans ist nicht nur schmückendes Beiwerk, sondern zugleich ein riesiger Kühler. Durch feine Adern unter der Oberfläche können die Vögel damit Wärme abgeben und so ihre Körpertemperatur regulieren.
Das berichtet Glenn Tattersall von der Brock Universität in St. Catharines (Kanada) im US-Fachjournal „Science“ (Bd. 325, S. 468). Die auffälligen Schnäbel hatten Generationen von Forschern verwundert. Schon Charles Darwin berichtete über die Schnäbel und deutete sie als ein Körpermerkmal, das beim Paarungsverhalten beeindrucken sollte. Tattersall und seine Kollegen vermuteten dagegen einen direkten physiologischen Vorteil und untersuchten die Schnäbel des Riesentukans (Ramphastos toco) mit Hilfe von Wärmebildkameras.
Dabei fanden sie, dass die Tiere in der beginnenden Kühle des Abends oft viel mehr Wärme über den Schnabel abstrahlen als über den gesamten restlichen Körper. Innerhalb von Minuten kann sich der Schnabel um zehn Grad abkühlen. Im Durchschnitt betrug der Anteil des Wärmeverlusts über den Schnabel 30 bis 60 Prozent. Ausgewachsene Tukane können diese Abgabe jedoch in einem Bereich von fünf bis knapp hundert Prozent steuern, fanden die Forscher.
Die Wärme wird durch feine Adern unter der Oberfläche des Schnabels abgegeben, der beim Riesentukan fast ein Drittel der Körperlänge ausmacht. Da sich auf der Oberfläche des Schnabels charakteristische Wärmemuster bilden, scheinen verschiedene getrennt steuerbare Adersysteme beteiligt zu sein, die bei kühler Witterung sogar im Gegenstromprinzip zur Wärmerückgewinnung arbeiten, schreiben die Zoologen. Auch andere Tiere nutzen große Körperflächen zur Abgabe überschüssiger Wärme. Das bekannteste Beispiel sind die großen aderdurchzogenen Ohren des afrikanischen Elefanten. Bei Vögeln war dieses Prinzip bisher allerdings ungekannt.