Die Skisaison beginnt, wie es sich die Wintersportorte wünschen: Mit Schnee und Kälte, und damit mit gut präparierten Pisten. Doch in der kommenden Woche wird es milder. Um angesichts solcher wärmer werdender Winter weiter Skifreunde anzulocken, haben Gemeinden heuer allein im Allgäu und im angrenzenden Vorarlberg Millionen von Euro investiert und Skigebiete ausgebaut. Naturschützer halten wenig von der Aufrüstung.
Im Allgäu war dieses Jahr die Modernisierung des Bad Hindelanger Skigebiets das größte Projekt. Der dortige Bürgermeister Adalbert Martin wies ihm eine „zentrale Bedeutung“ für seine Gemeinde zu. Rund 23 Millionen Euro gab die verantwortliche Bergbahngesellschaft Hindelang-Oberjoch aus. Weitere sieben Millionen Euro spendierte die Regierung von Bayerisch-Schwaben. Dafür bekamen die Hindelanger unter anderem eine wettergeschützte Achter-Sesselbahn und zwei neue Sechser-Sessellifte. Auch das Beschneiungssystem wurde verbessert.
Dabei gehört Bad Hindelang mit 32Pistenkilometern zu den kleinen Skigebieten. Aber vor zwei Jahren hat bereits das vergleichbare Skigebiet Gunzesried/Ofterschwang den selben Weg beschritten. 16 Millionen Euro wurden damals investiert. Die Verantwortlichen in den dortigen Bergbahnen und Rathäusern konnten sich daraufhin über einen Anstieg der Wintersportgäste freuen. Anfangs lag die Quote bei 40 Prozent mehr Andrang als im Vorjahr.
Kaum noch schneesichere Gebiete
Nicht jeden erfreut die Bauwut. So sehen etwa Bund Naturschutz oder der Alpenverein solche Investitionen kritisch – vor allem wenn sie in relativ niedrig gelegenen Gebieten erfolgen. Sie gehen davon aus, dass der Klimawandel dem Wintersport künftig schwer abträglich sein wird. Eine 2013 vom Alpenverein veröffentliche Studie prognostiziert, dass in Bayern langfristig nur noch die Gebiete auf Fell- und Nebelhorn bei Oberstdorf und die Zugspitze schneesicher sein werden.
Investititionsfreudige Kommunalpolitikern wischen solche Hinweise gerne beiseite. Sie verweisen auf die vermeintliche Abhängigkeit ihrer Orte vom Wintertourismus. Außerdem kalkulieren einige von ihnen hinter vorgehaltener Hand folgendermaßen: Bis der Klimawandel das Geschäftsmodell ruiniert habe, seien die neuen Anlagen längst abgeschrieben.
Aber nicht überall geht es mit Ausbau-Plänen so voran, wie es sich die Ortsgrößen im Rathaus und den Seilbahn-Büros vorstellen. Dies ist am Beispiel des Riedberger Horns zu sehen. Über dessen Gipfel hinweg wollen die Gemeinden Balderschwang und Obermaiselstein zwei Skigebiete miteinander verbinden. Da dies eine Schutzzone berührt, hat sich Bayern Umweltministerin Ulrike Scharf ( CSU ) gegen das Projekt gewandt. Inzwischen hält aber ihr mächtiger Kabinettskollege Markus Söder (CSU) die Gebietsverbindung für eine gute Idee. Bund Naturschutz und Alpenverein drohen mit Klagen. Wie es mit den Plänen weitergeht, ist unklar.
Die Vorarlberger Nachbarn dagegen bremst offenbar nichts. Sie suchen ihr Heil in Zusammenschlüssen. So bilden etwa Damüls und Mellau im Bregenzer Wald seit 2009 eine Einheit. Dort fährt die landesweit größte diesjährige Wintersportinvestition: Die alte Mellauer Gondelbahn wurde demontiert und gegen eine Zehner-Gondelbahn ausgetauscht. Kostenpunkt: 20 Millionen Euro. Im Montafon sind Silvretta Nova und Hochjoch seit 2011 durch eine Seilbahn verbunden. Seit 2013 müssen Skifahrer von Warth über Lech bis Zürs am Arlberg die Bretter nicht mehr abschnallen. In den vergangenen fünf Jahren haben die Vorarlberger rund 270 Millionen Euro für den Ausbau ihrer Skigebiete ausgegeben. Nächstes Großprojekt: die Verknüpfung von Zürs mit Stuben . Dann wäre ein Skifahren von Warth bis St. Anton in Tirol möglich. Nächstes Jahr soll der Bau beginnen.
Skipässe werden teurer
In Vorarlberg würden die Seilbahnbetreiber jährlich etwa 35 Prozent ihres Umsatzes wieder in Um- und Neubauten investieren, hat Michael Tagwerker von der Wirtschaftskammer Vorarlberg festgestellt. Für den Kunden bedeute dies Preissteigerungen. Inzwischen zahle man in Vorarlberg im Schnitt 36,91 Euro für eine Tageskarte. Spitzenreiter ist Lech. Dort kostet die Tageskarte 51 Euro. Noch teurer ist es in der Schweiz.
Übrigens wird auch gebaut, wo dies überraschend wirkt: Am gerade mal 1493 Meter hohen Feldberg im Südschwarzwald. Das teuerste Projekt ist ein Parkhaus für 15 Millionen Euro. Es soll ab der Weihnachtszeit benutzbar sein. Und wo seit Jahrzehnten ein Schlepplift seinen Dienst tut, läuft ab dieser Saison eine sechssitzige Sesselbahn für 10,4 Millionen Euro. Der Bau sei „ein Meilenstein in der Entwicklung des Feldbergs“, sagte die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer beim Spatenstich um Juli.
Eine Karte mit Skigebieten finden Sie im Internet unter
schwaebische.de/skigebiete.