Grenzzaun
Kirchenvertreter bemängeln Schweigen zum ungarischen Grenzzaun
Panorama / Lesedauer: 2 min

Schwäbische.de
Der ungarische Bischof Miklos Beer hat das Ausbleiben kirchlicher Reaktionen zu dem ungarischen Stacheldrahtzaun an der Grenze zu Serbien kritisiert. Auch zur ungarischen Flüchtlingspolitik fehle es bisher weitgehend an Stellungnahmen, bemängelte der Bischof von Vac (dt. Waitzen) am Montag im Deutschlandfunk . „Leider schweigt die Kirche. Das tut mir weh, und ich schäme mich dafür. Wir reagieren viel zu langsam.“
„Sehr schnell“ habe hingegen Papst Franziskus reagiert — etwa mit seinem Appell, die Mauer nicht zu bauen und Flüchtlinge als Geschwister anzuerkennen. Er selbst unterstütze den Papst-Aufruf, so Beer, obwohl er durchaus auch Argumente für die Errichtung des Zauns anerkenne: „Ich sehe schon ein, dass wir diesen Flüchtlingsstrom irgendwie bremsen müssen, damit wir mit der Situation umgehen können.“
Ministerpräsident Viktor Orban habe laut Beer „sehr weise“ gesagt, der Zaun werde nur gebaut, „damit die Menschen legal durch die Tür reinkommen und nicht illegal durch das Fenster“ — allerdings erst zu einem späten Zeitpunkt. Die Regierung habe schlecht kommuniziert und keinen Dialog geführt. Zudem schüre sie durch Diskussionen etwa über eine Einführung der Todesstrafe oder mit fragwürdigen Plakatkampagnen gezielt Ängste. Er selbst hätte beim Anblick der Plakate „weinen können“, so der Bischof.
Der Budapester evangelisch-lutherische Bischof Tama Fabiny erklärte, Ungarns Regierung erwarte von den Kirchen „bedingungslose Treue“. Dies habe auch finanzielle Gründe, hingen die Kirche doch letztlich von staatlichen Fördergeldern ab. Er halte es dennoch für wichtig, als Bischof seine Meinung sagen zu können. „Mir scheint, dass diese Regierung Angst hat, dass ich, wenn ich etwas kritisiere, ihre Legitimität in Frage stellte. Dabei will ich lediglich wissen: Wieso gab es überhaupt keinen Dialog zur Frage des Grenzzauns?“
Ungarns Kirchen seien „völlig unvorbereitet“ auf den Flüchtlingsstrom gewesen, so Fabiny. Aktionen wie kirchlich organisierte Hilfe für Flüchtlinge an Bahnhöfen oder das Kirchenasyl seien in Ungarn „völlig unbekannt“. Deshalb erhoffe man hierzu nun Hilfe und Ratschläge aus den erfahreneren Partnergemeinden in Deutschland und Italien.