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Müllcontainer

Familie zieht Siebenschläfer-Babys groß

Panorama / Lesedauer: 2 min

Unbekannter hat die geschützten Tiere in einer Mülltonne entsorgt
Veröffentlicht:28.08.2014, 21:36

Von:
  • Schwäbische.de
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Wie Abfall hat ein bisher Unbekannter sechs kleine Siebenschläferbabys entsorgt: Er stopfte sie in eine Plastiktüte und warf sie in einen Müllcontainer in Neu-Ulm – lebend. Sie wurden gerettet und haben nun ein neues Zuhause: Gerhard Steinle aus Illertissen hat sich der Kleinen angenommen und zieht sie zusammen mit seiner Familie groß. Die sechs Jungen seien „wohlauf“, sagte er auf Anfrage.

Der Weg zu ihrem neuen Heim war verschlungen. Ein Angestellter eines Entsorgungsunternehmens hatte beim Leeren der Tonne in Neu-Ulm zufällig die jungen Tiere entdeckt. Er gab sie an einen Bekannten weiter. Dieser wiederum verständigte Förster Bernd Karrer aus Illertissen , der auf Umwegen endlich einen Ziehvater für die kleinen Nager fand: Gerhard Steinle.

Besondere Hausgenossen

Der hat nun ganz besondere Hausgenossen, denn Siebenschläfer sind eine besonders geschützte Tierart, die 2004 zur Art des Jahres gewählt wurde. Nach Darstellung der Deutschen Wildtier-Stiftung führte der Mangel an Lebensraum, insbesondere geeigneten Höhlen in Bäumen, dazu, dass der Bestand stark zurückgegangen ist.

Wegen der „Wohnungsnot“ in freier Wildbahn weichen die Tiere dann oft in Ställe, Scheunen, Hütten oder Privathäuser aus und sorgen dort für Wirbel, da die nachtaktiven Tiere munter umhertrippeln, wenn der Mensch schlafen möchte.

Das vermutlich hat jemanden so ungehalten gemacht, dass er einen von ihm entdeckten Wurf in der Mülltonne entsorgte. Doch damit machte er sich einer Straftat schuldig. Marius Tünte vom Deutschen Tierschutzbund in München sieht hier „gleich mehrere Vergehen“. Es ist nämlich nach Paragraf 44 des bayerischen Naturschutzgesetzes nicht gestattet, „wild lebenden Tieren der besonders geschützten Arten nachzustellen, sie zu fangen, zu verletzen oder zu töten oder ihre Entwicklungsformen aus der Natur zu entnehmen, zu beschädigen oder zu zerstören“. Dafür – so will es das Gesetz – blüht eine Geldstrafe von bis zu 50 000 Euro. Siebenschläfer sind biologisch gesehen Verwandte der Hörnchen, also auch der heimischen Eichhörnchen.

Katzenmilch und Babynahrung

Weil sie ab Oktober schlafen, gebären sie ihre Jungen auch im späten August oder September. Was sonst die Siebenschläfer-Mutter vier Wochen lang erledigen muss, ist nun Marni Steinles Aufgabe: Mit einer Spritze ohne Kanüle füttert sie die Siebenschläferbabys mit Katzenmilch und „mittlerweile sogar mit verschiedener Babynahrung“, wie Gerhard Steinle Auskunft gibt. Das muss vermutlich so lange getan werden, bis die Tierchen als Halbstarke in Bälde ausgewildert werden können, um selbst wieder neue Nachkommen in die Welt zu setzen.