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Expansion

Drei BYDs auf einen Schlag

Den Haag / Lesedauer: 3 min

Jetzt wird es ernst für VW & Co: Mit BYD kommt der erste chinesische Gigant nach Europa
Veröffentlicht:03.09.2022, 05:00

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Aiways und MG waren nur das Vorspiel. Jetzt machen die Chinesen ernst mit der Expansion nach Europa . Wenn im Herbst BYD mit dem Verkauf seiner ersten E-Modelle auch in Europa beginnt, dann kommt kein wackeliges Start-up und keine englische Altlast mit asiatischen Genen, sondern ein chinesischer Gigant, der auf Augenhöhe fährt mit Tesla & Co.

Schließlich gehören zu dem Traum, dem sich Firmenchef Wang Chuanfu seit 1995 ausgesprochen konsequent widmet, nicht nur Autos und Nutzfahrzeuge, sondern auch die konsequente Batterieentwicklung und -produktion, in China und im Rest der Welt.

Das zahlt sich offenbar aus: Allein in den letzten sechs Monaten haben die Chinesen ihren Absatz mehr als verdreifacht. Wenn man die Plug-in-Hybriden mitzählt, kommt man fürs erste Halbjahr auf 614 000 Zulassungen und damit auf 14 Prozent mehr als Tesla. Das macht sie in ihren eigenen Augen zum „weltweit führenden Elektrohersteller“. Nur dass der Wirkungskreis von BYD bislang weitgehend auf China beschränkt war.

Verkaufsstart noch 2022

Das soll sich nun ändern. Denn nach ein paar vorsichtigen Schritten in Norwegen & Co will BYD noch vor dem Jahresende sein Geschäft in Deutschland starten und im ersten Quartal 2023 über ein vergleichsweise konventionell gestricktes Händlernetz die ersten Autos ausliefern.

Dabei setzen die Chinesen auf ein Trio, das auf einer eigenen, dezidierten Elektroplattform steht und auf die von BYD selbst produzierten Blade-Batterien setzt. Die sollen mit ihrer Lithium-Eisen-Phosphat-Technik sicherer und leistungsfähiger sein als herkömmliche Akkus und trotzdem ähnlich leistungsfähig.

Flaggschiff der Exportflotte wird der BYD Han, der als Limousine für die gehobene Mittelklasse an das Format von Mercedes EQE und Tesla Model S heranreicht. Das Fünf-Meter-Modell fährt gattungsgerecht mit Allradantrieb und hat deshalb zwei Motoren mit zusammen 380 kW/517 PS, die in 3,9 Sekunden auf Tempo 100 sprinten und bis zu 180 km/h erlauben. Seine Akkus leisten 85,4 kWh und sind gut für 521 Kilometer im WLTP-Zyklus. Danach reichen 30 Minuten am Schnelllader für die ersten 80 Prozent.

Wenn’s partout ein SUV sein muss, gibt’s ein vergleichbares Paket im 4,87 Meter langen Tang, der als einer der wenigen Siebensitzer im Segment gegen BMW iX, Audi e-Tron und das kommende SUV EQE antritt. Auch er hat die knapp 520 PS und fährt 180 km/h, braucht mit seinem höheren Aufbau allerdings 4,6 Sekunden, bis Tempo 100 erreicht sind. Der Akku hat mit 86,4 kWh eine ähnliche Kapazität und eine vergleichbare Ladeperformance, reicht aber nur für 400 Kilometer.

Unter 30 000 Euro

Die größten Hoffnungen ruhen aber auf dem kleinsten Modell – dem Atto 3, der mit seinen 4,45 Metern in einer Liga mit dem VW ID.3 spielt und nach Abzug der ab 2023 niedrigeren Förderung wohl deutlich unter 30 000 Euro zu haben sein sollte. Ebenfalls weit aufragend im Cross-over-Look gezeichnet, gibt’s hier eine Batterie mit 60 kWh für 420 Kilometer und einen etwas bescheideneren Antrieb mit nur einem Motor. Der hat 204 PS und braucht dann schon 7,9 Sekunden für den Sprint auf Tempo 100; außerdem ist in dem Fünfsitzer bei 160 statt 180 Sachen Schluss.

Zwar machen die BYD-Modelle auf den ersten Blick einen bodenständigeren und langweiligeren Eindruck als Autos von Nio, Xpeng und all den vielen anderen Start-ups. Doch dafür werden sie entsprechend breit ausgerollt und drängen nun mit aller Macht ins Land. Nachdem schon die vermeintlich kleinen Vorreiter in Europa große Erfolge erzielt haben und zum Beispiel MG mittlerweile mehr Autos verkauft als Alfa Romeo oder Subaru, steigen die Chinesen mit dem Start von BYD in die oberste Liga auf. Was für Firmenchef Wang Chuanfu ein Traum sein mag, könnte sich deshalb für VW & Co noch zum Alptraum entwickeln.