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Homöopathie

„Die Kritik an der Homöopathie ist so laut wie noch nie“

Berlin / Lesedauer: 2 min

Die Homöopathie-Aussteigerin und Ärztin Natalie Grams wird juristisch attackiert.
Veröffentlicht:10.06.2019, 19:00

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Die Ärztin Natalie Grams hat selbst als Homöopathin gearbeitet. Heute warnt sie: Globuli sind keine Medizin. Und bekommt entsprechend Gegenwind von Homöopathie-Verfechtern – neuerdings auch juristisch. Hajo Zenker sprach mit ihr.

Dass Sie als Homöopathie-Aussteigerin angefeindet werden, sind Sie gewohnt. Dass ein Globuli-Hersteller Ihnen aber unter Androhung einer Geldstrafe von 5100 Euro untersagen will, die Wirksamkeit von Homöopathie in Frage zu stellen, ist neu. Waren Sie von diesem Schritt überrascht?

Unangenehm überrascht, ja. Das ist ein völlig neuer Schritt. Hier soll ein wissenschaftliches Thema juristisch angegangen werden. Eine Unterlassungserklärung von mir wird es nicht geben. Ich werde es mir nicht nehmen lassen, den Stand der Wissenschaft zu transportieren.

Wie erklären Sie sich denn diese Attacke?

Die Umsätze gehen zurück, die Kritik an der Homöopathie ist so laut wie noch nie. Darüber macht man sich als Globuli-Hersteller natürlich Sorgen. Aber deshalb muss man mich noch lange nicht juristisch angehen.

Als Sie als Homöopathin praktiziert haben, sind Ihnen aber doch an den Patienten positive Wirkungen aufgefallen.

Homöopathie hilft nicht arzneilich. Eine Wirkung kann sich durch das Gesamtkonzept entfalten. So nimmt sich ein Homöopath viel Zeit für den Patienten. Andere Menschen schlucken aus eigenem Antrieb solche Mittel und fühlen sich so einem Gesundheitsproblem nicht mehr ohnmächtig ausgeliefert. Den Rest erledigen häufig unsere Selbstheilungskräfte, die zumeist unterschätzt werden. Für eine Wirkung darüber hinaus aber fehlen die sicheren Nachweise.

Trotzdem zahlen einige Krankenkassen Globuli.

Das ist aus meiner Sicht ein Marketinginstrument, um junge, gesunde Versicherte zu gewinnen oder an sich zu binden. Dass es Beweise für eine Wirksamkeit der Homöopathie gibt, behauptet kaum eine Kasse. Krankenkassen sollten nicht mehr Globuli & Co bezahlen, das wertet die Homöopathie nur auf.

Was fordern Sie noch?

Homöopathika sollten nicht mehr als Arzneimittel gelten und nicht mehr apothekenpflichtig sein, denn das führt Patienten in die Irre. Dann können die Globuli zwar ruhig noch in der Apotheke verkauft werden – aber dort, wo die Hustenbonbons liegen und nicht dort, wo richtige Medizin steht.