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Der kleine Bestseller setzt auf Effizienz

Panorama / Lesedauer: 4 min

Kraftvoll, sparsam und praktisch – Der Twingo ist ein Erfolgsmodell, auch und gerade als Turbo-Diesel
Veröffentlicht:31.08.2012, 15:15

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Die Designer haben sich ins Zeug gelegt und dem Twingo als erstem Renault-Serienmodell ein neues Markengesicht verpasst, wie der Hersteller nicht ohne Stolz vermeldet. Der markentypische Rhombus prangt also nun auf einem dunklen Streifen, der die modifizierten Scheinwerfer-Äuglein optisch verbindet. Damit soll die Breite des Fahrzeugs betont werden, zwei Nebelscheinwerfer sollen zudem den erwachsenen Auftritt des Bestsellers aus dem Kleinstwagen-Segment unterstreichen.

Möglich, dass leider nicht alle Verkehrsteilnehmer dies angemessen zu würdigen wissen, wie die freundliche Anteilnahme eines knapp eine Klasse höher bereiften Kollegen auf dem Parkplatz zeigt: „Fährt der überhaupt?“. Sehr witzig. Ja, auch Fahrzeuge unter vier Metern Gesamtlänge (3,68 m) dürfen in diesem Land als verkehrssichere und sogar menschenwürdige Transportmittel gelten – und sie fahren wie die Großen. Das beweist der Twingo mit seinem 86 PS starken Turbodiesel im Folgenden sehr eindrucksvoll.

Aber Moment, ein klassischer Stadtflitzer mit Dieselantrieb? Nicht unbedingt die gängigste Motorisierung, viele Hersteller verkaufen in dieser Klasse nur Benziner. Die Diesel-Marge scheint ihnen vernachlässigbar, sie bewegt sich häufig unter zehn Prozent. Bei den Twingos liegt der Anteil der Selbstzünder-Modelle nach Renault-Angaben immerhin bei 20 Prozent.

Das wird verständlich, wenn man sich diesen hier vornimmt, der schon mit dem Umweltprädikat eco zur Welt kommt, einer Auszeichnung, die auf eine besondere Energieeffizienz und Umweltschonung hinweisen soll. In diesem Fall bedeutet es, dass der C0 -Ausstoß des Twingos rekordverdächtig niedrig ist – nur 90 g/km. Und auch der Durst soll mit einem kombinierten Verbrauch von 3,4 Litern pro 100 Kilometer im sagenhaften Bereich liegen. In Zeiten schwindelerregend hoher Spritpreise nicht das schlechteste Argument. Spritsparen ist schließlich gut für den Geldbeutel und fürs Gewissen. Die schlechte Nachricht ist: Die 3 vor dem Komma ist in der Praxis nicht zu halten, das war zu erwarten. Die gute Nachricht: Mit gut viereinhalb Litern ist man tatsächlich dabei. Kein schlechter Wert, vor allem wenn man den Fahrspaß dazurechnet, den diese Motorisierung tatsächlich bietet. Der 1,5-dCi-Motor erweist sich als agiler, durchzugskräftiger Geselle, der, wenn's sein muss, in 11,2 Sekunden auf 100 Sachen beschleunigt. Für die Zahlenfreunde: 200 Newtonmeter bei knapp 1800 Umdrehungen, damit kommt man ganz ordentlich vom Fleck, ohne zu hyperventilieren. Zumal der Twingo eine für diese Klasse vorbildlich ruhige Straßenlage bietet. Er spielt seine Kraft durchaus nicht nur im Stadtverkehr aus, in dem er sich wendig und sicher bewegt. Auch auf der Autobahn rollt der Kleine bis 140, 150 km/h locker mit, selbst hier hält sich der Geräuschpegel in Grenzen. Alternativ bietet Renault für den Twingo noch vier 1,2-Liter-Benziner an, als Top-Modell steht das Turbotriebwerk TCe 100 (102 PS) zur Verfügung. Wer ein günstiges Stadtwägelchen sucht, wählt das Einstiegsmodell zu 9990 Euro, einen Benziner mit 75 PS, der dank eines optionalen ECO-Drive-Pakets mit 4,5 Litern Super zufrieden sein soll. Effizienz, wohin der Renault-Kunde blickt.

Twingo-Piloten, die zu drei Vierteln weiblicher Natur sind, schätzen an ihrem Wagen laut Renault vor allem den hohen Nutzwert zum erschwinglichen Preis. Darauf baut der Hersteller, das spiegelt sich auch im Innenraum wider. Auf den vorderen Plätzen ist genug Kopf- und Kniefreiheit für mittelgroße Mitteleuropäer, die auf ordentlichem Gestühl Platz nehmen dürfen. Das Ambiente wirkt modern, aber nicht zu flippig. Der Kofferraum ist mit 230 Litern recht geräumig – nichts zu mäkeln. Gewöhnungsbedürftig sind beim Dreitürer eventuell die weit aufschwingenden Türen, die das Aus- und Einsteigen in engen Parkhauslücken leicht mal etwas erschweren.

Nutzwert ist schön und gut, aber auch nicht alles im Leben. Und so versucht Renault auch im Twingo, etwas gute Laune zu verbreiten mit ein paar Extras. Ob man die schwimmbadblaue Lackierung dazu zählen soll, ist fraglich. Eine vorsichtige Prognose nach zweiwöchiger Testfahrt: Viele Neider wird man mit diesem Anstrich wohl nicht haben. Das sieht schon anders aus mit dem großflächigen Faltdach, das ab der zweithöchsten von vier Ausstattungslinien („Liberty“) “ mitgeliefert wird: Ein Knopfdruck und der Himmel öffnet sich. Das hat fast was von einem Cabrio – im Sommer ein klares Plus.