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Wildsau

Aufgegabelt: Die beste Wildsau weit und breit

Panorama / Lesedauer: 3 min

Aufgegabelt: Die beste Wildsau weit und breit
Veröffentlicht:08.07.2016, 15:31

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Seien wir doch mal ehrlich: Selbst Menschen mit einer schwäbischen DNA können unmöglich immerzu Maultaschen und Zwiebelrostbraten ertragen. Dabei sei ausdrücklich gesagt, dass es gerade in unserer Region wahre Künstler auf diesem Gebiet gibt. Doch diesmal soll es um die Frage gehen, was ein Koch oder eine Köchin tun sollte, wenn er oder sie von all den Maultaschen und Zwiebelrostbraten die kulinarische Nase voll hat.

Auf jeden Fall scheint Bianca Lotter als Chefin der Küche vom Restaurant Klosterhof in Bad Schussenried eine Köchin zu sein, die schon ein bisschen mehr von ihrem Beruf erwartet. Und darum gestaltet sie die Karte auch nicht als eine Art schwäbische Sackgasse, sondern lässt frischen Wind hereinwehen in das Traditionshaus, dem die Modernisierung der Innenräume nicht geschadet hat. Zwar ist der historische Kern erkennbar geblieben – doch das moderne Holzmobiliar deutet das Rustikale nur noch sanft an. Damit kann die Gastronomie gelassen die nächsten 100 Jahre auf sich zukommen lassen. Ambiente und auch Küche sind jedenfalls zukunftsfest.

Das wird an allen Ecken und Enden der Speisekarte klar. Ganz besonders aber auf dem Teller, vor allem wenn dort ein wuchtiger Wildschwein-Burger mit seiner 200-Gramm-Fleischeinwaage Platz nimmt.

Die Wildsau verbreitet sofort einen kernigen Waldgeruch. Das Fleisch ist in der Mitte noch reichlich rosa, sodass der Geschmack sich maximal entfalten kann. Allerdings nur für geübte Wildfreunde, die dieses erdig-schwere Aroma auch zu schätzen wissen. Jedenfalls gibt es in weitem Umkreis kaum eine Chance, den natürlich-urwüchsigen Geschmack von Wild so ungefiltert zu genießen. Das gilt auch für den Verzehrvorgang selbst. Denn wer beim Essen mit den Händen nicht Obacht gibt, sieht alsbald selbst wie ein Wildschwein aus.

Viel Gespür für stimmige Aromen beweist die Küche mit den begleitenden Komponenten. Da wäre zum Beispiel der Preiselbeersenf, der Schärfe und Süße auf überraschende Art kombiniert. Auch die feinen Rotweinzwiebeln bringen eine weitere Geschmacksebene mit sanft bitterer Note ins Spiel. Dieses fleischige Spektakel spielt sich in der Mitte eines wuchtigen Sauerteig-Weckens ab, der auch noch geröstet ist und damit dem weichen Fleisch einen knusprigen Akzent entgegensetzt. Für die vorzüglichen Süßkartoffelpommes gilt Ähnliches. Darauf ein herzhaftes „Halali“!

Charmant serviert worden ist das waidmannslustige Essen übrigens von einer äußerst gut gelaunten jungen Frau, die aufgrund ihrer Jugend fast noch ein Mädchen ist und damit den Eindruck von frischem Wind noch verstärkt.

Der Mut zur ungewöhnlichen Raffinesse, etwa in Form des Wildschwein-Burgers, lohnt sich. Und allen Schwaben, die schon nach kurzer Zeit ohne Maultaschen und Zwiebelrostbraten heftige Entzugserscheinungen plagen, sei gesagt: Der Klosterhof hält auch die Klassiker bereit, damit niemand um seine schwäbischen Gene fürchten muss.

Restaurant Klosterhof

Klosterstraße 4

88427 Bad Schussenried

Telefon 07583-5399953

www.klosterhof-schussenried.de

geöffnet von Dienstag bis Sonntag ab 11 Uhr, nachmittags kleine Karte, Montag Ruhetag. Hauptgerichte von 8,60 bis 18,90 Euro.