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Hilfsbereitschaft

Eine Welle der Hilfsbereitschaft für Afrika rollt an

Leutkirch / Lesedauer: 4 min

Eine Welle der Hilfsbereitschaft für Afrika rollt an
Veröffentlicht:06.03.2010, 07:05

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Ein Schuh geht durch Baden-Württemberg – ein Schuh der Schuhgröße 100. Dieser „Big Shoe“ wirbt um Spenden, die Hilfsprojekten in Afrika zugutekommen sollen. Anlass für die Aktion, die sich zwei Männer aus dem württembergischen Allgäu ausgedacht haben, ist die Fußball-WM in Südafrika. 32 Städte und Gemeinden machen mit.

Von unserem Redakteur Ulrich Mendelin

Ein bisschen Langeweile, schlechtes Wetter – das bringt zwei elfjährige Mädchen aus Emmingen-Liptingen ( Landkreis Tuttlingen ) spontan auf eine Idee: Gemeinsam packen Carina Diener und Thea Huber ausrangiertes Spielzeug auf einen Wagen und verkaufen es in der Nachbarschaft. 114,50 Euro kommen dabei zusammen – Geld, das die beiden Mädchen stolz zur Bank tragen und auf das Spendenkonto von „Tuttlinger helfen Afrika“ einzahlen.

Nicht nur in Tuttlingen wird derzeit fleißig für Hilfsprojekte in Afrika gesammelt. Aalen engagiert sich ebenso wie Meckenbeuren, Lindau oder Ravensburg. Insgesamt 32 Städte in Baden-Württemberg und Bayern machen mit bei „Wir helfen Afrika“ – für jede WM-Nation eine. Jede Stadt hat einen prominenten Stadtpaten. Und in jeder dieser Städte wird ein „Big Shoe“ herumgereicht, jeweils in den Farben des Landes, für das die Stadt als Pate auftritt.

Das Prinzip ist einfach. Die ersten 8000 Euro aus jeder Stadt finanzieren die Operation eines Kindes in Afrika. Alle weiteren Spenden fließen an Afrika-Initiativen aus den einzelnen Städten. Das kann Brunnenbau in Burkina Faso sein (Tuttlingen) oder eine Augenklinik in Äthiopien (Aalen) – in jedem Fall geht es um Projekte, die schon seit Jahren erfolgreich arbeiten. „Wir wollen die Aufmerksamkeit für Afrika dafür nutzen, auf die vielen tollen Afrikaprojekte hinzuweisen, die es in der Region gibt“, sagt Christian Skrodzki. Der Leutkircher hat gemeinsam mit Igor Wetzel aus Wangen den Stein vor vier Jahren ins Rollen gebracht.

Während des „Sommermärchens“ von 2006 war sWangen im Togo-Fieber. Denn die Nationalmannschaft des westafrikanischen Landes hatte hier, im württembergischen Allgäu, ihr Quartier aufgeschlagen. Damals organisierte Wetzel die kostenlose Operation der kleinen Nourisson aus Togo, die an einer Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalte litt. So etwas, fanden Wetzel und Skrodzki damals, müsse man doch bei der ersten Weltmeisterschaft auf afrikanischem Boden wiederholen. Nur wurde das Ganze dann ein paar Nummern größer.

Mittlerweile hat „Wir helfen Afrika“ mit seinen lokalen Untergruppen von „Trossinger helfen Afrika“ bis „Biberacher helfen Afrika“ ein Eigenleben entwickelt. So wie die beiden Mädchen, die von Tür zu Tür gezogen sind, um Spielzeug zu verkaufen, engagieren sich immer mehr Menschen für die Aktion. Ein Bäcker in Aalen will eine spezielle Afrika-Version des örtlichen Traditionsgebäcks „Spionle“ backen und den Erlös spenden. In Bad Waldsee ist für April ein Sponsorenlauf geplant, 1500 Schüler machen mit. Und die Tuttlinger haben erst am Mittwoch eine Busfahrt zum Fußballspiel Deutschland gegen Argentinien in München organisiert – mit dem 55-fachen senegalesischen Nationalspieler und ehemaligen Nürnberger Profikicker Suleymane Sané als Gast an Bord.{element}

Die Tour nach München hat dem Tuttlinger „Big Shoe“ jede Menge Promi-Unterschriften beschert, die der Stadtpate Volker Kauder in der VIP-Lounge organisiert hat: Lionel Messi und Diego Maradona, Franz Beckenbauer und Theo Zwanziger unterstützen mit ihren Unterschriften auf dem Riesenschuh das Projekt symbolisch. Auf anderen „Big Shoes“ finden sich schon Unterschriften von so „Wir helfen Afrika“-Freunden wie Fußball-Altstar Rudi Völler, Schrauben-König Reinhold Würth, Rapper Bushido und sogar Südafrikas Präsident Jacob Zuma. Den hat Wetzel beim Weltwirtschaftsforum in Davos abgepasst.

Die Chance, einen dieser Riesenschuhe aus der Nähe zu betrachten, gibt es am Samstag im Donaustadion Ulm. Beim Heimspiel des SSV kann sich jeder Fußballfan mit dem „Big Shoe“ fotografieren lassen. Der Obolus von einem Euro geht, natürlich, nach Afrika.

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Hintergrund: So viel haben die 32 Städte schon gespendet