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„Es gibt oft Menschen, die ein falsches Bild vom Islam haben“

Biberach / Lesedauer: 3 min

Ditib-Vorsitzender Bülent Kasap spricht über den Tag der offenen Tür
Veröffentlicht:22.04.2014, 19:15

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Der türkisch-islamische Kulturverein Ditib lädt von Freitag, 2. Mai, bis Sonntag, 4. Mai, von 10 bis 19 Uhr zum Tag der offenen Tür ein. Im Vereinshaus am Zeppelinring wollen die Mitglieder alle Interessierten in ihre Räume einladen, gemeinsam essen und mit den Gästen ins Gespräch kommen. Warum diese Veranstaltung so wichtig ist? Redakteurin Tanja Bosch hat mit dem Vorsitzenden Bülent Kasap gesprochen.

Herr Kasap, was ist das Besondere, wenn Sie zum Tag der offenen Tür einladen?

Im Mittelpunkt steht das Zwischenmenschliche und das Miteinander. Wir sind ein Teil der Stadt Biberach und wollen uns austauschen und zeigen, dass wir offen sind. Die Menschen sollen kommen, mit uns sprechen und über ihre Sorgen und Ängste berichten, wenn sie welche haben. In unterschiedlichen Kulturen gibt es oft Berührungsängste, die wollen wir beseitigen.

Gibt es ein Programm?

Jeden Tag um 14 Uhr gibt es eine Führung durch die Moschee mit zertifizierten Führern. Da haben die Besucher Gelegenheit im kleinen Kreis Fragen zu stellen, was sie sich in großer Runde vielleicht nicht trauen. Ein Mini-Crash-Kurs im Islam könnte man sagen. Ansonsten sind wir mit der Planung offen und reagieren auf die Wünsche der Gäste. Für Kinder bieten wir eine Betreuung an, da gibt es beispielsweise Kinderschminken und Spiele.

Warum geht der Tag der offenen Tür drei Tage?

Für einen Tag würde sich der ganze Aufwand nicht lohnen. Es sind so viele freiwillige Helfer im Einsatz, wir organisieren ein Zelt und Biergarnituren für den Außenbereich und bieten täglich typisch türkische Spezialitäten an. Außerdem ist es eine gute Gelegenheit ein bisschen Geld dazuzuverdienen und uns zu präsentieren. Die Veranstaltung gibt es schon mehr als sieben Jahre und am Wochenende kommen viele Biberacher, um bei uns Mittag zu essen, das ist immer besonders schön.

Wollen Sie damit auch einen Beitrag zur Integration leisten?

Natürlich. Obwohl ich glaube, dass wir in Biberach sehr gut integriert sind. Die Stadt hat viel dafür getan und tut es noch immer. Wir werden wahrgenommen und akzeptiert und das nicht nur als Verein, sondern auch als Privatpersonen mit Migrationshintergrund. Es leben in Biberach schließlich mehr als 1000 türkischstämmige Menschen.

Mit welchen Vorurteilen sehen Sie sich im Alltag konfrontiert?

Es gibt oft Menschen, die ein falsches Bild vom Islam haben. Ich würde das gerne ein bisschen zurechtrücken und mit Wahrheit speisen. Man darf keine Angst vor dem Islam haben und muss ihn sehen, wie er ist. Menschen mit typisch islamischer Kleidung zum Beispiel sind ein Bestandteil unserer Gesellschaft, das müssen die Menschen lernen zu akzeptieren. Ich würde die Menschen gerne aufklären und informieren. Ich will niemanden missionieren, aber als Muslim ist es meine Pflicht auch über unsere Religion zu sprechen. Es gibt Gemeinsamkeiten im Koran und der Bibel.

Wie leisten Sie Ihren Beitrag in der Gesellschaft? In Biberach?

Wir haben beispielsweise eine Kebab-Stand auf dem Schützenfest, sind ins Friedensbündnis eingetreten und gestalten auch gemeinsame Gottesdienste in Zusammenarbeit mit der Friedenskirche. Außerdem gibt es einen christlich-muslimischen Frauentreff. Die Biberacher sind wirklich sehr tolerant und offen uns gegenüber, das ist schön. Und deshalb freuen wir uns auch jedes Jahr auf den Tag der offenen Tür, um das zurückgeben zu können.