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Millionenschaden

Großbrand verursacht Millionenschaden: Glück und Zufall verhinderten Schlimmeres

Tannhausen / Lesedauer: 4 min

Der Kommandant der Tannhäuser Feuerwehr Oliver Schneider äußert sich zum Großeinsatz in Sederndorf
Veröffentlicht:13.08.2018, 18:49

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Der Großbrand in Sederndorf hat einen Millionenschaden hinterlassen. Doch es hätte noch sehr viel schlimmer für den kleinen Weiler kommen können, sagt der Tannhäuser Kommandant Oliver Schneider . Sein ausdrücklicher Dank gilt vor allem den beiden benachbarten Wehren aus Mönchsroth und Wilburgstetten, die – mehr oder weniger spontan – aus Bayern angerückt waren und dabei Ländergrenze Ländergrenze sein ließen. Ihrer Unterstützung sei es zu verdanken, dass Sederndorf nicht vollends in Flammen aufgegangen ist, sagt Schneider.

Herr Schneider, klären Sie uns auf... wer hat die beiden Wehren aus Mönchsroth und Wilburgstetten am Donnerstag angefordert? War das die Tannhäuser Wehr?

Nein, das vermuten viele, ist aber falsch. Dass diese beiden Wehren nach Sederndorf ausgerückt sind, ist mehr oder weniger einem Zufall geschuldet. Die Besatzung eines Rettungshubschraubers hatte am Donnerstag die Rauchwolken entdeckt, dies der Rettungsleitstelle ins Ansbach gemeldet, die daraufhin die Wehren in Mönchsroth und Wilburgstetten alarmiert hat. Man ging zu diesem Zeitpunkt allerdings von einem Brand auf bayerischer Seite aus.

Dann zeigte sich aber, dass das Feuer im Ostalbkreis auf baden-württembergischer Seite wütet. Die bayerischen Wehren hätten umdrehen können, sind aber trotzdem weitergefahren. Bis nach Sederndorf.

Ja. Jürgen Schmaus , Kommandant der Mönchsrother Wehr und Kreisbrandmeister vom Landkreis Ansbach, hat das in dem Moment so entschieden. Und das war für uns wirklich ein großes Glück.

Inwiefern?

Wir hatten als Unterstützung bereits die beiden Wehren aus Unterschneidheim und Ellwangen dazu gerufen, wollten gerade weitere Hilfe aus Wört und Stödtlen anfordern, als plötzlich Jürgen (Anmerkung: Schmaus) wie aus dem Nichts auftauchte und erklärte, dass er mit sieben Fahrzeugen und 55 Mann nach Sederndorf gekommen ist. Diese Hilfe kam für uns sprichwörtlich wie gerufen.

Zumal, wie zu hören war, ja bereits ein weiteres Gebäude im Ort Feuer gefangen hatte und das Feuer sich auf den gesamten Ort auszubreiten drohte.

Genau so war es. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite war der Giebel eines weiteren Stallgebäudes bereits in Brand geraten. Es war ein Glück, das unsere befreundeten Wehren aus Bayern mit einem großen Löschwagen vor Ort waren und diesen Brand erfolgreich und schnell bekämpfen konnten. Es ging in dieser Situation um Minuten, um Sekunden.

Seit 2010 Kommandant der Tannhäuser Wehr: Oliver Schneider.

In der Rückschau muss man sagen: wenn die Wehren aus Wilburgstetten und Mönchsroth nicht genau in diesem Moment vorgefahren wären, hätten wir Sederndorf sehr wahrscheinlich komplett verloren. Es waren Zufall und Glück, dass die ganz große Katastrophe verhindert werden konnte.

Welche Lehren sollten Ihrer Meinung aus diesem Einsatz gezogen werden?

Es darf bei derartigen Ereignissen für die Feuerwehren einfach keine Ländergenzen geben. Es gibt zwar schon jetzt entsprechende Einzelvereinbarungen zwischen grenznahen Gemeinden, die so etwas regeln, etwa zwischen Tannhausen und der Gemeinde Fremdingen. Aber es sind eben nur Einzelvereinbarungen.

Die „Ipf- und Jagst-Zeitung“ hat über das Problem mit Gaffern berichtet, die die Löscharbeiten behindert hatten. Wie sehen Sie dieses Problem?

Menschen sind neugierig. Das liegt in ihrer Natur. Aber natürlich kann es nicht sein, dass die Feuerwehren dadurch im Einsatz behindert werden, was in der Tat immer wieder vorkommt. Uns würde es helfen, wenn bei derartigen Einsätzen gleich ein, besser noch zwei Streifenwagen der Polizei mit anfahren, die den Verkehr dann entsprechend regeln. Wir können als Feuerwehr – im Gegensatz zur Polizei – nun einmal keine Platzverweise aussprechen. Ganz abgesehen davon haben wir als Feuerwehr bei solchen Einsätzen eigentlich auch ganz andere Dinge zu tun, als uns um das Freihalten von Straßen und Zufahrtswegen zu kümmern.

Wie lange dauerte am Donnerstag der Einsatz in Sederndorf für die Tannhäuser Wehr?

Der offizielle Einsatz war am Freitagmorgen um 1 Uhr beendet; danach folgte für uns aber noch eine lange Brandwache bis zum späten Samstagabend. Am Samstag gab es außerdem noch mal einen sogenannten Kleineinsatz, da standen gut drei Stunden Nachlöscharbeiten an, weil es tatsächlich immer noch Glutnester gab, die bekämpft werden mussten.

Viel Arbeit für Ihre Feuerwehrkameraden.

Das stimmt. Ich möchte meiner Mannschaft an dieser Stelle auch einen ausdrücklichen Dank aussprechen Wir sind derzeit 56 Aktive. Von diesen 56 Aktiven sind 52 zu dem Großbrand nach Sederndorf ausgerückt, die anderen vier waren im Urlaub. Das verdient Hochachtung. Als Einsatzleiter bin ich sehr stolz auf diese Truppe. Ich möchte mich aber auch bei unseren befreundeten Wehren in der Nachbarschaft bedanken, bei den Bürgermeistern wie Ralf Leinberger aus Stödtlen oder Frank Merkt aus Fremdingen, die uns ebenfalls Hilfe und Unterstützung zugesagt haben. Das waren sehr schöne Gesten, über die wir uns sehr gefreut haben, weil sie eben nicht selbstverständlich sind.