Baugesuch

Zwei Baugesuche im Fokus

Stödtlen / Lesedauer: 4 min

Neuer Hähnchenmaststall und neuer Kälbermaststall geplant – Infoabend in Stödtlen
Veröffentlicht:17.07.2018, 17:59

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Zwei landwirtschaftliche Bauvorhaben sorgen derzeit in Stödtlen für Gesprächsstoff. Zum einen ist der Neubau eines Hähnchenmaststalls für knapp 30 000 Tiere im Außenbereich von Birkenzell geplant; zum anderen soll am Ortsrand von Niederroden ein Milchviehbetrieb um einen Kälbermaststall erweitert werden. Am Montag wurde über beide Vorhaben im Stödtlener Rathaus informiert.

Wie Bürgermeister Ralf Leinberger an dem Abend ausführte, handele es sich bei beiden Bauvorhaben um sogenannte „privilegierte landwirtschaftliche Vorhaben“, bei denen die Gemeinde lediglich Empfehlungen aussprechen kann. Sie sei aber nicht „Baugenehmigungsbehörde“, unterstrich Leinberger.

Hans-Udo von Wilpert vom Geschäftsbereich Landwirtschaft des Ostalbkreises ging im Anschluss auf die Vorhaben ein. Zunächst auf den Freilauf-Hähnchenmaststall in Birkenzell, der vom Schäferbetrieb Erhardt als „zweites Standbein“ vorgesehen ist. In dem etwa 350 Meter vom Birkenzeller Ortsrand gelegenen Stall (96 mal 26 Meter) sollen rund 29 900 Hühnchen in Freilaufhaltung gemästet werden. Eventuell soll sogar noch der Bau eines zweiten Stalls folgen. Wie von Wilpert betonte, würde die errechnete Geruchsbelästigung selbst beim Bau eines zweiten Hähnchenmaststalls aber „noch weit unter den gesetzlichen Grenzwerten“ liegen, weshalb dem Vorhaben genehmigungsrechtlich aus behördlicher Sicht auch nichts im Wege stehe.

Trotz dieser Ausführungen gab es im Nachgang viele Fragen. Unter anderem zu einer möglichen Keimbelastung beziehungsweise Gefährdung des Trink- und Grundwassers. Ein Szenario, das von Wilpert ausschloss. So seien bei vergleichbaren Vorhaben weder eine erhöhte Keimbelastung noch eine Gefährdung des Trink- und Grundwassers festgestellt worden. Auch die im Zuge von Straßenbauarbeiten von den Erhardts auf eigene Kosten mit verlegten Leerrohre zum geplanten Standort erregten die Gemüter. Dies sei seinerzeit „auf eigenes Risiko“ erfolgt, hieß es. Auch über mögliche Geruchsbelästigungen wurde diskutiert. Mit dem Hinweis „elf Tage im Jahr darf’s laut Gesetz gottserbärmlich stinken“ hatte von Wilpert trotz des sensiblen Themas an diesem Abend die Lacher auf seiner Seite und lockerte die bis dato intensiv geführte Diskussion merklich auf.

Auch für sein engagiertes Plädoyer „für landwirtschaftliche Betriebe vor Ort“ erhielt von Wilpert an dem Abend großen Applaus.

Die Debatte endete mit der Bitte an Alois Erhard, er möge nach Möglichkeit „einen weiter abseits liegenden, alternativen Standort“ für sein zweites betriebliches Standbein suchen.

Kälbermaststall in Niederroden stößt auf Ablehnung

Damit war der Abend im Stödtlener Rathaus aber noch lange nicht beendet. Es kam lediglich neues Publikum dazu und der geplante Kälbermaststall von Familie Fuchs in Niederroden rückte in den Fokus. Wie Bürgermeister Ralf Leinberger hier erklärte, sei das „das primäre Ziel“ des Vorhabens eine Optimierung des Betriebsablaufs und eine Verbesserung der Kälberauf- und Nachzucht durch neue, moderne Ställe. Hans-Udo von Wilpert ergänzte, dass das Vorhaben eine Aufstockung der Betriebsgröße um 30 Tiere unumgänglich mache – um die enormen Baukosten zu kompensieren.

Einigen Anwohner schmeckte das gar nicht. Sie wiesen auf die enorme Lärmbelastung durch die bereits bestehenden Ställe des Betriebs hin. Sie hätten, nach eigener Aussage, „schon jetzt kaum eine ruhige Nacht“. Wenn die neuen Ställe, wie jetzt geplant, noch näher an den Ort heranrücken, sie auch noch offen gestaltet sein werden und sich die Zahl der Tiere erhöht, befürchten sie eine deutliche Verschlechterung der Situation.

In diesem Kontext wurde darauf hingewiesen, dass das Landratsamt vor einigen Jahren ein solches Bauvorhaben noch kritisch beurteilt hatte. Wieso es jetzt von den Behörden positiv beurteilt werde, stieß nicht nur bei Anwohnern wie Hildegard Herfort auf völliges Unverständnis. Mit der lakonischen Feststellung in Richtung von Wilpert, „Sie sind der Traum meiner schlaflosen Nächte“, machte sie ihrem Ärger am Montag Luft.

Trotz allen Werbens seitens von Wilpert blieben die Niederroder bis zum Ende bei ihrer ablehnenden Haltung. Allerdings – und das war auch hier auffallend – wurde trotz gegensätzlicher Positionen auch in dieser Debatte immer fair miteinander umgegangen.