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Silberrücken

Die Wahrheit über den Silberrücken ab 50

Rainau / Lesedauer: 3 min

Kabarettist Uli Böttcher gastiert im Dorfhaus Saverwang
Veröffentlicht:29.10.2019, 18:28

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Beim Kleinkunstabend des Fördervereins des Saverwanger Dorfhauses hat Kabarettist Uli Böttcher über das Leben des Mannes in seinen 50ern sinniert. In seinem Programm „Ü50-Silberrücken im Nebel“ hat er das Publikum im Dorfhaus Saverwang mit der „nackten Wahrheit über den Mann in den besten Jahren – animalisch, zärtlich und sensibel“ konfrontiert. Der Mann in den 50ern sei jedoch betroffen vom „RiSäucling“, weil bald wieder abhängig und zahnlos wie ganz zu Beginn.

In einer Gorilla-Gruppe ist der Silberrücken verantwortlich für das Wohlergehen des Rudels. Bei Menschen ist das nicht anders. Der Mann in den 50ern hat den sozialen Status und die Reife, um Familie, Arbeits- und Freundeskreis sicher durch die Stürme des Alltags zu leiten. Auch die Haare auf dem Rücken tendieren mittlerweile ins Silbrige. Allerdings gibt es im Dschungel des Alltags Situationen, mit denen der Silberrücken nicht gerechnet hat – etwa die eigenen Eltern, die sich immer seltsamer gebärden; die Anziehungskraft der jungen Weibchen, kühles Bier und alter Wein und die anstrengenden neuen Trendsportarten, in denen er sich beweisen muss. Es reift die Erkenntnis, dass er nicht mehr alles „gehändelt“ bekommt, die Kraft nachlässt und... ja... der Nebel langsam aufsteigt... Ja, so ein Fünfziger, wie auch er selbst, der hat es schon schwer, war seine Erkenntnis. So schwer, dass es den Gästen die Tränen in die Augen trieb.

Vom E-Bike zum Rollator ist es nicht weit

Brillant spielte Böttcher mit dem Publikum. Beispielsweise nahm er sich Klaus aus Reihe eins mit seiner vergleichbaren Familiengeschichte vor oder Andreas, den mit 14 Jahren Jüngsten im Saal, der allerlei Lebenstipps zu hören bekam. Vergeblich wartete er auf eine Dame auf dem noch freien Platz: „Wo ist Lisa?“, was zu einem „Running Gag“ des Abends geriet, worauf die Dame vermutlich im Hintergrund blieb.

Böttcher erzählte ironisch vom Leben nach 50 und seinem Rückblick: „Ich war mal jung!“ Er erinnerte das Publikum „jeder im Raum, war mal vierzehn … und 50 war unendlich alt!“ Sein ungebremster Bewegungsdrang im Tennis und Badminton hatte zur Folge, „dass die Schmerzen im Knie jetzt halt bleiben, im Gegensatz zu früher“ und Fahrradfahren noch geht, wenn auch mit dem „Lügen-Bike“ (E-Bike), und dass das Fahrrad nur die Vorstufe zum Rollator sei. Morgens im Spiegel sehe man nur die „Ruine“: „Trostlos, was so unter dem Schaum hervorkommt!“

„Der Silberrücken, ein Leader halt, mit Liedern für die letzte Polonäse, hinein ins Grab“, war die makabre Erkenntnis und dass „Träume, die in Erfüllung gehen, gar keine mehr sind“. Er, der „seinem Lebenstraum Kanada gegen das Canapee“ eintauschte und wie seine Leidensgenossen wohl auch vom Traummann zum Mann degradiert wurde. Nach reichlich Beifall am Ende wurde es mucksmäuschenstill im Saal, als Böttcher aufrief, „Gutes weiter zu geben und vor der eigenen Tür zu kehren.

„Lass stecken, es ist alles halb so schlimm“, war Boettchers Geheimrezept für mehr Zufriedenheit im Leben. Und mit dem Hinweis „wir brauchen mehr freilaufende Einkaufswägen“ verteilte er Chips für dieselben mit dem Aufdruck „Lass stecken!“