Perücke

Narren setzen Häfele ab

Neresheim / Lesedauer: 3 min

Neresheims Narrenpräsidentin dagmar Schwenk vertritt erstmals Anklage
Veröffentlicht:12.02.2018, 14:35

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Auch die pechschwarze Perücke hat dem an sich blonden Thomas Häfele nichts genützt: Seit gestern hat der Bürgermeister in Neresheim nichts mehr zu melden. Er musste sich den Narren unter Präsidentin Dagmar Schwenk beugen und seinen Amtssessel räumen. Bis Aschermittwoch setzte sie Monika und Alfred Csrenko als „Oberbürgermeister“ ein.

Die Narrenschar rückteunter der Führung der Narrenkapelle am Rathaus anrückte, musste zunächst Hexen den Bürgermeister aus dem Rathaus holen und vor das Narrengericht zerren. Dort bewies Häfele, dass er auch nicht auf den Mund gefallen ist. Chefanklägerin Dagmar Schwenk konfrontierte ihn mit Vorwürfen. Seit er im Rathaus sei, stehle Häfele nicht nur seinem Vorgänger Dannenmann die Show, sondern führe angeblich auch die Egau wieder Wasser. Die Anklage: Der Rathauschef sage nicht die Wahrheit und schmücke sich mit fremden Federn. Doch der drohte den Hexen, er werde sie ab Aschermittwoch wieder vor seinen Karren spannen.

Als die Narrenpräsidentin mutmaßte, er habe sich nur wegen der hübschen Mädchen der Narrenzunft in Neresheim beworben, legte sich Häfele nochmals mit den Hexen an: Sie hätten ein schiefes Gesicht, krumme Füße und im Kopf wenig Licht. Beim Anblick der Gardemädchen dagegen lache sein Junggesellenherz.

Ein weiterer Vorwurf lautete, Häfele habe sich in Kösingen voreilig bereits eine Narrenkappe verpassen lassen. Dagmar Schwenk kündigte daher an, er werde nun Schritt für Schritt zum Narrenprofi umgebaut, so dass er nach sieben Jahren nicht mehr der sein werde, der er einmal gewesen sei. Als erstes gab's einen Narrenschal, den Häfele im Gemeinderat zu tragen versprach.

Dagmar Schwenk erließ den närrischen Haftbefehl. Häfele wurde von den Hexen gefesselt ins Rathaus zurückbefördert, wo sich alle an der Narrensuppe stärkten. Die Tradition der Absetzung des Bürgermeisters reicht zurück bis ins Jahr 1979, als Häfeles Vor-Vorgänger Anton Hegele nach den Schilderungen von Volker Mermi mitten in einer Schwächephase der Narrenzunft seines Amtes enthoben wurde.

Ankläger Voitl ist im Ruhestand

Erstmals hat Dagmar Schwenk als Präsidentin der Narrenzunft den Bürgermeister abgesetzt und die Anklage gegen ihn vertreten. Sie dankte dabei öffentlich Helmut Voitl. 17 Jahre lang war es seine Aufgabe gewesen, den früheren Bürgermeister Gerd Dannenmann aus dem Rathaus zu „vertreiben“. „Jetzt ist er in den Ruhestand gegangen und ich höre auch auf“, sagte Voitl.

Voitl ist mit Leib und Seele Fasnachter. Heuer absolviert der Ehrenpräsident der Narrenzunft und „Ritter vom Härtsfeld“ seine 55. närrische Saison. Er war viele Jahre Vizepräsident der Zunft und Mitglied des Elferrats. Seit 44 Jahren führt er die Chronik des Vereins. Mit Siegfried Durner hat er sich um die Gruppen beim Umzug in Neresheim gekümmert. Voitl war darüber hinaus von 1994 bis 2009 Mitglied des Gemeinderats und Vorsitzender der SPD-Fraktion.