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Gedenkstele

Stele erinnert an israelitische Gemeinde

Lauchheim / Lesedauer: 2 min

Bürgermeisterin Andrea Schnele weiht Gedenksäule in der Lauchheimer Höllgasse ein
Veröffentlicht:14.08.2018, 15:49

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Mit einer Gedenkstele erinnert Lauchheim an die israelitische Gemeinde, die von 1668 bis 1922 in der Deutschordensstadt bestanden hatte. Altbürgermeister Werner Kowarsch hat die Erinnerung an die Gemeinde in Stein gemeißelt. Die Stele ist jetzt in der Höllgasse aufgerichtet worden.

Der Stein steht am neuen Haus von Hans Peter Wiederspohn. Früher stand dort das Wohnhaus von Isaak Hess (1789 bis 1866), der zeitweilig der israelitischen Gemeinde vorstand und weit über die Stadtgrenzen hinaus Bekanntheit erlangte. In einer Feierstunde, zu der auch Gemeinderäte aus Westhausen erscheinen waren, dankte Bürgermeisterin Andrea Schnele ihrem Gemeinderatsmitglied Hans Peter Wiederspohn für die Bereitstellung seines Grundstücks „zur Markierung von Stadtgeschichte“ und ihrem Amtsvorgänger Werner Kowarsch für seine „bildhauerische Meisterleistung.“

Isaak Hess – ein publizistischer Pionier

Auch geschichtsbewusste Ellwanger Bürger wissen um Isaak Hess, dem seine Vorsteheraufgabe in Lauchheim nicht genügte. In Ellwangen nahm er einen zweiten Wohnsitz und erwarb als erfolgreicher Bibliothekar 1858 das damalige „Intelligenzblatt für den Jagstkreis,“ aus dem später die „Ipf-und Jagst- Zeitung“ hervorging. Auf dem jüdischen Friedhof in Aufhausen bei Bopfingen, wo auch die Lauchheimer Juden ihre Ruhestätte fanden, wurde Isaak Hess beigesetzt. Doch sein Grabstein, den man vor 50 Jahren dort noch sah, ist unerklärlicherweise verschwunden.

Daran erinnerte Werner Kowarsch als Vorsitzender des Lauchheimer Geschichts- und Altertumsvereins. Kowarsch blickte auch auf weitere Aspekte des jüdischen Lebens in der Stadt zurück: Die heutige Bleichstraße war noch bis vor wenigen Jahrzehnten als Judengasse bekannt. Bis 1965 standen dort im Areal eines Bauernhofes die Überreste der früheren Synagoge. Auch die sogenannte Judenschule, die sich seit über 100 Jahren in Privatbesitz befand und 2002 abgerissen wurde, ist vielen Lauchheimern ein Begriff gewesen.

Anregung für „Stolpersteine“ in der früheren Judengasse

Als 1933 die Nationalsozialisten an die Macht kamen, hatte Lauchheims jüdische Gemeinde, die 1922 aufgelöst wurde, schon zu bestehen aufgehört. Die sechs letzten verbliebenen jüdische Mitbürgerinnen wurden 1942 von den Nationalsozialisten deportiert.

Werner Kowarsch betrachtete in seinen Ausführungen auch das Judentum und Judenverfolgungen im Mittelalter. In Lauchheim habe es so etwas „Gott sei Dank“ nicht gegeben, sagte er. Kowarsch bat seine Amtsnachfolgerin, mit sogenannten Stolpersteinen auf einem Areal der heutigen Bleichstraße, der ehemaligen Judengasse, an die jüdischen Mitbürger zu erinnern.