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Grüppchen

Lauchheimer Pfarrer unter Kinderpornografie-Verdacht

Lauchheim / Lesedauer: 2 min

Bischof Fürst hat 39-jährigen Seelsorger von der Ostalb suspendiert – Die Ermittlungen laufen
Veröffentlicht:27.04.2014, 18:40

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Vor der katholischen Kirche Sankt Peter und Paul in Lauchheim (Ostalbkreis) stehen nach dem Erstkommunion-Gottesdienst Grüppchen beisammen. Es wird getuschelt. Die Kommunionkinder sollen nichts hören. Worte wie „unglaublich“ und „Sauerei“ fallen. Auf Handzetteln, die das bischöfliche Ordinariat an Kirchenbesucher verteilt hat, steht, der Gemeindepfarrer stehe im Verdacht, kinderpornografische Bilder zu besitzen. Die Polizei habe seine Wohnung am Donnerstag durchsucht, Bischof Gebhard Fürst habe ihn sogleich suspendiert.

Die Polizei bestätigt, dass Ermittlungen laufen, möchte Details aber erst später bekannt geben. Bis zur endgültigen Klärung des Sachverhalts müsse der 39-Jährige seine Aufgaben als Pfarrer der Seelsorgeeinheit ruhen lassen, teilt die Diözese mit. Der Betroffene habe die Gemeinde bereits am Wochenende verlassen und werde nun seelsorgerisch und psychologisch betreut.

Derzeit würden die in der Wohnung des Pfarrers sichergestellten Beweismittel gesichtet und geprüft, heißt es weiter. Eine Entscheidung zur Anklageerhebung stehe noch aus. Man habe die Besucher der Gemeindegottesdienste klar und ehrlich über den Verdacht informiert, sagt die stellvertretende Sprecherin der Diözese, Manuela Pfann , der „Schwäbischen Zeitung“.

Die Bistumsleitung hat am Freitag von der Kriminalpolizei Aalen von dem Verdacht erfahren. „Man ist schockiert, keine Frage, versucht aber auch, die Gemeinde und den Pfarrer nicht alleine zu lassen“, beschreibt Pfann das Vorgehen. In der kommenden Woche trifft die Diözesanleitung mit Vertretern der Kirchengemeinden der betroffenen Seelsorgeeinheit zu Beratungen zusammen. Dazu soll ein Moderator eingeschaltet werden, der die Kirchengemeindemitglieder betreut.

Rührig und leutselig

Der Pfarrer, der in einem Nachbarort aufwuchs und auch stellvertretender Dekan ist, galt in der Kleinstadt mit 5000 Einwohnern als rührig und leutselig. Mit vielen originellen Ideen trommelte er um Spenden für die aufwendige Sanierung der Pfarrkirche. Er öffnete die Kirche nach außen, veranstaltete Motorradfahrer-Gottesdienste und war zur Stelle, wenn er gebeten wurde, neue Industriehallen oder Volksfestkarussells zu segnen.

Deshalb sind Ungläubigkeit und Verunsicherung in Lauchheim nun groß: „Diese Vorwürfe sind entsetzlich“, sagt eine Kirchenbesucherin, und fügt hinzu: „Aber wir müssen die Ermittlungen abwarten.“ Das sei „unendlich bedrückend“, sagt einer. „Peinlich für Lauchheim“, findet es ein anderer.