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Kammermusikformation

Konzert auf Schloss Kapfenburg: Von verborgenen Schätzen

Lauchheim / Lesedauer: 3 min

Notos Quartett spielt am Donnerstag, 7. November, ein Konzert auf Schloss Kapfenburg
Veröffentlicht:22.10.2019, 17:01

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Mal stürmisch und aufbrausend, mal sanft und warm – in der griechischen Mythologie ist Notos einer der vier Götter des Windes. Und er ist Namenspatron einer der herausragendsten Kammermusikformationen der Gegenwart. Am Donnerstag, 7. November, gastiert das Notos Quartett um 19.30 Uhr im Trude-Eipperle-Rieger-Konzertsaal auf Schloss Kapfenburg.

Das Beschreiten außergewöhnlicher Wege gehört auch jenseits internationaler Bühnen zum festen Repertoire des Quartetts. So waren sie die Ersten, die im Zuge des „Echo“-Skandals 2018 ihren Preis zurückgaben. Sie hatten ihn erst ein Jahr zuvor als Nachwuchskünstler des Jahres erhalten. „Bis vor Kurzem war der ,Echo’ in unseren Augen der renommierteste und größte Musikpreis Deutschlands“, schrieben sie auf ihrer Facebook-Seite. „Die Tatsache, dass nun eben dieser Preis offenen Rassismus toleriert, ihm gar eine Plattform bietet und ihn auszeichnet, ist für uns nicht tragbar.“ Das junge Ensemble löste damit eine regelrechte Protestbewegung aus, renommierte Künstler wie Klaus Voormann, Igor Levit und Marius Müller-Westernhagen taten es ihnen gleich.

Der „Echo“ ist heute Geschichte, das Notos Quartett auf dem Weg ganz nach oben. Mut zahlt sich aus. Ebenso wie Neugier. Dank ihr gelang es dem Ensemble ein 53 Jahre lang verschollenes Meisterwerk Béla Bartóks (1881 bis 1945) wiederzuentdecken. Neben dem lange verborgenen Schatz stehen in Hülen Werke von Mozart und Schumann auf dem Programm.

Nach der Uraufführung in Vergessenheit geraten

Der Ungar Bartók war 17, als er das Klavierquartett c-Moll op. 20 schrieb. Das romantische Werk zeugt von einer außergewöhnlichen Begabung und Reife des jungen Komponisten. Doch nach seiner Uraufführung mit Bartók am Klavier geriet es in Vergessenheit und wurde nur noch ein einziges Mal in den 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts gespielt, ehe es ganz aus der Wahrnehmung der Öffentlichkeit verschwand. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Tauchte das Klavierquartett zwar noch in allen gängigen Werkslisten Bartóks auf, waren die Noten wie vom Erdboden verschluckt. Über die Listen wurde auch das Notos Quartett auf das Frühwerk aufmerksam. Da Klavierquartette eher selten sind, beschlossen die Musiker, gepackt von der Neugier, sich auf die Suche zu machen. Das Original, so fanden sie heraus, liegt im Bartók-Archiv in Budapest.

Doch dort wird es aus unerfindlichen Gründen unter Verschluss gehalten und die Anfertigung einer Kopie nicht gestattet. Also ging die Recherche rund um den Globus weiter. Die Beharrlichkeit wurde belohnt, in einem privaten Nachlass tauchte 2016 eine Kopie des originalen Manuskripts auf. Die Wiederentdeckung war eine kleine Sensation. „Als wir uns zur ersten Probe zusammengefunden haben – das war schon ein ganz besonderer Moment” erinnert sich Violinist Sindri Lederer. „Wir hatten nicht wirklich eine Idee, was uns da erwartet und wie es klingen wird. Und es klingt dann ja doch ganz anders als das, was wir von Bartók bis dahin kannten.“

Ganz anders, das trifft es. Denn gerade der romantische Impetus macht den Fund spannend. Er zeugt von einer bisher wenig beachteten, aber leidenschaftlichen Schaffensphase des jungen Bartóks. In ihr sind die Einflüsse seiner Vorbilder, wie etwa Johannes Brahms, deutlich zu spüren.