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Neudeutschland

90 Jahre ND auf der Marienburg

Hüttlingen / Lesedauer: 3 min

Am Wochenende große Jubiläumsfeier mit Kardinal Kasper, Weihbischof Renz und Annette Schavan
Veröffentlicht:28.08.2018, 15:46

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Seit 90 Jahren ist die Marienburg für den Bund Neudeutschland (ND) und neuerdings auch für die Katholische Studierende Jugend (KSJ) ein prägender Ort. Zu diesem Jubiläum vom 31. August bis 2. September werden sich mit vielen NDern weit über die Region hinaus auch besonders prominente Gäste einfinden: Walter Kardinal Kasper , der selbst mal ND-Gaugraf war, Weihbischöf Thomas Renz, Vatikan-Botschafterin i. R. Annette Schavan und andere.

Rückblick auf die Geschichte der einstigen Fuggerburg. 1927 wurde die Burg auf ihre Eignung als Heim für ND begutachtet. Niederalfingen erhielt den Vorzug vor dem mitkonkurrienden Wäscherschlössle. Zuvor war die Burg Bleibe für die Jugendbewegung „Wandervogel“, mit der es anfangs Auseinandersetzungen gab. Es gab sogar einen Überfall von Radaubrüdern, den der gerade anwesende Landesjustizminister Beyerle schlichtete, dessen Söhne NDer waren.

Ab 1928 bestimmten dann endgültig die NDer das Leben auf der Burg. Allerdings nur für acht Jahre.1936 mussten sie der Hitler-Jugend weichen. Schon ein Jahr zuvor hatte die Gestapo Abhöreinrichtungen installiert.

1942 zog eine französische Kavallerieabteilung der unter Masrchall Petain mit den Deutschen paktierenden Vichi-Regierung in die Burg ein. Die Truppe zog sich in den letzten Kriegstagen nach Sigmaringen zurück, wo sie von de Gaulles Truppen gefangen genommen und später als Kollaborateure hingerichtet worden sein sollen.

1945 konnte ND die Burg wieder in Besitz nehmen. Und da erwies sich die langjährige Burgköchin „Tante Lina“ als Glücksfall. In diesen schweren Notzeiten fütterte sie mit vielen Großstadt-Jugendlichen auch viele hungrige Burgbesucher aus der Umgebung durch – nicht zuletzt die Georgspfadfinder – die ihren Gau nach der Burg benannt hatten.

Johann Baptista Sproll besucht Südmarktreffen

Für viele unvergessen 1947 der Besuch des von den Nazis aus seiner Diözese verbannten Bekennerbischof Johann Baptista Sproll . Obwohl der Schwerkranke nur auf einem Tragsessel befördert werden konnte, besuchte er das ND-Südmarktreffen mit 400 Beteiligten. Nach einer Wallfahrt zur Hüttlinger Marienkapelle mit dem geistlichen ND-Leiter Pater Esch SJ an der Spitze weihte er das Niederalfinger Bollwerk als Marienburg.

Aber auch darüber hinaus waren alle ND-Treffen unter dem Motto ihres Bundes „Neue Lebensgestaltung in Christus“ auf der Burg jedes mal ein Ereignis fürs ganz Hüttlingen – unter anderem die jährlichen Lager der Kölner NDer, vor allem jedoch 1956 das Europa-Lager, bei welchem an der Dorfkapelle ein Sühnekreuz errichtet wurde, und 1957 das Ernst-Reuter-Dorf mit Berliner Jugendlichen. Zum Leben auf der Burg hat nicht zuletzt der Verein „Heimatliebe Niederalfingen“ mit eigenen Festen beigetragen.

1963 bis 1966 wurde mit Spenden und viel persönlichem Einsatz von NDern der denkmalgerechte unauffällig eingepasste Anbau errichtet, durch den die Burg zu einer zeitgemäßen Freizeitstätte wurde. Die Burg wird seither genutzt von der KSJ. Mit Blick auf sie wurde der Mietvertrag 2012 durch unermüdlichen Einsatz des damaligen Burgbeauftragten Bernd Brasse (Ellwangen) erneut verlängert – von Kirchengemeinde, von Firm- wie Ministrantengruppen, von kirchlichen und weltlichen Vereinen, von Schulklassen, von Sprachkursen, Chor- und Musikgruppen, von jungen Erwachsenen und Familien. Dabei erwiesen sich ein neu geschaffener Speisesaal als Glasanbau und andere Umbaumaßnahmen nützlich.