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Fehde

Streit unter Rockern endet in Schießerei

Heidenheim / Lesedauer: 3 min

Polizei durchsucht Wohnungen und stellt mehrere Hieb- und Stichwaffen sicher – Weitere Auseinandersetzungen sind nicht auszuschließen
Veröffentlicht:08.04.2016, 12:32

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Bei den niedergeschossenen Opfern des Rockerstreit s in Heidenheim handelt es sich um Brüder. Die beiden sind nach wie vor in Lebensgefahr, wie die Staatsanwaltschaft Ellwangen am Freitag mitteilte. Die drei Tatverdächtigen gehören der Gruppe „Black Jackets“ an, die angeschossenen Brüder den „United Tribuns“. Die Staatsanwaltschaft prüfe derzeit für alle drei Beschuldigten die Haftfrage. „Man kann davon ausgehen, dass wir möglicherweise ein Mordmerkmal haben“, sagte Staatsanwalt Armin Burger.

Auslöser der Schüsse war demnach eine seit einiger Zeit laufende Fehde. Was genau dahinter steckte, war zunächst unklar. „Letztendlich geht es in diesen Gruppierungen immer um Geschäfte, um Revierkämpfe, um Bezug zum Drogenhandel“, sagte Burger . Vor einem Geschäft in der Innenstadt kam es zu einem Streitgespräch, in dessen Verlauf einer der Beteiligten unvermittelt eine Schusswaffe zog. Er schoss dem 29-Jährigen drei Mal in den Oberkörper, dem 25-Jährigen in den Bauch. Beide Männer schweben noch in Lebensgefahr und befinden sich in Kliniken.

AlleTatverdächtigen noch am gleichen Tag festgesetzt

Zwei der Tatverdächtigen wurden kurze Zeit nach der Tat im Zuge der Fahndung in Giengen festgenommen. Sie waren mit dem bei der Tat verwendeten Fluchtauto unterwegs. Der dritte Tatverdächtige wurde in den Abendstunden in einer Wohnung in Giengen von Spezialkräften festgenommen.

Die Staatsanwaltschaft Ellwangen prüft derzeit bei allen drei Beschuldigten die Haftfrage. Gegen die 23, 25 und 30 Jahre alten Männer laufen umfangreiche Ermittlungen. Die Polizei hat am Donnerstag im Raum Heidenheim und Giengen mehrere Wohnungen durchsucht. Hierbei wurden zahlreiche Hieb- und Stichwaffen sichergestellt.

Umfangreiche Kontrollen

Rund 60 Personen aus dem Bekanntenkreis der beiden Verletzen kamen nach der Tat im Raum Heidenheim/Ulm zusammen. Die Polizei führte umfangreiche Kontrollen durch, bei denen Hieb- und Stichwaffen sichergestellt wurden. Laut eigenen Angaben wolle die Polizei „nicht auszuschließenden weiteren Auseinandersetzungen mit weiterer verstärkter Präsenz und Kontrollmaßnahmen“ begegnen.

In Baden-Württemberg gibt es 86 Niederlassungen von Rockergruppen und rockerähnlichen Gruppen mit 2400 Mitgliedern. Nach Angaben des Innenministeriums hat der Südwesten die größte Dichte bundesweit. Die meisten Rocker zählen sich den vier großen Gruppen Bandidos, Gremium, Hells Angels und Outlaws. Rockerähnliche Gruppen wie die United Tribuns oder die Black Jackets haben im Südwesten knapp 500 Mitglieder. Die Clubs sind fast über den ganzen Südwesten verteilt. Schwerpunkte gibt es um Stuttgart, Ulm, Heidenheim, Aalen, Schwäbisch Gmünd, Villingen-Schwenningen und am Bodensee.

Rockergruppen haben einen hierarchischen Aufbau und leben nach eigenen strengen Regeln. Sie sind überwiegend in Motorradclubs organisiert. Ihre Zusammengehörigkeit zeigen sie durch das Tragen gleicher Kleidung, ihrer Kutten oder Abzeichen. Das Landeskriminalamt zählt pro Jahr rund 60 Strafverfahren gegen Rocker. Allerdings sei von einer deutlich höheren Dunkelziffer an Straftaten auszugehen. Die Gruppierungen betreiben Rauschgift-, Waffen- und Menschenhandel. Die Mitglieder sind oft gewalttätig, haben Morde, Totschlag sowie Körperverletzung begangen