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Windräder werden mal zum Entsorgungsproblem

Ellwangen / Lesedauer: 4 min

Bei der Besichtigung des Bürgerwindparks Virngrund ging es um mehr als nur die Anlagentechnik
Veröffentlicht:17.05.2017, 19:29

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Was macht Windräder so lukrativ? Warum haben die Stadtwerke Tübingen und nicht die Stadtwerke Ellwangen den Windpark Ellwanger Berge entlang der A 7 gebaut? Und was passiert eigentlich in 20, 25 Jahren mit den Anlagen? Um diese und viele weitere, Fragestellungen ist es am Mittwoch bei einer der Besichtigungen des Bürgerwindparks Virngrund gegangen. Bei einer Frage waren sich die Experten vor Ort übrigens ganz schnell einig. In 20 Jahren müsse sich in Deutschland niemand mehr über Windräder aufregen, dann werde es nämlich kaum noch welche geben.

Die Errichtung des Bürgerwindparks Virngrund durch die Stadtwerke Ellwangen ist seinerzeit ohne große Widerstände über die Bühne gegangen. „Wir hatten das große Glück, dass wir mit unserem Projekt früher dran waren als andere“, räumte Willi Gresser , Geschäftsführer der Stadtwerke Ellwangen, bei der Windparkführung, organisiert von der VHS Ostalb, am Mittwoch unumwunden ein. Aber auch noch ein anderer Aspekt habe bei der Akzeptanz des Windparks eine gewichtige Rolle gespielt.

Stadtwerke Ellwangen wollten auch in Rosenberg-Süd bauen

An dem Bürgerwindpark ist die Energiegenossenschaft Virngrund, mit mehr als 340 Mitgliedern, zu 26 Prozent beteiligt. Bürger können auf diese Weise von den Erträgen, die die Anlage abwirft, direkt partizipieren. Und diese Erträge sind durchaus üppig, wie Gresser aufzeigte. Bei einer Investitionssumme von rund 16 Millionen Euro produzieren die insgesamt drei Windräder im Bürgerwindpark um die 20 Millionen Kilowattstunden im Jahr – für die es wiederum einen Vergütungssatz von 8,8 Cent pro Kilowattstunde gebe. Unter dem Strich gehe man davon aus, dass die drei Anlagen jedes Jahr satte Gewinne abwerfen. Mit einer Rendite von sechs Prozent pro Jahr werde über die gesamte Laufzeit von mindestens 20 Jahren gerechnet, erklärte Gresser, der in diesem Zuge keinen Hehl daraus machte, dass die Stadtwerke Ellwangen auch den Windpark Rosenberg-Süd und den Windpark Ellwanger Berge nur allzu gerne gebaut hätten. Um beide Standorte hätten sich die Stadtwerke Ellwangen beworben, in beiden Ausschreibung dann aber den kürzeren gezogen, weil die Konkurrenz dem Verpächter der Flächen, der Landesforstverwaltung, offenbar höhere Pachtzahlungen in Aussicht gestellt hatte. Und so hätten am Ende Auswärtige, die EnBW Windkraft Projekte GmbH (Rosenberg-Süd) und die Stadtwerke Tübingen (Ellwanger Berge), den Zuschlag erhalten. Was Gresser ausdrücklich bedauerte. Auch die hohe Zahl der Windräder bewertete Gresser kritisch. Die „Verdichtung“ sei mittlerweile „über dem Ziel“. Aber, so Gresser weiter, der Windradbauboom gehe in unserer Region spätestens im kommenden Jahr zu Ende, „weil dann alle Konzentrationsflächen restlos bebaut sind“

Und in 20, spätestens 25 Jahren, habe sich das Thema Windkraft aus Sicht von Gresser vermutlich sogar ganz erledigt. Dann gebe es andere Techniken und viele Windparks, auch der Bürgerwindpark im Virngrund, für den zwei Hektar Wald abgeholzt wurden (ein Hektar wurde Vorort zwischenzeitlich wieder aufgeforstet), würden wieder verschwinden. Übrigens auf ziemlich martialische Art und Weise: Die Riesentürme müssen laut Gresser gesprengt werden.

Stören Windräder das meteorologische Gleichgewicht?

Die Einschätzung zur Zukunft der Windkraft teilte bei dem Vorort-Termin auch der Diplom-Ingenieur Heinrich Esch, Energieexperte und VHS-Referent. Esch beleuchtete das Thema Windkraft auf vielfältige Weise. Er monierte, den volkswirtschaftlichen Aspekt. Aus einer Anschubfinanzierung für die Förderung von Windkraft sei eine Dauersubvention geworden, die der Verbraucher teuer bezahle. Es finde eine „Umverteilung von unten nach oben statt“. Weiter wies er auf die Infraschallproblematik hin. In Dänemark sei aus diesem Grund jetzt sogar ein Windradbaustopp verhängt worden. Ein weiteres Problem, das vielen Leuten vermutlich überhaupt nicht bekannt ist: Wissenschaftler vermuten, dass Windräder das meteorologische Gleichgewicht durcheinander bringen könnten – zumindest an Standorten, wo sie massiert stehen. Unwetterfronten würden dadurch verlangsamt. Noch sei diese These aber nicht zweifelsfrei bewiesen, so Esch.

Heikel werde laut Esch auch die Entsorgung der Windräder beziehungsweise der Rotoren, die aus nicht recycelbaren Verbundwerkstoffen hergestellt seien. Es werde noch sehr interessant, wie hier die Abfallentsorgung aussehen soll, ließ Esch die wenigen, dafür aber sehr engagierten Zuhörer wissen, die sich angeregt mit den Experten und auch untereinander austauschten.