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Winterlesung

Wenn Kinder nicht mit der Wahrheit rausrücken dürfen

Ellwangen / Lesedauer: 4 min

Ellwanger Buchstützer brillieren mit ihrer Lesung „Sag's nicht Mama!“ im Palais Adelmann
Veröffentlicht:25.02.2018, 12:56

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„Sag's nicht Mama!“ Mit diesem amüsanten und erfrischenden Stück von Judith Mielke haben die Ellwanger Buchstützer bei ihrer Winterlesung am Freitagabend vor mehr als 50 Zuhörern im Palais Adelmann brilliert.

Mama Elvira ( Heike Dietrich ) feiert ihren 70. Geburtstag und versammelt ihre drei erwachsenen Kinder, die längst eigenständig und aus dem Haus sind, um den gedeckten Kaffeetisch. Das freudige Ereignis wollen die Gäste zum Anlass nehmen, ihrer sittsamen Mutter zu beichten. Da ist zum einen Hetti (Uschi Dow), die sich von ihrem Mann Wolf-Dieter getrennt hat, sich scheiden lassen will und wieder zu Mama ziehen will. Zu Mama zieht es aber auch Marion (Diana Scherer), sie hat ihre Arbeitsstelle verloren, jobbt und muss aus ihrer Wohnung ausziehen, weil sie pleite ist.

Last but not least ist da Rüdiger (Werner Schindhelm), der endlich auch gegenüber Mama sein Geheimnis lüften, eine Generalbeichte ablegen und ihr offenbaren will, dass er schwul ist und mit einem Mann zusammenlebt. Noch dazu hat Rüdiger besagten Heribert (Andreas Müller) zu Mamas Geburtstag eingeladen, der schwule Lebenspartner kann jeden Augenblick vor der Tür stehen. Die Zeit drängt also für alle drei Kinder, um Mutter ins Bilde zu setzen. Aber wie es nun mal bei einem runden Geburtstag ist, kommen immer wieder Gratulanten aus der Nachbarschaft, um der frisch gebackenen 70-Jährigen Glück und Gesundheit zu wünschen. Köstlich, wie der Erzähler, Jürgen Volmer, den jeweiligen Besucher ankündigt: „Es klingelt an der Tür...“

Man unterhält sich darüber, dass das Tragen von Hüten leider aus der Mode gekommen sei, über Manieren, Diät und Tee, und darüber, dass Rüdiger als Kind beim Fußballspielen im Salon eine Sammeltasse der Mutter kaputt gemacht hat. Omnipräsent ist dabei immer Gottfried, der vor fast zehn Jahren verstorbene Mann Elviras, Vater der Kinder und ehemaliger Stadtrat. Für ihn ist ein Platz am Kaffeetisch reserviert, und Mutter redet mit ihm: „Nicht wahr, Gottfried?“ Da kann Rüdiger noch so oft sagen: „Papa ist tot!“ Nebenbei öffnet Mama ihre Geburtstagspost. Und in dem Stapel ist ein Brief ihres Arztes. Der Mediziner will ihr aber nicht gratulieren, sondern mitteilen, dass die ärztliche Untersuchung ergeben hat, dass sie an einer Herzschwäche leidet und sich nicht aufregen darf. Was für ein Schock für die Kinder, die ihre Mutter nun vor jeglichem Trouble schonen müssen. Das war es dann wohl mit der Lebensbeichte. Von nun an heißt es nur noch „Aber sag's nicht Mama!“

Rüdiger muss schnellstens seinen Freund ausladen. Doch er erreicht ihn telefonisch nicht, sodass er ihn abfangen muss. Die Schwestern schicken ihn in den Heizungskeller, weil angeblich die Heizung ausgefallen ist und er sie, obwohl er zwei linke Hände hat, wieder in Schwung bringen soll. Bibbernd und in Winterkleidung sitzen sie im Wohnzimmer. Und Marion verschwindet unter einem Vorwand auch, weil sie ganz dringend eine Kundin im Massagesalon bedienen muss.

In dieser Situation schneit Heribert ins Haus. Und Mama Elvira und er entdecken viele Gemeinsamkeiten, insbesondere die Liebe zu Hüten. Der Gast wird ob seiner Komplimente ins Herz geschlossen. Beide holen Mamas Hutschachteln aus dem Schlafzimmer. Heribert versucht Elvira beizubringen, dass er und Rüdiger ein Paar sind. Doch sie reden aneinander vorbei. Irgendwie kommt Heribert auf Kater zu sprechen, und Mama meint, dass ihr Sohn Alkoholiker ist. Hetti stellt Heribert schließlich als Marions neuen Freund vor.

Am Ende des Stückes hat Elvira selbst eine Überraschung in petto, sie verlässt die Geburtstagsfeier und fliegt mit ihrem Freund Konrad nach San Francisco. Zuvor gibt Mama preis, dass sie die Geheimnisse ihrer Kinder längst weiß. Eine köstliche Komödie mit tollen Vorlesern.